Serie/Zyklus:Robert Langdon Reihe Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen aus Beltershausen, 6 CDs - 412 Minuten Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz. |
In dem schweizerischen HighTech-Unternehmen CERN wird ein grausamer Mord begangen. Ein führerender Wissenschaftler wird ermordet und mit dem Symbol eines alten Geheimbundes gebrandmarkt, zumindest behauptet dies Robert Langdon, der von Maximilian Kohler, dem Direktor von CERN, hinzugerufen wurde.
Der Grund für den Mord wird sehr bald offenbar: Der Mann hat zusammen mit seiner Tochter Vittoria Vetra an Experimenten mit Antimaterie gearbeitet. Es ist Vater und Tochter gelungen, kleine Mengen von Antimatierie zu stabilisieren und zu lagern. Um zu beweisen, dass auch größere Mengen gehandhabt werden können, wurde eine Menge von einem halben Gramm gelagert. Diese Probe ist gestohlen worden und der Behälter, in dem sich die hochkritische Masse befindet, hat eine Batterie, die das Schutzfeld für 24 Stunden aufrecht erhält. Bricht das Feld zusammen, kommt es unweigerlich zu einer Explosion, die alles vorher Dagewesene in den Schatten stellt. Nicht lange, und der Behälter taucht auf: im Vatikan.
Zusammen mit Vittoria Vetra macht sich Langdon nach Rom auf und kommt mehr und mehr hinter die ganze Tragweite des Verbrechens: Ein anonymer Anrufer, der sich als Illuminat ausgibt, kündigt an, dass um Mitternacht die Bombe, die im Vatikan verborgen ist, das Zentrum der katholischen Kirche auslöschen wird und dass bis dahin vier Kardinäle, die entführt wurden, sterben werden, und zwar in aller Öffentlichkeit. Doch es sind nicht irgendwelche Würdenträger - nein, es sind die Favoriten der zu diesem Zeitpunkt stattfindenden Papstwahl. Nach dem Tod des alten Papstes beginnt gerade die Konklave der Kardinäle - ohne die vier besagten Geiseln. Robert Langdon und seine Begleiterin jagen nun auf einer makabren Schnitzeljagd durch Rom gegen die Zeit. Der Assassine der Illuminati scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein.
Das Buch ist der Stoff, aus dem die Bestseller sind. Jedem Verleger wäre sofort klar geworden, dass dieses Buch Potential enthällt.
Brown spielt mit einem Gigantismus, wie er größer nicht sein könnte, und bedient sich an Mythen und baut ein Verschwörergeflecht auf, gegen das sein Protagonist Robert Langdon ankämpfen muss. Klar, so etwas kommt an. Aber man merkt auch teilweise die Naivität, die in dem Werk steckt und die für viele vergleichbare Bestseller so typisch ist.
Zwei Wissenschaftler binden, ohne das Wissen ihrer Kollegen und des Direktors ein halbes Gramm Antimaterie? Das Ganze wird gelagert in einem eher primitiven System? Oder die Art des Behälters: Zunächst wird er als Schutzvorrichtung beschrieben, die 24 Stunden hält - d. h. mindestens 24 Stunden. Später geht die Bombe aber pünktlich hoch.
Der Aufbau des Buches ist so klar, dass die Jagd nach den vier Kardinälen wenig Spannung bringt. Und dann macht Brown noch etwas, das fast schon als Entmündigung des Lesers verstanden werden muss. Immer wieder kommen Anmerkungen, die auf kommende Ereignisse hinweisen. Zum Beispiel die Szene am Anfang, in der Langdon mit Kohler an dem Schwebeschacht vorbeikommt und Langdon erfährt, dass ein Quadratmeter Stoff einen Fall um 10 % reduziert. Danach kam der Kommentar: "Er wusste noch nicht, dass ihm dieses Wissen das Leben retten würde." Damit hat er natürlich die Spannung aus einer Schlussszene genommen. Aber gut: Das Buch richtet sich an die breite Masse und die braucht vielleicht solche Hinweise.
Das Buch hat auch seine guten Momente, und auch wenn es klar ist, dass Langdon kaum eine Chance hat, die Kardinäle zu retten, ist doch die Schnitzeljagd sehr gelungen.
Das etwas überraschende Ende jedoch war dann ziemlich aufgesetzt. Es waren ein paar Wendungen zu viel und dann geht alles zu glatt. Wie bei James Bond wird die Bombe in letzter Sekunde aus dem Vatikan gebracht. Alles, was danach kommt - ich will jetzt nicht den Schluss verraten - ,ist schon ein wenig haarsträubend. Alles ist schnell als kniebrecherische Methode entlarvt, ins Buch am Ende einige Paukenschläge einzubauen. Es wäre lohnenswert gewesen, wenn Brown dieses Ende noch einmal überdacht hätte.
Somit kann zusammenfassend gesagt werden: Illuminati ist ein spannendes Buch, das den Leser durchaus fesselt. Andererseits bleibt die Logik teilweise auf der Strecke und das opulente Ende wirkt irgendwie schal.
6 von 10 Punkten.
Man kann ja geteilter Meinung über Hörbücher sein. Manch einer mag vielleicht eine zu emotionale Erzählweise nicht, da diese den Hörer beinflusst, aber was Ralph Herforth bietet, ist an Emotionslosigkeit kaum noch zu unterbieten.
Auch dem Spannungsbogen trägt er kaum Rechnung und nur selten steigert er seine Stimme, um den Leser noch mehr zu fesseln. Schade, denn Ralph Herforth hat eine angenehme, klare Stimme. Aber er ist eben Schauspieler und kein professioneller Sprecher.
Es ist keineswegs überraschend, dass der Bastei Lübbe Verlag demnächst eine alternative Fassung dieses Hörbuchs, gesprochen von Wolfgang Pampel, herausbringt. Es besteht Hoffnug, dass diese Version gelungener ist.
Abstriche müssen auch bei der restlichen Ausstattung gemacht werden: Im Buch findet man Grafiken der Illuminati-Symbole, und auch wenn das Hörbuch in dieser Hinsicht an Grenzen stößt, hätte man doch im Booklet die Grafiken abdrucken können. Weitere Minuspunkte erhält dieses Hörbuch für die unsinnige Verpackung in einer 6-CD-Hülle (man kennt diese ja von den alten Doppel-CDs). Man kann das Ding kaum aufmachen, ohne dass eine CD unbeabsichtigt herausfällt. Das nervt nur noch. So bleiben letztendlich für die Hörspielproduktion nur 4 von 10 Punkten, da das Produkt fast in jeder Hinsicht verbesserungswürdig ist.
Illuminati - Rezension des Buches