Titel: Hinter Kaifeck Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
1922 wurden im oberbayrischen Hinterkaifeck in der Nähe von Schrobenhausen vom 31. März auf den 1. April eine fünfköpfige Bauernfamilie und ihre Magd ermordet. Trotz mancher Motive wie des Verdachts auf Inzest oder eines vorhandenen Reichtums an Geld und Land konnten die polizeilichen Ermittlungen zu keinem Ergebnis führen. Bis heute ist der Mehrfachmord ungeklärt.
Esther Gronenborn, die für "alaska.de" 2001 den Deutschen Filmpreis erhielt, machte sich an eine von zwei Verfilmungen des Stoffes. Während sich der Streifen "Tannöd" mehr um das kriminalistische Element dreht, widmet sich Gronenborn dem Mysterythriller.
Die Geschichte: Der Fotograf Marc reist zusammen mit seinem kleinen Sohn Tyll mehr oder weniger zufällig durch ein kleines verschlafenes Dorf in Oberbayern und entschließt sich aufgrund der interessanten Foto-Objekte, eine Nacht zu bleiben. Mit der jungen Wirtin des Gasthauses freundet er sich an, hier wird eine kleine Liebesgeschichte angedeutet. Durch Alpträume aufgeschreckt, beginnt er Fragen zu stellen - auf die er bei der vehement abblockenden Dorfbevölkerung keine Antworten bekommt. Wachträume und mysteriöse Begebenheiten vermengen sich immer mehr mit der Realität; er stellt Wunden fest, die er sich eigentlich nur im Traum zugezogen hat, und Schmutz an den Schuhen, obwohl er doch im Bett die Nacht verbracht hat? Schließlich macht Marc sich zusammen mit seinem Sohn auf, die Überreste des Hinterkaifeck-Hofes zu suchen, um auch dort zwischen Nebel und alten Gemäuern keine schlüssigen Antworten zu erhalten. Esther Gronenborn versucht, je weiter der Film voranschreitet, immer mehr in einem Gemenge aus Religiösität, alten - für norddeutsche Gemüter seltsam erscheinenden - Traditionen wie dem Perchtenlauf, Traumsequenzen und ziemlich viel Nebel eine Art bayerischen Horrorfilm zu schaffen, scheitert jedoch an den unausgereiften Versuchen, typische Versatzstücke des Genres zu übernehmen, ohne sie wirklich bis zum Ende auszuspielen. Zudem wirken die Hauptdarsteller steif und neben der Rolle - offenbar konnten sich die Schauspieler nicht für das Drehbuch bzw. ihre Charaktere erwärmen und blicken so meist nur starr in der Gegend rum.
Leider bleibt es nur bei dem Versuch, mit Hinter Kaifeck, der Geschichte etwas Mystery abzugewinnen und den Zuschauer zu gruseln. Ich hätte mir mehr gewünscht, das Potential wäre da.