Serie: Die Zeit-Verschwörung, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Es war ein schwerer Tag, an dem Bricas Kind Nectovelin geboren wurde. Eine schwierige und schmerzhafte Geburt. Und es ist der Tag, von dem Cunovic, sein Onkel, glaubt, dass der Weber des Zeitteppichs seine Finger im Spiel hat. Und als das Kind endlich auf der Welt ist, murmelt die Mutter lateinische Verse, die sie eigentlich nicht kennen sollte. Cunovic, der Lateinisch gelernt hatte, schrieb mit und stellt bald fest, dass die Worte der sonst so stillen Bricas eine Prophezeiung darstellen.
Gut vierzig Jahre später lässt der römische Kaiser Claudius seine Legionen nach Britannien einmarschieren. Wie bekannt, sind die Römer zwar zahlenmäßig unterlegen, aber ihre strategischen Fähigkeiten zeigen, dass sie überlegen sind. Die Niederlage von Caratacus 51 nach Christus besiegelt Britanniens Schicksal. Allerdings wird in diesem Punkt die Prophezeiung falsch gedeutet. Die Römer breiten sich auf der Insel weiter aus, und die Prophezeiung gerät in Vergessenheit. Weitere 250 Jahre später ist das Christentum längst zur Staatsreligion geworden. Kaiser Konstantin sammelt Truppen für den Kampf im Osten des Imperiums, um dort wieder Ruhe und Frieden einkehren zu lassen. Mit dem Mordanschlag auf Kaiser Konstantin scheint sich aber die Prophezeiung wieder zu erfüllen.
Matthew Woodring Stover und John Maddox Roberts griffen die Thematik der römischen Besetzung Britanniens auf, sodass die Erzählung von Stephen Baxter nichts Neues anzubieten hat. Im Gegenteil, vieles erinnert mich viel zu sehr an andere Autoren, als dass ich in Imperator etwas Neues entdecken könnte. Zudem versucht er hier, in relativ kurzer Zeit ein paar Jahrhunderte Zeitgeschichte aufzuarbeiten, was er anhand der Erzählung nur mit großen Sprüngen durchführen kann. Dies wirkt sich auf die Lesbarkeit des Romans nicht positiv aus. Ich bin mir nicht sicher, was Stephen Baxter erzählen wollte. Einen historischen Roman, dann sind seine erfundenen Persönlichkeiten und die Prophezeiung verkehrt. Einen Fantasy-Roman, dann sind zu viele historische Fakten enthalten, die mir den Spaß verderben. Und dann der Reihentitel Die Zeit-Verschwörung. Für einen Zeitreiseroman fehlen eindeutige Hinweise, für einen epischen Roman die entsprechende Länge. Das Buch liest sich recht nett, und der englische Schriftsteller scheint sich sehr gut in der Geschichte Roms und Britanniens auszukennen, aber dieses Wissen setzt er auch bei seinen Lesern voraus. Im Großen und Ganzen wird nur die Geschichte Britanniens unter der Herrschaft des römischen Reiches erzählt. Ich versuche meine Erwartungshaltung bei ihm nicht in den Vordergrund treten zu lassen. Er als hervorragender Autor wird natürlich an seinen eigenen und anderen hervorragenden Romanen gemessen. Er startet hier den Versuch mit einer neuen Reihe und scheitert kläglich. Seinem zweiten Band gebe ich keine großen Chancen.
Stephen Baxter kann, wenn er will, aber hier wollte er wohl, weil er nicht anders konnte.