Serie: Die Zeit-Verschwörung, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Im Jahre 4 vor Christus, in einer Keltensiedlung im (noch) keltischen Britannien bekommt die junge Brica ihr erstes Kind. Die Geburt ist jedoch komplikationsreich und das Überleben der Mutter steht auf Messers Schneide. Kurz vor ihrem Tode spricht Brica plötzlich einige Verse in Latein - einer Sprache, die sie eigentlich weder sprechen noch verstehen sollte. Der Händler Cunovic, ein naher Verwandter Bricas, versteht Latein und schreibt mit. Die Verse entpuppen sich als Vorhersage der nächsten Jahrhunderte und der Herrschaft der Römer über die Insel in der Nordsee. Im weiteren Verlauf beschreibt Stephen Baxter anhand der verwandtschaftlichen Verästelungen Bricas im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte, wie es dem keltischen Stamm der Brigannten während der Besetzung der Römer ergeht, und schildert historische Ereignisse wie den Bau des Hadrian-Walles (an dem ein zukünftiger Verwandter Bricas sehr gut verdient ...), die Zuwendung des römischen Imperiums zum Christentum und den langsamen Verfall des Reiches, sowie schlussendlich den Abzug der Römer aus Britannien.
Der Roman ist sehr zweischneidig zu betrachten. Wenn man von der Prämisse ausgeht, einen fantastischen Roman vor einem liegen zu haben - was ja der Zyklustitel "Die Zeit-Verschwörung" impliziert, so ist man recht bald grenzenlos entäuscht. Zwar wedeln alle möglichen Protagonisten im Verlauf der fast 600 Seiten mit der Prophezeihung herum, die immer mal wieder auftaucht oder verschwindet, jedoch gibt es keine Hinweise darauf, was der sogenannte "Weber des Zeitteppiches" mit seiner Botschaft erreichen möchte oder ob er überhaupt einen irgendwie gearteten Einfluss auf die Geschichte nimmt. Vielleicht ist er ja in einer völlig anders entstandenen Zukunft und biegt sich mit seiner Botschaft die Geschichte erst so hin, wie wir sie aus dem Geschichtsunterricht kennen. Fantastisches ist in diesem Roman nicht viel zu finden - nun, eigentlich gar nichts. Freude der naturwissenschaftlichen SF, wie man sie bisher von Baxter kennt, werden entäuscht sein.
Wenn man sich für historische Romane intereressiert, so hat man hier eher einen Roman seiner Wahl. Zwar flutschen unter Baxters Feder die Jahr nur so dahin und er macht einige große Sprünge in der Geschichte - immerhin überbrückt er mit 600 Seiten 400 Jahre der englischen Historie - aber man erfährt als interessierter Leser viel über die damaligen Lebensweisen und den Zerfall des römischen Reiches. Einige Gegebenheiten in Baxters Geschichte entsprechen zwar nicht der realen Historie, jedoch weist er explizit auf die entsprechenden Stellen in einem Nachwort hin.
Was bleibt also? Ich habe keine Ahnung, nur die Gewissheit, dass in Band 2 des Zyklus die SF ebenso spärlich auftreten wird.
Zwiespältige 5 von 10 Punkten (Themaverfehlung?)