Titel: Hungriger Mond / Das Kettenbriefmassaker Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Seltsames geschieht im Dörfchen Moonwell. In dem weltabgelegenen Städtchen, inmitten einer ausgedehnten Moor-Heide-Landschaft, erscheint eines Tages der Wanderprediger Goodwin Mann. Die Bewohner führen ein beschauliches und recht ereignisloses Leben in der englischen ländlichen Abgeschiedenheit. Innerhalb kürzester Zeit gelingt es jedoch Goodwin Mann, die Bewohner des Ortes in seinen Bann zu schlagen. Die Menschen des Städtchens werden bald zu willfährigen, religiösen Fanatikern. In ihrer Verblendung hegen sie Abneigung, Misstrauen und Hass gegen jeden Fremden und die wenigen Warner, die bei Verstand geblieben sind, werden von den Dorfbewohnern absichtlich übersehen.
Das kleine Moonwell birgt jedoch ein weitaus gefährlicheres Geheimnis als jenes, dass der Laienprediger und selbsternannter Teufelsaustreiber Goodwin Mann vor seinen Leuten verbirgt. Als sich Mann in eine dunkle Druidenhöhle in der Nähe begibt, erwacht der äonenalte Mondgott der Kelten. Seine Kraft erweist sich als stärker als alles andere und das kleine Städtchen verliert die Verbindung zur restlichen Welt. Und damit beginnt die Nacht des dunklen Mondes und eine damit verbundene Herrschaft des Keltengottes.
Das Kettenbriefmassaker
Jack Orchard ist Besitzer einer Videothek im kleinen beschaulischen Städtchen New Brighton in England und ein zufriedener Mensch. Bis zu dem Tag, an dem ihn sein Glück verlässt. Der liebevolle Familienvater, der mit Frau und Kind zusammen lebte, wird vom Unglück heimgeholt. Das Pech ereilt ihn im Brand seines Geschäftes, der ihn von jetzt auf gleich zu einem mittellosen Menschen werden lässt. Da erinnert er sich an einen Kettenbrief, der verspricht, ihm wieder das Glück zurückzubringen, wenn er dreizehn davon weiterversendet. Sein Glück bleibt ihm weiter fern, statt dessen nehmen unheilvolle Dinge ihren Lauf.
Ramsey Campbell ist ein anspruchsvoller Autor, der schriftgewaltig wie kein Zweiter, anderen Schriftstzellern des Horror-Genres weit überlegen ist. Für seine Handlung sucht er immer wieder Orte seiner englischen Heimat aus. Das Buch ‚Hungriger Mond’ wurde im jahr 1986 geschrieben und somit 18 Jahre alt. Für das Alter ist die Geschichte aber immer noch lesenswert. ‚Hungriger Mond’ geht weit über die engen Grenzen eines Gruselromans hinweg, entführt die Leser seitenweise in phantastische Tiefen. Als ein phantastischer Roman ist er in diesem ‚phantastischen Bücherbrief’ mehr als nur gut aufgehoben. Hier fasst der Autor das Grauen in das Geschehen des Dorfes ein. Der leidenschaftliche Einsatz für eine Sache, in diesem Fall die Religion des Goodwin Mann, Angst und Anspannung rauben dem Leser den Atem. Die Beschreibungen des Hauptdarstellers und seiner Nebendarsteller sind Überzeugend, die Gespräche untereinander glaubwürdig. Ein paar kleiner Schwächen beim Handlungsaufbau fallen dabei nicht ins Gewicht. Der Nachteil ist jedoch, dass die absolute Machtfülle durch eine kleine Beschwörung der Sonne zu Ende geht.
Herr Campbell baut sehr gekonnt seine schriftstellerischen Schauplätze auf. Er wechselt sehr oft die erzählenden Blickwinkel. Damit verschafft er den Lesern einen umfassenden Eindruck in das Städtchen und seine Bewohner.