Titel: Himmelssturz Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Alastair Reynolds wird landauf, landab als einer der besten, wenn nicht sogar bester britischer Science-Fiction-Autor bezeichnet. Mit seinem Roman Himmelssturz bestätigt er zumindest seine gute Leistung. Nicht unerwähnt sei der Übersetzer Bernhard Kempen, der bei den meisten Buchbesprechungen unter den Teppich gekehrt wird. Dabei ist gerade ihm viel zu verdanken, wenn wir in Deutschland von Alastair Reynolds und seinen Büchern sprechen. Die wenigsten Leser greifen zur Originalausgabe und sind daher auf Gedeih und Verderb auf die Übersetzung angewiesen. Da der Autor allenthalben als gut angesehen wird, zollen wir an dieser Stelle einmal dem Übersetzer unseren Dank.
Mit Himmelssturz veröffentlicht der britische Autor einen Roman abseits seiner Weltall-Saga und geht einen neuen Weg, SF zu schreiben. Der Roman fesselt mit seiner unnachahmlichen Mischung aus Weltraumoper mit nichtmenschlichen Intelligenzen und der genial erweiterten Mischung aus Raum und Zeit. Seine Schöpfungsgeschichte stellt manch andere in den Schatten, wenn er den Aufstieg und Fall einer Raumschiffsbesatzung beschreibt. Gleichzeitig beweist der literarische Schöpfer, dass englischsprachige SF sich auch untereinander unterscheidet. Der amerikanische Pathos geht dem Briten dabei völlig ab. Auch lässt ihn die nach Deutschland um so stärker herüberschwappende Wir-sind-die-Helden-Amerikas-Military-SF völlig kalt.
Genug der Lobhudelei, kommen wir zum wichtigsten einer Buchbesprechung, dem Roman an sich.
Im Prolog des Buches lernen wir Chromis und Rotfeder kennen, die als zwei Abgeordnete auftreten, deren Lebenserwartung weit über eintausend Jahre geht, treffen sich die Abgeordneten doch nur alle fünfhundert Jahre. Die einhundert Abgeordneten des Lindblad-Ringes wollen ihren Wohltätern aus der Vergangenheit ein Denkmal setzen und ihnen einen Gruß aus der Zukunft zukommen lassen.
Shimozu Takahasi, Parry Boyce, Bella Lind und Svetlana Barseghian sind Besatzungsmitglieder des Raumschiffes Rockhopper unter der Führung von Jim Chisholm. Die Besatzung gehört zu der privatwirtschaftlichen Gesellschaft DeepShaft und könnte grob als Prospektoren bezeichnet werden. Sie untersuchen Kometen und Meteoriten auf die Möglichkeit hin, sie wirtschaftlich auszunutzen. Dabei gilt ihr Augenmerk natürlich Erzen, Edelmetallen und Ähnlichem. Rohstoffe benötigt die expandierende Menschheit in Hülle und Fülle.
Als Jim Chisholm schwer erkrankt, führt Bella Lind das Kommando. Jim könnte erfolgreich behandelt werden, wenn er auf dem schnellsten Weg zur Erde gebracht würde. Leider ist diese Möglichkeit zur Zeit nicht gegeben. Um Jim vielleicht später helfen zu können bleibt nur ein Weg offen: Man muss ihn in einen Kälteschlaf versenken, um ihn dann zu wecken, wenn eine Heilung wieder möglich ist.
Die Langeweile sich immer wiederholender Handlungen auf einem Raumschiff wir plötzlich unterbrochen, als die Meldung hereinkommt, der Saturnmond Janus entferne sich von seinem angestammten Platz im All. Die Schlussfolgerung, die man daraus zieht, ist die, der Mond sei das riesige Raumschiff einer nichtmenschlichen Rasse mit einem höheren Zivilisationsgrad, als die Erde gerade hat. Lediglich die Rockhopper und ihre Besatzung sind in der Nähe und könnten dem Mond folgen. Die Firma DeepShaft behauptet, der Treibstoff würde ausreichen, um eine Verfolgung aufzunehmen und trotzdem noch sicher nach Hause zu kommen. Die übermittelten Berechnungen stellen sich jedoch schnell als falsch heraus, als Svetlana ihre eigenen Berechnungen durchführt und Bella Lind vorlegt. Sie macht Bella den Vorschlag, sofort umzukehren. Bella Lind stellt sich jedoch blind. Sie will von den Daten ihrer Freundin, die in diesem Fall zudem ihre Untergebene ist, nichts wissen. Bellas abweisende Haltung führt zum Bruch der Freundschaft der beiden Frauen und zur Spaltung der Mannschaft. Dieser Bruch ginge noch zu kitten, doch die Rockhopper gerät in den Sog des Riesenschiffes (erinnert mich ein wenig an Mondbasis Alpha 1 bzw. Mondbasis 1999). Was bleibt, ist die Landung auf dem ehemaligen Mond.
Das Hauptaugenmerk lag für mich in den beiden Hauptpersonen Svetlana und Bella, die sich in ihren verhärteten Positionen um keinen Deut aufeinander zu bewegten. Die Handlung darum herum, die Nichterreichbarkeit der Heimat, verschärfte die Auseinandersetzung noch. Trotzdem mussten sich beide irgendwie einigen, einen Status Quo aufrechterhalten, damit die Besatzung arbeits- und überlebensfähig blieb.