Titel: HUNGER – Die Zombie-Horror-Anthologie Eine Besprechung / Rezension von Andre Skora |
David Grashoff und Pascal Kamp haben ihre Krallenhände in das fleischliche Dasein der deutschen Autorengemeinde geschlagen, um der Spezies Zombie eine Anthologie zu widmen. NEIN dies ist keine Lobpreisung auf erotische und glitzernde Wesen die in den letzten Jahren über die Kinoleinwände und LCD Schirme der Nation flimmerten, sondern ein Blick auf die harte Wirklichkeit. So werden uns 22 Geschichten und dazu passende Grafiken in broschierter Aufmachung geboten! Das Cover deutet einem den Weg!
Zum Inhalt:
So damit man sich ein besseres Bild machen kann, werde ich hier auf die einzelnen Storys kurz eingehen. Nach dem Vorwort der Herausgeber geht es auch schon mit der ersten Story aus der Tastatur von Boris Koch namens Fleischspenden los. Zwei ungewöhnliche Typen gehen ihren Streifendienst in einer absurden Gesellschaft in der Zombies mit ein paar Auflagen unter uns leben, nach. Während ihres Dienstes kommt es dann zu einer alltäglichen Streifendienstszene die zu lösen ist. Zynismus spielt eine Rolle.
Weiter geht es mit Der letzte Rockstar von Manfred Lill. Hier dürften wir an einem Konzert von Hector dem Superstar schlechthin teilnehmen. Eine besondere Art Lieder zu intonieren hat Hector dabei schon.
JIHAD von Tobias Backmann folgt dem ganzen. Hier werden Zombies als Sklaven, welche das nationale Rauschmittel Jihad ernten, gehalten. Ihr Eigner spielt dabei eine dubiose Rolle und erweist sich als sehr seltsamer Mensch.
Mit einem Gourmet erfreut uns dann André Wiesler. Hier schreibt er sich in SMS Form seine Schuld von der Seele, wobei das wohl nur an seiner ausweglosen Situation liegen dürfte. Aber trotz allen kann Wiesler es nicht lassen und deckt dunkle Seiten vom Grashoff auf.
In Apocalypse Marseille versetzt uns Andreas Gruber in ein endzeitliches Frankreich. Dort lässt er einen Geldeintreiber, der kurz vorm Ableben steht, mal eben etwas auf den Putz hauen.
Wenn Zwölfjährige sich die Nasen an den Kinovorschauvitrinen plattdrücken, dann liegt das wohl daran, dass sie für richtige Filme noch zu jung und für Kinderfilme zu alt sind. Aber welche Phantasien sich in den Köpfen dieser Halbstarken bilden können, bringt uns Christoph Marzi in Die schreckliche Insel der Hungrigen Zombies näher.
Im Stile alter B-Movies geht es in Die Tankstelle der lebenden Zombies von Markus K. Korb weiter. Markus zeigt dabei auf, was passiert wenn eine Gruppe Verlierer an einer Tankstelle ihren Abend verbringen und dabei erfahren das die Toten aus ihren Gräber aufstehen und die Lebenden angreifen.
Bis der Tod uns scheidet aus der Feder von David Grashoff füllt als nächstes die Buchseiten. Hier wird aufgezeigt, welche Opfer jeder Einzelne bringen muss, um nicht zum Zombie zu werden.
Weiter geht es mit einem Blick auf die deutschen Poetry Slam Bühnenkultur. Torsten Sträter bringt uns diese und einen abgewrackten Slammer der auf seltsame Weise sein Publikum gewinnt in All Killers, no Fillers näher.
Was passiert, wenn das Virus ausgebrochen ist und man sich nicht sicher sein kann, wer infiziert ist und wer nicht erfährt man in Die Hungrigen Lebenden. Fabian Mauruschat lässt hier Kerkermeister und Opfer nicht nur aufeinander treffen sondern auch die Grenzen transparent erscheinen.
Was einem Mann passieren kann, wenn sich Ehefrau und Mutter immer zur selben Jahreszeit in die Haare bekommen, schildert Michael Siefener in Zombie. Die Story ist wohl als Hinweis an alle Medikamenteinnehmenden Ehemänner zu verstehen.
Anstalten – Zombies ? Michael Tillmann bringt uns in Das Himmelreich der Autisten genau diese Thematik näher. So erlebt man die direkte Nachinfektionszeit und die damit verbundenen Änderungen aus Sicht eines Autisten.
Arbeiten bis über den Tod hinaus und dass in einer verlorenen und vergessenen Gegend. Das ist noch nicht genug, den dieses auch noch für einen Ausbeuter. Dieses beschreibt Christian von Aster in Für die Statistik.
Wenn man sich in einem Mietshaus zu sehr der Leidenschaft hingibt und nicht genau weiß wer oder was seine Nachbarn sind, sollte man immer das Unmögliche in Betracht ziehen. Was einem sonst blüht erfährt man in Lena Falkenhabens Story Die Spur des Geiers.
Mit Zwei Wochen – Ewigkeit zeigt Torsten Scheib was Autoren alles so auf sich nehmen um ein gutes Stück Lektüre abzuliefern. Selbst die Einsamkeit eins Leuchtturmes kommet da in Betracht. Und ohne es vorher zu wissen welchen Realismus und Fiktionen diese Einsamkeit mit sich bringt beschreitet man hier einen neuen Abschnitt des Lebens.
Wenn Menschen ihre Erinnerung gestohlen bekommen und bei dieser Maßnahme etwas falsch läuft, gerät die Welt aus den Fugen. Wie dieses geschieht zeigt Nina Horvath in Gestohlene Erinnerungen.
Es gibt Tage die sollte man schnell vergessen oder mit viel Alkohol aus dem Gedächtnis tilgen. Was ansonsten alles passieren kann, zeigt uns Michael Schmidt in Der gebrauchte Tag.
Unversicherbar von Wolfgang Hohlbein bringt uns den alltäglichenWahnsinn der bei Versicherungen abläuft näher. Wenn dann aber noch Zombies hinzukommen wird das ganze noch bizarrer.
Die Weltherrschaft liegt in den Händen der Zombies. Wie es dann mit den Menschen weitergeht, erfährt man aus einem Tagebuch in Artgerechte Haltung von Falko Löffler.
Eine Mischung aus bekannten Shows und Filmen schraubt Markus Heitz in Unverhofftes Ende zusammen. Man bekommt einen Blick hinter die Kulissen von Raffgierigen TV Produzenten. Erschreckend wird es dann bei den Fans und deren Hingabe.
Thomas Plischke macht mit seiner Story Der Hunger nach der Schlacht die Sammlung komplett. Hier wird aufgezeigt was Überlebenden nach einer Schlacht so alles für Gefahren begegnen können und das nicht nur aus dem eigenen Lager.
Mein Fazit:
Ich muss gestehen, als ich das erste Mal bei Facebook über HUNGER gestolpert bin, habe ich mir gedacht „oh nee wer braucht sowas?“. Mittlerweile ist HUNGER erschienen und ich habe mir die mehr als 470 Seiten und 22 Storys zu Gemüte geführt. Und was soll ich sagen, HUNGER konnte mich wirklich überzeugen, den man findet ein weites Spektrum an Storys abseits dieser, aus den letzten Jahren bekannten, Kuschelwesen, Kein Klimmbim sondern richtig gute oldschoolige Zombiestorys mit platzenden Schädeln, sabbernden Gebissen, fauligen Gerüchen und abgesägten Schrotfinten. Es fiel mir sehr schwer HUNGER aus den Händen zu legen, den trotz der sehr detailliert beschriebenen „Ekelszenen“ war man auf mehr gespannt. Manche Ideen und deren Umsetzung, sprich den Versatz in eine Zombiewelt, haben mich wirklich überzeugt. Auch die Abrechnung mit einigen Klischees bzw. nervigen Alltagsbeschallungen aus der Glotze kommen echt gut an.
Leider gab es aber auch Lichtstrahlen, die den Zombies zu schaffen machten. So hätte ich mir an manchen Stellen mehr Unvorhersehbarkeit gewünscht.
Ich hoffe das war nicht die letzte Anthologie die den Hirnfressenden Untoten gewidmet worden ist.
Somit komme ich zu folgender Bewertung:
4,25 von 5 Hirnlutschern!