Titel: Honigblut Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Nachdem im letzten Roman die Geschichte um den Magistraten Edward und seine Beziehung zu Sofia erzählt wurde, schwenkt die Erzählung auf den Vampir-Callboy Xylos um. Xylos warf bereits dort einen Blick auf Sofia, die aber den jungen Vampir unbeachtet ließ. Xylos als Verführer der Frauen, der auf nichts anderes aus ist als auf Sex, wandelt sich in diesem Roman ein wenig. Denn Sex steht für ihn noch immer an erster Stelle. Der Narziss unter den Vampiren ist sich selbst genug, so dass ihm die Frauen nur als Mittel zur Befriedigung seiner Gelüste dienen. Bis zu dem Zeitpunkt, da er Sofias Schwester Melanie kennen lernt. So arrogant er noch im ersten Teil der Trilogie herüberkam, ist er nicht mehr. Bei Melanie kann er seinen Träumen nach Zärtlichkeit, Liebe und vor allem Vertrauen nachgehen. Als Leserin beginnt man, den Vampir besser zu verstehen, dessen chaotisches Gefühlsleben immer noch bestimmt wird von der Einsicht, dass Frauen jederzeit austauschbar sind. Gleichzeitig erfährt man mehr aus dem Leben von Xylos, und mit jeder Seite wird Xylos sympathischer.
Diesen Sympathiebeweis benötigt er auch, da er der Held der Erzählung wird. Während Sofia sich von einem unerfahrenen Mädchen zu einer mächtigen Vampirin wandelt, soll Xylos im Auftrag der Königin ihren verschollenen Bruder Magnus finden. Das ist einfacher gesagt als getan, denn es stehen noch ganz andere Interessen dahinter. Königin Maeve wurde von ihrem Wahnsinn befreit, der Fluch über Edward aufgehoben und weitere Veränderungen wurden in Gang gesetzt. Eine davon ist die, dass die Frauen nicht mehr als Sklavinnen der Vampire dienen sollen und auch Frauen Vampire sein dürfen, nicht nur die Königin. Dieses Vorhaben missfällt einigen männlichen Vampiren, und sie planen, dagegen zu rebellieren. Die Gemeinschaft der Vampire spaltet sich, es kommt zu Ränkespielen und Verrat. Mittendrin steckt Xylos. Auf der gar nicht so lange dauernden Suche nach Magnus muss er erfahren, dass sich sein Leben, sofern man es bei Untoten so nennen kann, grundlegend ändern wird. Xylos findet Sofias Bruder sterbend in seiner Wohnung. Magnus vertraut dem Fremden und drückt ihm einen Schlüssel in die Hand, den er Sofia bringen soll. Neugierig geworden entdeckt er hinter der verschlossenen Tür Melanie. Die tot geglaubte Zwillingsschwester Sofias liegt in einem Vampirschlaf, ähnlich einem Koma. Wenn er sie weckt, wird sie zu einem Vampir, weckt er sie nicht, wird Melanie endgültig sterben. Es kommt, wie es kommen muss. Der Frauenverächter wird von Melanie ohne ihr Zutun regelrecht bezaubert. Da Xylos vorher schon in Sofia verliebt war, könnte ihm Melanie nun ganz gehören. Wenn da nicht das Verbot wäre "Keine weiblichen Vampire!"
Honigblut von Jennifer Schreiner erschien, wie auch der Vorgänger Zwillingsblut, im Plaisir d'Amour Verlag, der sich auf erotische Geschichten spezialisierte. Wer etwas mehr über die Autorin erfahren möchte, sei auf den phantastischen Bücherbrief 453 verwiesen. Das Taschenbuch hat das Format eines Taschenheftes mit Klappbroschur, so lässt es sich nicht mal eben als Taschenbuch in die Tasche stecken für unterwegs. Das geht mit den üblichen Taschenbüchern heute eigentlich auch nicht mehr, da diese zu dick werden. Das Titelbild zeigt ein Frauendekolletee leicht verschwommen, aber auf dem Rückumschlag sieht man das hübsche Gesicht der Frau wenigstens vollständig. Die Qualität des Buches ist wie bisher alle Bücher des Verlages sehr gut, die Schrift im Buch leider etwas kleiner als normal.
Im Gegensatz zu Zwillingsblut nimmt die Erotik in Honigblut einen größeren Anteil ein. Die anderen erzählerischen Bestandteile, wie Spannung, Liebe, Humor, halten sich aber auch hier die Waage, wenngleich der Eindruck entsteht, im Mittelteil würde die Erotik überhand nehmen. Jennifer beschreibt die Erotik jedoch nicht nur um des Sexes willen, sondern sehr einfühlsam.
In den erotischen Vampirerzählungen sind die männlichen Vampire nicht die wilden ungezähmten Monster unserer Alpträume, sondern eher die Softies. In Jennifers Büchern sind sie jedoch nicht so weichgespült wie in anderen Romanen, sondern sind ein gutes Mittelmaß zwischen zu sanft und wild. Allerdings sind Jennifer Schreiners Vampire allesamt frauenfeindlich. Vielleicht mit der Ausnahme von Edward. Ihnen sind die Frauen untertan, und als sich der Zustand ändern soll, gibt es Zoff innerhalb der Vampirgesellschaft. Leider wird der Zoff nicht ganz aufgelöst, das Buch endet mit einem nicht ganz befriedigenden Schluss. Hier muss man auf den Abschlussband der Trilogie warten.