Serie / Zyklus: ~ vorgestellt von Ulrich Blode |
Howard Waldrops Ihre Gebeine spielt in den Sümpfen und Bayous des Mississippideltas. Es ist eine Gegend, die sich in die seltsame Handlung einpasst. Die Protagonisten finden sich alle abseits ihrer vertrauten Welt wieder.
Anfang des 21. Jahrhunderts liegt die Erde im Sterben. Der dritte Weltkrieg hat stattgefunden und die Menschen sehen ihrem Ende entgegen. Die Amerikaner schicken ein Kommando rückwärts in die Zeit der dreißiger Jahre im 20. Jahrhundert, um Korrekturen vorzunehmen. Der Versuch scheitert. Madison Yazoo Leake geht als Vorhut durch das Zeitfeld und strandet in einer Parallelwelt. Der Rest der Soldaten landet in einer anderen Zeit.
Waldrop schildert vornehmlich die Erlebnisse Leakes. Dieses Amerika wird noch von seinen Ureinwohnern bewohnt, mit Europa und Afrika besteht ein lockerer Handel und die Araber sind dort die größte Kultur. Das Christentum ist über die Bedeutung einer kleinen Sekte nicht hinausgewachsen und die Römer wurden im zweiten Punischen Krieg besiegt. Das alles erfährt Leake von den arabischen Händlern. Leake wird von einem Indianerstamm aufgenommen und letztlich entscheidet er sich bei ihnen zu bleiben.
Die 150 Mitglieder des Kommandos landen ebenfalls nicht in der Zielzeit, anscheinend aber in der richtigen Welt. Sie bekommen Kontakt zu Indianern und verbreiten unter diesen ungewollt die Grippe, weil die Indianer keine körpereigenen Abwehrkräfte gegen die Krankheit haben. Es kommt zu einem Konflikt und die Soldaten verschanzen sich in Erdbunkern, werden nach und nach getötet. In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts stoßen Archäologen in einer Erdschicht aus einer Zeit vor dem 16. Jahrhundert auf Pferdeschädel, die von Kugeln durchschlagen sind. In einer hektischen Ausgrabungsarbeit, die Gegend wird nämlich überflutet, findet man mehrere Hinweise auf die Zeitreiseexpedition, u. a. ein Tagebuch. Doch ist es unwahrscheinlich, dass die Erkenntnisse breites Gehör finden.
Leake macht sich in einem Teil des Buches auf, einige seiner "Stammesgenossen" aus den Händen der Huasteken zu befreien, ist weitgehend siegreich, fackelt aber das halbe Mississippidelta mit seinen Phosphorgranaten ab. Zuletzt findet die Zentrale ihn, doch er droht ihnen und das Zeitfeld wird abgeschaltet. Leake entschließt sich bei seinem Stamm zu bleiben.
Howard Waldrop hat einen brillanten Roman über die Vergänglichkeit geschrieben. Die langsam erzählte Handlung passt sich dem entgegenkommenden Ende an. Die Charaktere sind gut dargestellt, ohne die Gedankenwelt näher zu schildern. Manchmal empfindet die Geschichte als spannungsarm. Der trockene Humor Waldrops macht sich häufig bemerkbar und verleiht der Geschichte ihre Einzigartigkeit. Ein ruhiges Buch.