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Serie/Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Christian Weis |
Nach einer eher surrealen nächtlichen Begegnung mit einer Gruppe von Clowns wird Jamie in eine Welt verschlagen, die unter der Erdoberfläche und jenseits seiner Vorstellungskraft existiert. Der Zirkus der Gebrüder Pilo beherbergt neben Clowns noch ganz andere seltsame Gestalten, die miteinander im Wettstreit stehen und dabei auch vor heimtückischen Attentaten und Mord nicht zurückschrecken. Mittels einer speziell behandelten Schminke wird Jamie dort nicht nur äußerlich zum Clown Jay Jay, er verändert auch seinen Charakter. Als ihm bewusst wird, dass er unter der Maske keinen Deut besser als die anderen Clowns ist, sucht er verzweifelt nach einem Ausweg aus dieser Hölle.
Will Elliott hat mit seinem Debütroman gleich einen Volltreffer gelandet: Er gewann einen mit 10.000 Dollar dotierten australischen Literaturpreis, und kurz darauf erschien sein Werk bereits in mehreren Sprachen. Sein Erstling erzeugt mitunter eine fast surreal anmutende Atmosphäre, da Jamies Höllentrip einerseits in der uns bekannten Welt verankert ist, andererseits die Realität jedoch immer wieder ausdehnt oder sprengt. So muss Phantastik sein! Vielleicht nicht zwingend, aber mir gefällt es so. Wer Spaß daran findet, wenn Grenzen verwischen, wird mit dem Roman seine Freude haben. Szenen wie die, in der ein gekidnappter Priester eine Trauung durchführen soll, in der ein durchgeknallter Clown seiner Angebeteten - einer Topfpflanze - das Ja-Wort gibt, gehören dabei noch zu den harmloseren Späßen der Zirkusleute.
Zu Beginn hatte ich leichte Probleme mit dem Sprecher Oliver Rohrbeck, der für seine relativ hohe Stimme zwar nichts kann, sie aber für meinen Geschmack hier nicht immer vorteilhaft einsetzt. Ich habe mich jedoch relativ schnell daran gewöhnt, zumal seine Interpretation der Clownstimmen irgendwie zu den schrägen Typen passt, die auf Namen wie Gonko, Goshy oder Doopy hören. Alles in allem ein hörenswerter und höllisch unterhaltsamer Ausflug in eine etwas andere Zirkuswelt.
Hölle - Erik Schreiber rezensiert den Roman