Reihe: Bibliothek des Grauens, Band VI Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Mit seiner Bibliothek des Grauens hat der Historiker Michael Kirchschlager Maßstäbe gesetzt. Aus alten, staubigen Archiven schaufelt er immer wieder bizarre, unheimliche und nicht selten grausame Fälle zutage, die weit über das hinausgehen, was in den Köpfen so mancher Horrorschriftsteller vor sich geht. Der Inhalt der Bücher reicht von seltsamen Spukgeschehnissen über Seeungeheuer bis hin zu Mord- und Schauergeschichten aus dem Alten Europa.
In dem neuesten Band der Bibliothek des Grauens stellt Kirchschlager uns Bestien in Menschengestalt vor. Historische Serienmörder liefert 20 Berichte über Psychopathen, die zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert ihr Unwesen trieben. Dabei greift Michael Kirchschlager nicht auf die bekannten Fälle zurück, sondern recherchierte einzigartige Dokumente über Serienmörder, deren Namen heutzutage kaum noch bekannt sind. Und genau dies macht dieses Buch überaus interessant und spannend. So beginnt der erste Bericht im Jahr 1436 mit der schottischen Bean-Familiy, einer Kannibalenfamilie, in deren Höhle, wo sie wohnten, geräuchertes Menschenfleisch von der Decke hing. Es geht weiter mit Gilles de Rais, dem Mitstreiter Jeanne d'Arcs, der als pädophiler Sadist seinen Eingang in alte Kriminalchroniken fand. In dem Wirtshaus des Greger Rühel wird 1583 den Gästen Menschenfleisch serviert. Die sadistische Gräfin Elisabeth Báthory, die Anfang des 17. Jahrhunderts ihr Unwesen trieb, fand sogar Einzug in die Drehbücher der englischen Hammer-Studios, die ihre Grausamkeiten unter dem Titel Comtesse des Grauens verfilmten. Der Fall Peter Stubbe, der sich 1589 selbst für einen Werwolf hielt, wurde erst kürzlich von der spanischen Produktionsfirma Fantastic Factory unter dem Titel Romasanta adaptiert. Aber auch von so gewissenlosen Giftmischerinnen wie Anna Delpech oder Helene Jegado erstattet Michael Kirchschlager Bericht.
Die einzelnen Kapitel sind sehr spannend und sicherlich nichts für schwache Mägen. Zugleich liefern die einzelnen Kapitel viele lehrreiche Informationen über die jeweilige Zeit sowie über das jeweilige Rechtssystem und das jeweilige Vorgehen bei kriminalistischen Untersuchungen, die von Tim Burtons Sleepy Hollow gar nicht einmal so weit entfernt waren.