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Reihe: Honky Tonk Pirates, Bände 1 und 2 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der vierzehnjährige Willfried Zacharias Karl Otto Stupps bezeichnet sich selbst gern als Höllenhund-Will, den Piraten von Paris. Er ist ständig unterwegs um einen großen Schatz zu sammeln. Dabei macht er selbst vor dem Statthalter von Berlin, dem Freiherrn von Eulenfels, nicht halt. Am schicksalsträchtigen 5. November des Jahres 1760 stattet er Eulenfels in dessen Sänfte einen Besuch ab und bietet ihm 6 silberne Taler für zwei Hühnerschlegel. Nach einem bisschen Hin und Her ist Freiher von Eulenfels um 6 Taler reicher und dafür zwei Hühnerbeine los. Dummerweise verliert Eulenfels auch einige Ringe sowie seine begleitenden Damen. Was bleibt, ist die kleine schwarze Murmel mit der Aufschrift Pirat. Das Markenzeichen von Höllenhund-Will, dem Piraten von Berlin.
Natürlich muss der Meisterdieb Will fliehen. Dafür hat er überall in der Stadt Seile und Ähnliches angebracht, damit eine Flucht schneller vonstatten geht. Der Kopf für seine Fluchtmöglichkeiten und Fallen ist Regentropfen-fallen-auf-dich-Jo, ein genialer Erfinder von zehn Jahren und ein ausgesprochener Pechvogel. Beide zusammen besitzen ganz in der Nähe des Palastes ihr Versteck.
Tags drauf verkleidet Will sich als Diener und geht hinaus in ein Gefecht, an dem Freiherr von Eulenfels und sein Gegner und Cousin Peter Iwanowitsch - auf unterschiedlichen Seiten - beteiligt sind. Doch diesmal wandelt sich das Blatt und der Geheime Minister Eulenfels lernt Gabriel Marie Baron de Talleyrand kennen, der nun für Peter Iwanowitsch arbeitet. Während Freiherr von Eulenfels die Schlacht verliert, verliert de Talleyrand einen geheimnisvollen Talisman, um den ihn Höllenhund Will erleichtert. Das war dessen vorerst letzter Coup, denn nun ist de Talleyrand der größte Feind von Will und Jo.
Durch Zufall bekommt Will ein weiteres Teil des Talismans. Aber ab sofort sind auch dunkle Gestalten, Schergen des Barons de Talleyrand, hinter ihm und Jo her. Wills Flucht sorgt dafür, dass sein Traum in Erfüllung geht: Er wird Pirat in der Karibik.
Nicht nur der Baron, auch eine andere Piratencrew ist auf der Suche nach einem riesigen Schatz. Wills gestohlenes Teil ist nur eines, mit dem man diesen Schatz finden kann. Es fehlt noch etwas.
In der Karibik trifft er auf die beste aller Piratinnen, Honky Tonk Hannah. Ab hier wird das Buch abenteuerlich. Im zweiten Band, Das vergessene Volk, geht es darum, eine geheimnisvolle Insel zu suchen, auf der sich das vergessene Volk befinden soll und der sagenumwobene Schatz, den alle erringen wollen. Talleyrand ist mit seinen Piraten hinter ihnen her und Prinzessin Aweiku will einen ganz anderen Plan verfolgen: Der Schatz soll dazu dienen, die Insel verschwinden zu lassen.
Die Geschichten spielen zwar im Jahr 1760, doch die Sprache ist sehr modern. Im Jahr 1760 hatte man noch keine Dates. Sehr humorvoll wird beschrieben, wie Will Seilzüge, Surfbretter und Ähnliches einsetzt. Der Bösewicht ist schnell vorgestellt. Der findet schnell neue Halunken, die ihm dienlich sind, um Höllenhund-Will und dessen Begleiter zu fangen. Eine Piratencrew hinter ihnen, ein geheimnisvolles Volk vor ihnen. Will, Jo, Hannah, Moses und die anderen stecken in einer unangenehmen Zwickmühle.
Joachim Masannek ist ein hervorragender Kinderbuchautor. Bekannt wurde er mit seinen Büchern um die Fussball spielenden Wilden Kerle. Obwohl das Buch in der Vergangenheit spielt, ist der moderne Tonfall kein Stilbruch, sondern passt irgendwie gut. Eine fesselnde Geschichte, lockere Sprüche mit abwechslungsreicher Handlung, charakterstarke Hauptfiguren. Die beiden Bücher, deren Fortsetzung bereits vor der Tür steht, sind hervorragende Unterhaltung für Jugendliche beiderlei Geschlechts und eine Freude für Großeltern auf der Suche nach gelungenen Geschenken.