Titel: Im Haus der Kröte Eine Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Richard L. Tierney ist ein hierzulande völlig unbekannter amerikanischer Schriftsteller. Nicht einmal im "Das Lexikon der Horrorliteratur" von Fantasy Production findet sich ein Eintrag, und so ist der interessierte Leser vor allem auf amerikanische Internetseiten angewiesen, möchte er mehr über diesen Autor in Erfahrung bringen. Richard L. Tierneys schriftstellerische Arbeit konzentriert sich nicht nur auf das Schreiben von Romanen, sondern es existieren auch einige Kurzgeschichtensammlungen und Gedichte von ihm, wobei die meisten bereits in den achtziger Jahren erschienen.
James A. Kerrick ist ein moderner Schatzjäger, der vor allem im südamerikanischen Dschungel nach Relikten aus der Zeit mittlerweile längst untergegangener Völker sucht und diese dann an den Meistbietenden verkauft. Kein ganz risikoloses Gewerbe, und so nimmt er die sich ihm bietende Gelegenheit wahr auszusteigen. Seinen letzten Fund, der selbst für ihn als visiertem Kenner der südamerikanischen Völker etwas sehr Ungewöhnliches darstellt, konnte er für eine stattliche Summe an den Privatsammler J. Cornelius Wassermann verkaufen. Gerne kommt er der Einladung Wassermanns nach, ihn in seinem Haus zu besuchen. Dort bietet dieser ihm an, in seine Dienste zu treten, was Kerrick mehr oder weniger ausschlägt, denn die Atmosphäre, die in Wassermanns außergewöhnlichem Hause herrscht, und das puppenhafte Benehmen dessen weiblicher Angestellten lassen Kerrick zögern. Immerhin kann Wassermann ihn überreden, noch ein wenig länger in St. Regis, seiner Heimatstadt, zu verweilen. Bevor James A. Kerrick sich versieht, wird er in eine Auseinandersetzung hineingezogen, die seine Vorstellungskraft sprengt und ihm ganz neue Einblicke in die Welt, wie er sie zu kennen glaubt, bringt.
Richard L. Tierney verfasste mit "Im Haus der Kröte" einen Roman, der sehr an das Werk H.P. Lovecrafts angelehnt ist. Lovecraft findet neben anderen bekannten Genre-Schriftstellern sogar ausdrücklich Erwähnung in der Handlung, wird er doch als jemand dargestellt, der tatsächlich einen Einblick hinter die Realität erhalten hat und seine Eindrücke und sein vermeintliches Wissen in Kurzgeschichten einfließen ließ.
Die Handlung an sich ist nicht besonders kompliziert und recht einfach auf dem Punkt gebracht. Wassermann versucht mittels der u. a. von Kerrick gefundenen Artefakte ein Tor zu öffnen, durch welches dann die Großen Alten in die Realität zurückkehren könnten. Kerrick, der durchaus nicht willens ist, bei diesem Plan mitzuwirken, stemmt sich gegen Wassermann und seine Helfer. Der gesamte Roman wird aus der Sicht Kerricks erzählt, eine zweite Handlungsebene fehlt. Zudem wird sehr schnell deutlich, wie die Gesamthandlung verlaufen wird. Überraschende Wendungen bleiben die Ausnahme, und so stellt der Roman keine großen Ansprüche an seine Leser.
Der Roman ist flüssig erzählt und bietet sprachlich keine größeren Herausforderungen. Tierneys Stil ist der Handlungszeit seines Romans angepasst und soll einfach nur unterhalten. Höhere Ansprüche sollte man an "Im Haus der Kröte" auch nicht stellen, und so kann ein interessierter Leser durchaus die Taschenbuchausgabe dieses Romans, sollte es eine geben, abwarten.