| Serie/Zyklus: Thursday Next, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Thursday Next wird als Heldin im ganzen Land gefeiert, nachdem sie den Erzschurken Acheron Hades besiegt, die Protagonistin Jane Eyre gerettet und auch noch dem Roman ein neues, besseres Ende verpasst hat. Eigentlich sollte alles prima für die Agentin des Special Operations Networks sein, doch das Gegenteil ist der Fall: Sie muss ständig zu irgendwelchen Public-Relations-Veranstaltungen und Talkshows, kann aber über nichts reden, da alle ihr Stillschweigen verordnet haben: Die ganze Sache mit dem Fall Jane Eyre ist Top Secret. Ihren Vorgesetzten ist sie sowieso ein Dorn im Auge und man plant, sie kaltzustellen. Doch dies ist noch eines ihrer kleineren Probleme, denn die Goliath Cooperation setzt Thursday unter Druck und will von ihr wissen, wie sie in die Bücher springen konnte. Als Thursday ablehnt, wird kurzerhand ihr Ehemann mit einem Zeitparadox aus der Welt genichtet, und dies soll erst rückgängig gemacht werden, wenn Thursday kooperativ ist. Die Lage verschärft sich, als eine Organisation, die sich JurisFiktion nennt, ihr mitteilt, dass sie wegen der Änderung des Romans Jane Eyre angeklagt wird. Ort der Verhandlung ist Kafkas Roman Der Prozess. Als wenn das nicht genug wäre, kommt noch, dass jemand versucht sie umzubringen, und während sie versucht mit all den Schwierigkeiten fertig zu werden, kommt ihr Vater und eröffnet ihr, dass die Welt sich in wenigen Tagen in rosa Schleim verwandeln wird und sie die Erde retten muss. Zum Glück hat sie ja Thursday Next sonst nichts zu tun.
Der zweite Roman um Thursday Next setzt die Geschichte ohne Lücke fort und bietet dem Leser eine ebenso gute Unterhaltung wie Band 1. Die Geschichte ist sogar noch verdrehter und verrückter geworden, doch bis der Roman zu Ende ist, findet alles ein Ende, auch wenn einige Handlungsstränge in den Fortsetzungen behandelt werden. Ganz ohne Zweifel bietet Autor Jasper Fforde mit seiner Buchagentin ein sehr innovatives Stück Phantastik. Das Einzige, was man dem Roman vielleicht vorwerfen kann, ist eine etwas chaotische Handlungsführung. Man gewinnt ein wenig den Eindruck, dass der Autor vor Ideen übersprudelt und alles in ein Buch packen möchte. Dies führt dazu, dass eben nicht alle Handlungsfäden zu Ende gebracht wurden und manches sogar gar keinen Abschluss findet. Auf der anderen Seite bekommt man ein wahres Feuerwerk der Ideen geboten, die nicht selten im unmittelbaren Bezug zur Buchwelt stehen. Besonders alles, was mit JurisFiktion in Verbindung steht, spielt nur auf die Welt der Bücher an. Nicht umsonst nimmt Thursdays Anwalt mit ihr Kontakt in Form von Fußnoten auf. Betrachtet man die Inhaltsbeschreibung, will man gar nicht recht glauben, dass dies der Inhalt von nur einem Buch ist, und dabei fehlen noch viele Subplots, wie die Mammutwanderung, die Zeitreise mit ihrem Vater, die nächtliche Dämonenjagd oder das ominöse, plötzlich wiedergefundene Shakespeare-Stück mit Titel Cardenio. Dieses Stück gab es übrigens wohl tatsächlich und es ist in der Tat verloren gegangen. Allerdings bietet Jasper Fforde eine logische Begründung, warum dies so ist.
Fazit: Selten bekommt man heutzutage so ein innovatives phantastisches Buch geboten. Der Autor verfolgt so viele Handlungsfäden, dass der Leser kaum Zeit findet, das Buch wegzulegen, und es einem Wunder gleichkommt, dass sich Jasper Fforde nicht in seinen Handlungsfäden verwickelt. Ganz klar: Langeweile kommt in diesem höchst gelungenen Roman nicht auf.
9 von 10 Punkten.