Serie: Weltendämmerung, Band 1 Eine Rezension von Petra Berger |
Die Anwältin Ruth Gallagher und der Archäologe Jack Churchill beobachten einen brutalen Mord. Der Anblick des Mörders ist so entsetzlich, dass beide in Ohnmacht fallen und der Polizei keine eindeutige Beschreibung des Täters geben können.
Als beide merken, dass das Ereignis immer mehr ihr Leben beeinflusst und sie aus der Bahn wirft nehmen sie Kontakt zueinander auf um sich gegenseitig zu helfen und mehr über den Täter und das Opfer herauszufinden.
Doch je mehr sie herausfinden desto verworrener wird die Geschichte. Bei dem Täter handelt es sich um einen Nachtgänger, ein Formorii, einen Dämon. Nur wenige Menschen können sie erkennen und alleine ihr Anblick treibt Menschen in den Wahnsinn. Einst bedeckten sie die Welt mit Dunkelheit und nun sind sie zurück um erneut die Herrschaft über die Menschen und ihre Welt anzutreten. Sie sind nicht nur für unzählige Morde verantwortlich, sie sorgen auch dafür, dass immer wieder überall im Land der Strom ausfällt oder der Verkehr zusammen bricht. Es ereignen sich immer mehr unerklärliche Ereignisse und langsam bricht unter den Menschen eine Panik aus.
Nur die Brüder und Schwestern des Drachen können die dunkle Invasion aufhalten. Schnell wird klar, dass Ruth und Jack zu der Gemeinschaft gehören. Sie müssen vier mächtige verloren gegangene Artefakte finden, die einst von dem Volk Tuatha de Dannan auf der Welt versteckt wurden. Mit diesen Artefakten können Ruth und Jack das goldene Volk auf die Welt zurückholen, damit sie die Nachtgänger vom Antlitz der Erde tilgen.
Bei den Artefakten handelt es sich um einen magischen Stein, das Speer des keltischen Gottes Lugh, eine Schale, bei der es sich um den heiligen Gral handeln soll und ein mächtiges Schwert. Zuerst müssen Ruth und Jack die anderen Geschwister der Drachen finden denn nur gemeinsam können sie die Artefakte finden.
Eine Truppe von Verlierern und kaputten Typen findet sich zusammen und keiner hat Hoffnung die Aufgabe zu erfüllen. Jack hadert seit zwei Jahren mit dem Tod seiner Freundin und hat jegliches Interesse an der Welt verloren. Ruth verlor ihren Vater und Onkel kurz hintereinander, sie ist eine emotional gestörte Frau die keine Gefühle zulässt. Laura wurde als Kind von ihrer Mutter misshandelt und verstümmelt und ist zu keinerlei Beziehung fähig. Ryan Veitch ist ein Mörder, der seit der Tat mit immensen Schuldgefühlen lebt. Nur Shavi scheint ein halbwegs normaler junger Mann zu sein der der Welt und der Magie offen gegenübersteht. Wie sollen es diese fünf unterschiedlichen Menschen schaffen die Artefakte zu finden, ein verbanntes Volk zu befreien und die Welt vor der Dunkelheit zu retten?
Kommentar:
Hier haben sich fünf Menschen gefunden die alles andere als Helden sind. Sie müssen ihre Ängste und Vorurteile überwinden und Vertrauen zueinander fassen. Das ist nicht einfach, leidet doch jeder von ihnen unter traumatischen Ereignissen. Der Autor beschreibt langsam und gefühlvoll, wie diese fünf Menschen ihre Talente entdecken und zueinander finden. Dabei übertreibt er es nicht sondern lässt jeder Person Zeit und Raum sich zu entfalten. Jack ist der geborene Anführer. Er kann Streit schlichten und die Leute dazu bringen, zusammen zu arbeiten. Ruth ist der Fels in der Brandung. Sie entdeckt ihr Talent für Magie und bekommt Hilfe einiger magischer Wesen. Ryan ist der Kämpfer und Stratege, er entwickelt die Angriffspläne gegen die Fomorii. Shavi ist der Schamane, er kann mit den Geistern des Landes reden und erbittet ihre Hilfe. Nur Laura bleibt ein Rätsel. Mit ihrer spitzen Zunge und ihrem Misstrauen treibt sie die Gruppe oft an den Rand des Wahnsinns aber auch sie erfüllt ihren Zweck. denn dadurch, dass sie die Pläne immer wieder anzweifelt und hinterfragt bringt sie die Freunde dazu umsichtig und durchdacht zu agieren. Hilfe bekommen die Freunde von einem alten Mann Namens Tom der Dichter. Doch dieser verrät immer nur soviel wie gerade nötig ist und umgibt sich mit Geheimnissen.
Der Roman spielt im hier und heute und ist dadurch noch beeindruckender. Schottland und Irland werden immer schon mit Magie und Mythen verbunden und bei der Beschreibung der Landschaften glaubt man als Leser sofort an eine Anderswelt und fremde Wesen. Viele Teile der Landschaft sind noch unberührt und alte Legenden haben dort die Zeit überdauert. Wie schon die fünf Gefährten denkt auch der Leser darüber nach, ob die Errungenschaften der Zivilisation wirklich das Beste für Land und Menschen sind. Soll man die Nachtgänger wirklich aufhalten oder soll man den Dingen ihren Lauf lassen? Ist die Rückkehr der Magie und der fremden Wesen wirklich so bedrohlich wie es scheint oder kann daraus nicht auch etwas Gutes erwachsen? Die Zweifel, Überlegungen und Ängste machen die fünf Gefährten sehr symphatisch und menschlich. Sie agieren niemals sinnlos sondern stellen ihre Handeln fortwährend in Frage. Das macht das Buch so glaubhaft und realistisch.
Leider ist der deutsche Titel wieder alles andere als passend. Ebenso das Titelbild, denn Drachen sind in diesem Roman nur eine Randerscheinung.
Fazit: Ein spannender und beeindruckender Fantasy Roman der zum nachdenken anregt aber trotz allem begeistert. Eine Wohltat zwischen den all den banalen Romanen, die man leider zurzeit in den Fantasy Regalen der Buchhandlungen findet. Für Leser, die etwas mehr möchten.
Von mir die volle Punktzahl