Titel: Ice: Hüter des Nordens |
"Gut", krächzte sie. "Du hast gewonnen."
Er strahlte sie an wie eine Trickfilmfigur. "Gebt sie frei!"
Die Weinranken zogen sich zurück und dieses Mal versuchte Cassie nicht, wegzulaufen. Stattdessen bliebt sie regungslos am Boden liegen und redete sich ein, das sei alles Teil ihres Plans. Doch im Grunde wollte sie einfach nur weinen.
Inhalt:
Für Cassie ändert sich ihr interessantes, aber eintöniges Leben in der Arktis jäh, als sie bei einer Expedition auf dem Eis einen riesigen Eisbären sieht. Nachdem sie ihrem Vater davon berichtet hat, wird dieser panisch und möchte sie sofort aufs Festland schicken. Was Cassie nun erfährt, macht sie sprachlos: Die Geschichten ihrer Großmutter sind wahr - ihre Mutter ist in der Festung der Trolle gefangen! Um sie zu retten, muss das Mädchen den Eisbären heiraten, der nicht nur über magische Kräfte verfügt, sondern auch sprechen kann. Schon bald entwickeln die beiden Gefühle füreinander - aber ein Fluch bedroht ihre Liebe...
Buchaufmachung:
Eines der schönsten Softcover in meinem Regal, ganz eindeutig! Die violetten und weißen Tönen vermitteln wunderbar die zauberhafte Stimmung, der Eisbär auf dem unteren Teil spiegelt den Inhalt wieder und das halbe Mädchengesicht mit der Eisrose sieht einfach nur toll aus. Wäre nicht dieser hässliche Nagellack auf den Finger, wäre es glatt perfekt. Aber ich kann wohl drüber hinwegsehen, weil es ansonsten einfach atemberaubend aussieht.
Meine Meinung:
"ICE: Hüter des Nordens" hat mich schon von Anfang an mit dem Klappentext und der wunderschönen Gestaltung in den Bann gezogen, weswegen ich wusste, dass ich es einfach lesen muss. Zwar konnte es mich nun nicht gänzlich überzeugen, aber doch für einige schöne Lesestunden sorgen - das reicht doch schon fast ;)
Sarah Beth Durst beginnt ihre Geschichte schon sehr spannend mit der Geschichte über die Tochter des Nordwinds, die die Frau des Eisbären werden will. Diese wurde Cassie in jungen Jahren immer von der Großmutter erzählt. Und auch danach wird nicht lange gefackelt, denn schon auf den nächsten Seiten begegnet Cassie zum ersten Mal ihrem Bären. Die kalte Umgebung und das Leben in der Station werden sehr bildlich und in einem faszinierend geschwungenen Stil beschrieben - so hatte ich von Anfang an das Gefühl, mit der Protagonistin da zu sein.
Nachdem ich mich anfangs gegen diesen Vergleich gesträubt hatte, muss ich letztendlich doch zugeben: Das Werk erinnert stark an ein Märchen. Die Welt, in der alles spielt, wirkt verzaubert und innovativ, hebt sich ab. Von der Geschichte geht eine starke Magie aus, die aber auch eine sanfte Moral hat: Für seine Liebe zu kämpfen, gleichzeitig aber auch loslassen zu können. Das wird dem Leser schön, aber ohne Zeigefinger aufgezeigt.
Auch die Charaktere sind wie aus einer alten Erzählung: Eher spärlich beschrieben und oft eher Schwarz-Weiß. In gewisser Weise passt genau das aber auch. Cassie ist eine sympathische Hauptfigur voller Trotz und Mut, die aber zum Ende hin ein bisschen ärgerlich wird. Sie ist absolut egoistisch, ja, schon fast egozentrisch und kümmert sich kein Stück um das Wohlergehen dessen, was dort in ihr wächst - alles, was ihr wichtig ist, ist, Bär zu finden. Sie nimmt alles in Kauf, wobei sie mehrmals in große Gefahr gerät. Tut mir Leid, aber dafür hatte ich kein Verständnis! Mal ganz abgesehen davon, dass es mir sowieso recht unwahrscheinlich erscheint, dass das kleine Ding überlebt haben soll, so oft wie Cassie stürzt, irgendwo hinunterfällt oder an einen Ort geschleift wird...
Ihr Eisbär, der im gesamten Buch nur 'Bär' heißt, istder Partner schlechthin. Liebevoll, zärtlich, gutmütig, magisch, zauberhaft...Hach. Aber obwohl man das alles kennt, hat er doch einen gewissen Reiz. Kurz, ich mochte ihn! Am meisten gefallen allerdings hat mir Großvater Wald, den man einerseits versteht und andererseits hasst. Er ist eine der wenigen Personen, die nicht klischeehaft sind. Die Nebenfiguren dafür wurden oftmals nur angerissen, was ich sehr schade fand.
Anders als man es durch den Klappentext erwarten könnte, geht es gar nicht vordergründig um Cassies und Bärs Liebe und ihr Zusammenleben, sondern das Buch ist vielmehr ein Abenteuer, denn sie muss sich auf eine lange, gefahrvolle Reise begeben. Der phantastische Aspekt kam trotzdem nicht zu kurz und gefiel mir sehr in der Ausführung. Allerdings wird vieles im Buch meiner Meinung nach viel zu kurz abgehandelt - was wohl an der geringen Zahl von nur 291 Seiten liegen mag. Hier hätten einige mehr eindeutig gut getan!
Der Schluss ist dann wieder sehr originell, gut ausgearbeitet und interessant. Die Auflösung und Cassies Kampf um ihre große Liebe und gleichzeitig im ihren Seelenfrieden sind toll zu lesen und richtig, richtig spannend. Ihr war doch fast überrascht, was für eine gute Wendung alles nahm und wie sehr es mich tatsächlich überraschen konnte. Und letztendlich bin ich also wirklich zufrieden mit diesem Werk.
Fazit:
Mit "ICE: Hüter des Nordens" hat die Autorin eine wirklich schöne und vor allem originelle Geschichte in einer tollen Landschaft mit Abenteuern, Gefahren und einer Prise Romantik geschaffen. Manches allerdings ging mir zu schnell und die Hauptperson hat mich durch den heftigen Leichtsinn doch öfter geärgert, weshalb ich 1 Punkt abziehe. Aber das Lesen kann hier eindeutig nicht schaden!