Serie: Primeval, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Nick Cutter und sein Team - Stephen Hart, Abby Maitland, Connor Temple, Jennifer Lewis sowie drei Mitglieder einer militärischen Spezialeinheit - verschlägt es im Auftrag James Lesters, des Leiters des ARC (Anomaly Research Center), in den peruanischen Regenwald.
Nicht nur, dass dort einer der beiden Söhne Sir Charles Bairstows, eines hohen britischen Regierungsbeamten, bei der Begegnung mit einem unheimlichen Wesen während eines Touristen-Tripps im Dschungel sein Leben verlor, sondern auch ein ehemaliger Student Cutters, welcher in Peru archäologische Forschungen betreibt, berichtet dem Professor von merkwürdigen Vorkommnissen, die erstmalig die Existenz einer Zeit-Anomalie außerhalb Englands zu belegen scheinen.
In Peru erweist sich die Lage als äußerst brisant: Paramilitärisch organisierte Söldner versuchen den überlebenden Sohn Bairstows zu ermorden, der Kontaktmann des Teams vor Ort ist alles andere als rechtschaffen und im Dschungel löschen mehrere Saurier der Gattung „Thylacosmilus“ ein ganzes Eingeborenendorf aus.
Cutter und seine Mannen haben alle Hände voll zu tun, sowohl am Leben zu bleiben als auch die Bestien in ihre Zeit zurückzuschicken.
Während sich die ersten beiden Primeval-Mini-Staffeln in Großbritannien - die dritte befindet sich derzeit (Frühjahr 2009) in Ausstrahlung - nach dem Motto „Die spinnen, die Briten!“ als veritabler Quotenbringer erwiesen, fristet die TV-Show bei unserer aller Lieblingsserien-nach-vier-Episoden-absetz-Sender, Pro7, eine Art Nischendasein. Über die Ursachen kann man spekulieren. Ich persönlich tendiere zu der kühnen Annahme, dass das deutsche Publikum anspruchsvoller als das Inselvölkchen ist ... zumindest, was TV-Serien betrifft, denn die Serie zeichnet sich neben nicht immer gelungenen Monsteranimationen vor allem durch zwei Aspekte aus: Unlogik und Figuren, die sich im Angesicht vielfältiger Gefahren permanent so verhalten, als wären sie im zarten Kindesalter mit einem Klammerbeutel gepudert worden. Wenn schon mein neunjähriger, waffenaffiner Sohn fragt: „Papa, warum geht die Frau alleine und nur mit einer kleinen Pistole bewaffnet in den Raum, in dem sich das 10 Meter große Krokodil befindet, und macht nicht einmal das Licht an?“, dann fällt selbst mir als in der Phantastik Bewandertem keine auch nur annähernd plausible Antwort ein.
Nichtsdestotrotz: Lässt man sich dazu herab, diesen eklatanten Schwächen keine Beachtung zu schenken, erweist sich die TV-Serie schnell als rasante, trashig-charmante, humorvolle Fernsehkost.
Und an dieser Stelle kommen wir auf den Roman zu sprechen: Er ist dröge! Dem Roman fehlen die Leichtigkeit und Unernsthaftigkeit, welche die Vorlage auszeichnen.
Saviles Stil ist zwar routiniert und gefällig, was angesichts der Erfahrung des Autors im Segment der Franchise-Romane nicht weiter überrascht, und es gelingt ihm durchaus, (vermeintliches) peruanisches Lokalkolorit zu generieren, aber darüber hinaus mangelt es der Geschichte vollkommen am „Sense of Wonder“. In großen Teilen kommt sie als langatmiger 08/15-Spionage-Thriller mit austauschbaren, eindimensionalen, stereotypen Figuren vor exotischem Hintergrund daher; und jene mystery(ösen) Szenen, welche Anomalien- und Saurier-Jagd im Fokus haben, leiden im Prinzip an denselben Schwächen, die auch die TV-Shows plagen - Unplausibilität und Einfachheit -, nur dass das Ganze in geschriebenen Worten und in Ermangelung bewegter Bilder weitaus ermüdender wirkt.
Ein Randproblem besteht darin, dass der Roman „besetzungsmäßig“ der TV-Serie hinterherhinkt, d. h. nicht jede auftretende Hauptfigur weilt noch unter den Lebenden, was die Story in ein historisches, unwirkliches Licht taucht.
Fazit: zwar gefällig geschrieben, aber ohne den phantastisch-trashigen Charme der zu Grunde liegenden TV-Show zu langatmig und zu wenig originell, um wirklich fesseln zu können.
Im Schatten des Jaguars - die Rezension von Erik Schreiber