Serie: Human Target, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Christopher Chance ist eine menschliche Zielscheibe, ein Human Traget, dessen Profession der Schutz von Menschen ist, welche sinistre, korrupte, skrupellose Mächte aus dem Weg geräumt, beseitigt, ermordet wissen wollen.
Zur Kundschaft des Security-Spezialisten gehören manchmal auch Personen von zweifelhaftem Ruf, deren Überleben aber dennoch – wie im vorliegenden Fall - von allgemeinem Nutzen ist. Chance soll im Auftrag des FBI den Mafia-Paten Angelo Morelli beschützen, einen alten Mann mit Krebs im Endstadium, den zum Ende seines Lebens hin das Gewissen zu plagen beginnt und der daher gegen seine Familie als Kronzeuge nicht zuletzt deshalb auftreten will, um seine geliebte Tochter, Angelica, aus dem Sumpf des Verbrechens zu befreien.
So "entführt" Chance Morelli zunächst aus dessen schwer bewachtem Dominizil, wobei sich ihnen ungeplant Angelica anschließt, um dann mit seinem Klienten und dessen Tochter eine Reise um die Welt anzutreten, da der Alte die Akten und Papiere, welche seine Zeugen-Aussagen belegen, über den ganzen Globus verstreut versteckt hat.
Chance und sein Team, zu dem der ehemalige Polizei-Detective Laverne Winston sowie Guerrero, der Mann für besondere und besonders blutige Angelegenheiten, gehören, stehen vor dem Problem, dass, egal wo sie auftauchen, schon Killer-Kommandos auf sie warten, es also an irgendeiner Stelle ein Informations-Leck geben muss.
Die Figur des Christopher Chance tauchte zwar erstmals 1958 in der sechsten Ausgabe von DC's Comic "Gang Busters" auf, trat jedoch der großen Phalanx unbedeutender, aber nichtsdestotrotz wiederkehrender Charaktere endgültig erst in den 70'er Jahren des letzten Jahrhunderts durch Auftritte in den Serien "Action Comics" und "Detective Comics" bei. Eine kurzlebige TV-Show Anfang der 90'er, in der Rick Springfield die Figur des Christopher Chance verkörperte, sowie eine nicht übermäßig beeindruckende Anzahl von neueren Comic-Veröffentlichungen zeugten davon, dass Chance seine Chance, als echter Held in die DC-Ruhmeshalle einzugehen, nicht genutzt hat. Dieses sollte sich erst im Jahre 2010 mit einer zweiten, in den USA von FOX ausgestrahlten TV-Show ändern, deren Publikums-Erfolg überraschend positiv ausfiel.
Das vorliegende Tradepaperback nun wird als Adaption dieser zweiten Show vermarktet, da es als Franchise-Artikel die modernisierte Chance-Version 2.0 dem Leser näher bringen soll und hieran, trotz eines erzählerischen Ausflugs in Chances Vergangenheit, der als zweite Storyline neben dem Haupthandlungsbogen um den Mafia-Paten herläuft, gnadenlos scheitert. Dumpfe inhaltliche Action, der nur auf wenigen Panels eine entsprechend rasante Visualisierung gegenübersteht, die aber ansonsten nicht nur grafisch nervtötend statisch und uninspiriert wirkt, ein Artwork ohne jegliches Lokalkolorit, blasse, eindimensionale Figuren, Dialoge knapp über "Bob der Baumeister"-Niveau sowie ein in seiner Vorhersehbarkeit einer Arbeitsverweigerung gleichkommender Plot lassen zwar keinerlei Spannung und Lesevergnügen aufkommen, geben aber immerhin Anlass zu Vermutungen darüber, warum es Chance bisher nicht in die erste oder zweite Riege der DC-Helden geschafft hat.
Fazit: Ein in jeder Hinsicht uninspiriertes und schwaches Comic, das nicht einmal ansatzweise geeignet ist, die TV-Serie zu ergänzen oder zu erweitern. Überflüssig wie ein Kropf.