| Regie: Winrich Kolbe Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Ein Stützpunkt auf einem Jupitermond wird von einer unbekannten Macht angegriffen. Die Bewohner, Zivilisten und junge Kadetten unter der Führung von Jonah Trager können sich kurz vor der völligen Zerstörung des Mondes in Fluchtkapseln begeben und in den freien Raum flüchten. Sie werden von Professor Karteez A. Rumla aufgenommen, der mit seinem riesigen Raumschiff gerade des Weges kommt.
Wie er der Führungsmannschaft der Station, unter ihnen Trager, der aufmüpfige Blade, der Mediziner Charles Nickels sowie die Kadetten Jacques Caano und Jeleca Uvan, erklärt, ist vor vielen Jahren im Dschungel von Sumatra ein Meteor niedergegangen. Ein Stück Kristall hat die hohen Temperaturen des Wiedereintritts überstanden und konnte im Laufe der Zeit von Rumla als Datenträger identifiziert werden. Auf ihm waren Koordinaten zu finden sowie Baupläne für ein Raumschiff - eben dieses auf dem sich die Flüchtlinge nun befinden. Da sich der Feind mit einen gewaltigen Raumschiff unaufhaltsam nähert, beschliesst man die Flucht ins Unbekannte und aktiviert eine Art Hyperraumantrieb, der das Schiff in eine Galaxis fern jedlichem bekannten Orientierungspunkt schleudert. Man kann nicht einmal sagen, ob man sich noch in der "normalen" Zeit befindet. Vor ihnen taucht ein völlig mit Eis überzogener Planet auf, eine Landung wird beschlossen.
Am nächsten Tag schickt Trager zwei Expeditionen los, eine zu Fuss, die die nähere Umgebung erkunden soll - sowie zwei Beiboote. Diese entdecken im Orbit des Planeten (warum hat man die bei der Landung nicht schon entdeckt?) ein Schiff gleicher Bauart als das, welches die Jupiterstation angegriffen hatte. Bei einem Kampf mit Gleitern des Feindes gelangt ein Vertreter der Ausserirdischen Rasse an Bord von Caano auf die Oberfläche des Eisplaneten - normalerweise scheinen sie von einer Art Energieschirm von einer Annäherung abgehalten zu werden.
Der Ausserirdische dringt in das Mutterschiff ein und entführt einige Besatzungsmitglieder - mit einem Beiboot kann er wieder in den Orbit fliehen.
Die Bodenexpedition trifft auf Rumla, der sich für einen Höhleneingang fasziniert - gemeinsam beschliessen sie, diese zu erforschen und stossen auf indianisch gekleidete Menschen von der Erde. Diese sprechen zwar eine andere Sprache, jedoch wird die Gruppe um Rumla in eine grosse Kaverne geführt, in der sich ein riesiger Kristall befindet - von eben diesem Kristall stammte das Stück, das in Sumatra gefunden wurde. Ein riesiger Datenspeicher, der unglaublich viel Wissen in sich trägt - die junge Eleni, die sich hinter den Expeditionen hinterhergeschlichen hatte, scheint eine Art telepathischen Kontakt mit dem Kristall aufnehmen zu können.
Im Mutterschiff erscheint den Menschen jedoch plötzlich eine Art Kristallwesen, das aus Elenis Mund Caano auffordert, sich mit ihm zu verbinden und die entführten Menschen im Orbit zu befreien. Dieser lässt sich darauf ein und mutiert zu einer Art kristallinen Hippiemessias - plötzlich transferiert auf das Feindschiff kann er alle Ausserirdischen besiegen und die meisten der Entführten befreien. Nach der Rückkehr jedoch der Schreck: ist diese Aktion denn nicht unbemerkt geblieben, eine grosse schwarze Wolke nähert sich dem Planeten und droht ihn einzuhüllen - welche Waffe hier zum Einsatz gekommen wäre beleibt Spekulation, denn der Eisplanet entpuppt sich als eine Art Raumschiff und taucht durch den "Hyperraum" in ein völlig anderes Sonnensystem. Gerettet!
Trashige Science Fiction-Filme der 60er Jahre treffen hier auf modernes CGI. Ice Planet wurde während des Start up-Booms von der Firma H5B5 Media AG entwickelt und abgedreht, um ihn als Pilotfilm einer möglichen Serie zu verkaufen. Nur wollte ihn anscheinend niemand, denn seit mehreren Jahren hört und sieht man nichts mehr von dem Projekt. Was auch nicht ganz verwundern mag, denn offenbar wollten die Produzenten des Films wirklich alles richtig machen und packten in den Pilot alles was in der SF vorkommen kann. Mächtige mysteriöse Feinde à la Babylon 5, Schiffe die an Perry Rhodan erinnern, Uniformen die wohl von Buck Rogers (und zwar der alten Serie) inspiriert wurden, Telepathen, seltsame Menschen dort wo sie eigentlich gar nicht sein dürften (wie in Stargate) und den üblichen Mischmasch einer Crew aus Führer, Aufmüpfigem, Introvertiertem, Schöner und Weisem. Darüber noch eine pseudoreligiöse Sosse getarnt als ausserirdisches Beschützerwesen aus Kristall - dessen Motive im Hintergrund bleiben.
Als ich Ice Planet gesehen habe, versuchte ich gar hölzerne Dialoge und schlechte Schauspieler zu ignorieren und mir einzureden, dass die Auswahl des Sets durchaus eine Geschmacksfrage sei - und darüber lässt sich bekanntlich streiten. Hingerissen war ich von den CGIs von John Schlag (Star Trek: Generations und Jurassic Park), die wirklich wunderschön sind. Das Eintauchen des Mutterschiffes - ich habe den Namen leider nicht behalten, aber der ist ja nebensächlich - in den Hyperraum ist eine der schönsten Überlichtreise-Szenen die ich bisher gesehen habe.
Bis dann aus dem Kadetten Caano Superkristallman wurde, durch das feindliche Schiff tobte und posierlich mit den Extremitäten hin und her wedelte - das hat mir gereicht, um dem Film eindeutig dem Trash-Genre zuzuordnen. Nix wars mit guter deutschen Science Fiction. Die Lehre aus Ice Planet mag sein: Weniger ist oft mehr.
Hier war es eindeutig zu viel. Mir auch.
Bewertung: 5 von 10 Punkten (aber auch nur wegen den tollen Special Effects)