Serie: Babel, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die ersten drei Kapitel des Buches führen uns vom 4., 17. und 26. Geburtstag hinüber in das vierte Kapitel und das Heute in einer Parallelwelt, die der unseren gleicht, nur mit dem Unterschied, dass es Dämonen, Hexen, Alben (Elfen) und Ähnliches gibt. Wichtig sind diese drei ersten Kapitel, um die Hauptfigur Babel kennen zu lernen: Als Kind hext sie aus dem Gefühl heraus, als Teenager pflegt sie Umgang mit dem Halbdämon Sam und eine Beschwörung von Dämonen geht "in die Hose". Oder, besser: Der Dämon, auch wenn es nur ein kleiner ist, landet im Körper eines Papageis. Wie von selbst wechselt Babel von der Menschenebene in die Ebenen der Dämonen und der Toten. Diese unbedachten Handlungen ängstigen zuerst nur ihre Mutter, mit der Zeit aber auch sie selbst. Eine Macht, die ohne Hexensprüche oder Runen auskommt, ist verführerisch. Sie kann viel zu schnell in die falsche Richtung wirken.
Heute ist Babel dreißig Jahre alt und eine aktive Hexe, die eher besonnen mit ihren Kräften umgeht. Meistens jedenfalls. Allerdings hat sich die Hexe von den Verlockungen der Dämonenebene in Versuchung führen lassen und muss daher montags immer in eine Therapiestunde. An ihrem 26. Geburtstag lernt sie Karl kennen, den sie von einem Fluch befreit. Und weil sie gerade ohne Job ist, der ihr das Geld für die Miete einbringt, kommt sein Vorschlag gerade recht: Mit Karl zusammen führt sie ein Geschäft, um verhexten Menschen zu helfen und somit Erleichterung zu verschaffen.
Die Welt von Babel wird erst interessant, als es darum geht, einen Massenmörder ausfindig zu machen. Ein Plag, so nennen sich die Alben selbst, besucht Babel, um sie zu einem gewissen Tom zu bringen. Als sie ablehnt, klaut er ihr Motorrad und damit fängt das eigentliche Abenteuer an. Ein Plag nach dem anderen wird ermordet aufgefunden und Babel soll, wie in einer guten Detektivgeschichte, die Suche nach dem Mörder aufnehmen. Nun, sie lernt Tom kennen, hängt aber immer noch an ihrem Ex-Freund, dem Halbdämon Sam. Es entsteht dabei eine der üblichen Dreiecks-Liebes-Geschichten, die jedoch von einer interessanten Handlung begleitet, meist sogar von ihr dominiert wird.
Auch wenn nicht geklärt wird, wo in Deutschland die Geschichte spielt, fällt dennoch einmal der Begriff Garmisch. Das macht den Roman gleich sympathisch. Mit der Zeit stellt man jedoch fest, dass die ersten drei Kapitel des Buches überflüssig sind, denn alles, was dort erklärt wurde, wird im Laufe des Buches gleich noch einmal erklärt.
Es gibt in dieser Geschichte drei Ebenen: die Welt der Menschen, die der Dämonen und die der Toten. In den Welten existieren magische Netze, die in der normalen Welt jedoch nur magisch Aktive sehen können. Dämonen sind körperlose Wesenheiten, die ständig auf der Suche nach menschlichen Wirten sind. Weil ein Wechsel der Ebenen nur mit Magie möglich ist, scharwenzeln die Dämonen immer um die Menschen herum, in der Hoffnug, einen kleinen Glücksfall zu erleben und einen Wirt übernehmen zu können. Eine menschliche Reaktion darauf zeigt sich in einem Schaudern, einer Gänsehaut und Ähnlichem mehr.
Die Dreiecksgeschichte Sam-Babel-Tom ist manchmal nicht so ausgearbeitet, wie ich mir die Sache vorstellte, und man muss sich manchmal fragen, was Babel an ihm, dem aufdringlichen Sam, findet. Aufdringlich deshalb, weil er nicht etwa ständig in persona auftaucht, sondern in Babels Gedanken sich mit ihm beschäftigt wird. Viel zu oft.
Die anderen Figuren, die beschrieben werden, fallen leider aus dem Rahmen, denn sie sind nur oberflächlich erwähnt. Man hätte gern mehr gewusst. Zum Beispiel der dämonische Papagei Xotl, der ein Käfigdasein fristet und manchmal etwas sagen darf, Tamy, die Türsteherin eines Nachtklubs, oder Karl, der Ex-Verfluchte und jetzige Arbeitgeber.
Weil der Leser immer das gleiche Wissen mit sich herumschleppt wie Babel, ist er bei den Ermittlungen genauso schlau oder dumm wie sie, was die Spannung hoch hält. Der gezielte Mord an den Plags lässt Babel erst einmal planlos und dumm durch die Gegend laufen. Ihre Nachforschungen sind eher unbeholfen. Ehe die ersten brauchbaren Hinweise auftauchen und die Verdächtigen der Reihe nach ausgeschlossen werden können, vergeht einige Zeit. Die Lösung des Massenmordes wirkt jedoch recht unprofessionell und einfallslos. Da ist jeder Tatort im Fernsehen spannender.
Alles in Allem ist dieser Roman aus deutscher Feder wesentlich besser und interessanter als viele ähnlich gelagerte Roman, die den Markt überschwemmen. Eine durchaus spannende Geschichte überzeugt den Leser und ich bin überzeugt, Cay Winter wird sich in weiteren Romanen noch steigern. Was mir fehlte, war ein richtiger Wutausbruch, der den Titel hätte passend erscheinen lassen.
Hexenwut - die Rezension von Nadine Dannenmann