Reihe: White Crows, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Frank Willis bekleidet als Seargant eine exponierte, herausragende Position bei der GTI, der Gruppe für Taktische Intervention. Das ist insofern bemerkenswert, als Willis ein Mensch ist und Menschen im Jahre 2253 auf dem Stadtplaneten Primor, Willis' neuer Heimat, bestenfalls als unerwünscht betrachtet werden, hat sich die Menschheit doch nach einer zunächst freundlichen Annäherung an die interstellare Konföderation – die Constelnations – ab dem Jahre 2095 einige kriegerische Vertrauensbrüche geleistet.
Dank seiner wagemutigen und zupackenden Art weiß sich Willis, der als erster seiner Spezies einen solch hohen Rang innehat, zwar der Wertschätzung seiner Kollegen und Vorgesetztin, der humanophilen Milornierin Ralins'k, sicher, aber die Luft für den Seargant wird dünner, als eine Ermittlung gegen Schmuggler in einem teuren Desaster endet.
Und dann zeichnen sich auch noch private Probleme ab: unerwartet stehen seine 15-jährige Tochter Shelly und ihr kleiner Roboter Vektor als einzige Überlebende einer gewaltigen Raumkatastrophe vor Willis' Tür. Allerdings erweist sich seine Tochter weniger traumatisiert, als vielmehr als ziemliche Nervensäge, die dann, weil Willis so gar kein Händchen für Teenager hat, die Gelegenheit zum Abhauen nutzt, während der Polizist auf eigene Faust weiter an dem Schmugglerfall arbeitet.
Doch der stählerne Stadtplanet ist kein idealer Platz für menschliche Ausreißer, denn in den heruntergekommen Sektoren jagen Organhändler ihre humanoiden Opfer, da sich um deren Verschwinden keiner schert. Und Shelly erregt schnell die Aufmerksamkeit dieser Verbrecher. Zwar kann sie zunächst entkommen, da sie mehr kann und ist als normale Teenies in ihrem Alter, aber sollte Papa Willis nicht rechtzeitig auftauchen, sähe es zappenduster aus.
Auch wenn Setting und Grundkonflikt zwischen einer intergalaktischen Allianz und ausgestoßener Menschheit anfangs frappierend an Sylvain Runbergs Orbital-Comics oder den Mass-Effect-Game-Background erinnern, so dauert es nur wenige Seiten, bis sich eine vollkommen eigenständige Welt auftut, in der sich interessante Charaktere in einer exotischen Umgebung tummeln.
Die Handlung selbst ist vielschichtig-spannend und äußerst rasant inszeniert, die Dialoge und Interaktionen der beiden Hauptpersonen – Willis und Shelly – sind lebendig und humorvoll angelegt, wobei dem Autor insbesondere hoch anzurechnen ist, dass Shelly von Beginn an als mehr als nur ein nervtötendes, zickiges Gör auftritt, sondern eher als junge, selbstbewusste und toughe Frau, die ihrem alten Herrn in nichts nachsteht.
Grafisch kommt Djiefs exotische Welt mit ihren fremdartigen Bewohnern und exotischen Gebäuden hochdetailliert, klar und farbenfroh daher, wobei nette digitale Effekte das Salz in einer Suppe sind, die zuweilen an Luc Bessons „Das fünfte Element“ erinnert; vielleicht auch wegen des Namens „Willis“.
Fazit: Eine saucoole, spannende, atmosphärische intensive und reinrassige SF-Story, die von High-Tech bis Emotionen alles bietet, was Genere-Fans lieben.