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Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Die 16-jährige Katniss führt mit ihrer Familie ein bescheidenes Dasein. Seit vor vier Jahren ihr Vater in den Minen ums Leben kam, obliegt es ihr, die Familie zu versorgen, da ihre Mutter vor lauter Kummer nicht in der Lage dazu ist. Mit ihrem Freund Gale geht sie jeden Tag nach der Schule auf die Jagd und kann so benötigte Nahrungsmittel heranschaffen. Katniss lebt in Distrikt 12, einer von der Hauptstadt Panem unterdrückten Stadt. 75 Jahre zuvor gab es einen Aufstand der unterdrückten Regionen, doch Panem griff mit aller Gewalt durch und der ehemalige 13. Distrikt wurde vollkommen vernichtet. Seitdem müssen alle zwölf Distrikte Panem ihren Tribut einmal pro Jahr in Form eines Mädchens und eines Junges leisten. Das Schreckliche daran allerdings ist, dass die 24 Kinder und Jugendlichen in den sogenannten Hungerspielen in einer Arena so lange bis zum Tod kämpfen müssen, bis ein Sieger feststeht. So erinnert Panem jedes Jahr die ehemals aufständischen Distrikte daran, wer die Macht innehat. Als nun dieses Jahr das Los auf Katniss` kleine Schwester Prim fällt, tritt sie freiwillig an ihre Stelle und geht für sie. Obwohl sie fest entschlossen ist, zurückzukehren, ist sie in keinster Weise auf das vorbereitet, was sie erwartet.
Der Roman spielt in einer Zukunft nach dem totalen Zusammenbruch der Staatengemeinschaft. Wie es genau dazu gekommen ist, bleibt offen, aber das ist eigentlich nicht wichtig. Entscheidend ist in diesem Science-Fiction-Szenario, dass am Ende eine große, hochtechnisierte Stadt die sie umgebenden Distrikte aufs Äußerste ausbeutet. Mit eiserner Hand regiert Panem und mit den zynischen Hungerspielen unterstreichen die Machthaber jedes Jahr ihren Machtanspruch. Bei den Spielen selbst bleibt nichts dem Zufall überlassen und allgegenwärtige Medien fangen jeden Aspekt des Spektakels ein, das in Panem und all den Distrikten übertragen wird. Dieser Aspekt ist ebenso eine der Stärken des Buchs wie auch die Erzählung vollständig aus der Sicht von Katniss. Da dies eine Trilogie ist, ist somit auch klar, dass Katniss das Ganze überleben wird, aber die Autorin zieht die Spannung aus anderen Aspekten der Geschichte. Vor allem die erste Hälfte des Buchs ist meisterhaft erzählt. Man ahnt zunächst nichts von der Bedrohung durch den jährlichen Tribut und die Phase vor den Spielen ist sehr interessant und abwechslungsreich erzählt. Nach dem Beginn der Spiele jedoch dümpelt die Handlung ein wenig dahin. Hier hätte die Geschichte ein wenig gestrafft gehört. Gegen Ende nimmt dann die Spannung wieder zu, so dass der Leser am liebsten gleich den zweiten Teil lesen möchte.
Die Frage jedoch bleibt: Ist das Buch ein geeignetes Jugendbuch? Ich würde das Buch keinesfalls zu jungen Lesern geben und ich finde sowieso, dass das Motiv von sich gegenseitig abschlachtenden Jugendlichen überhaupt nicht für jugendliche Leser geeignet ist, aber Autorin Suzanne Collins steht hier in einer langen Tradition. Zuletzt las ich eine ähnliche Geschichte mit Sergej Lukianenkos Die Ritter der 40 Inseln, aber das Buch, das dem Ganzen wohl am nächsten kommt, ist Tunnel zu den Sternen von Robert A. Heinlein. Wie auch immer. Das Buch ist spannend und routiniert erzählt und dies macht das Buch für erwachsene Leser interessant. Ein wirklich gelungener Start der Trilogie.
8 von 10 Punkten
Tödliche Spiele - die Rezension von Nadine Dannenmann
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