Reihe: Bibliothek des Grauens, Band V Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
In seiner Bibliothek des Grauens versammelt der bekannte Historiker Michael Kirchschlager Groteskes, Ominöses, Erschreckendes und Unheimliches aus alten Chroniken. Dabei liefert er jeweils von Neuem ein wunderbar lebendiges Bild der damaligen Zeit und veranschaulicht, wie die Menschen damals mit so obskuren Erscheinungen wie Spuk, Seeungeheuern, Werwölfen und Serienmördern umgegangen sind.
Der fünfte Band der Bibliothek des Grauens ist ganz dem Henkershandwerk gewidmet. In dem Klassiker "Der Scharfrichter in der deutschen Kulturgeschichte" (zuerst erschienen 1921) verfolgt der Autor Albrecht Keller den Wandel des Rechtssystems von der grauen Vorzeit bis in die frühe Neuzeit und erklärt damit, wie es zur Herausbildung der Institution des Scharfrichters kam. Er schildert dabei, wie sich der Scharfrichter seinen sozialen Status erkämpfte, und geht genauer auf einzelne Bereiche wie die Scharfrichtertagebücher, Leibesstrafen, Folterungen, Galgen und Galgenbau sowie die "qualifizierten" Todesarten ein. 'Gewürzt' ist das Ganze mit kuriosen und sonderbaren Fällen, die sich während mittelalterlicher Hinrichtungen ereignet haben. So jubelte das Volk, wenn ein Verurteilter in letzter Minute begnadigt wurde, es war aber auch nicht traurig, wenn Meister Hans (einer von vielen Rufnamen des Scharfrichters) seine Fertigkeiten präsentierte. So mancher Verurteilte war bis zu seiner letzten Sekunde noch rotzfrech, andere begeisterten die Menge mit bewegenden oder lustigen Liedern und bei wieder anderen kam es zu recht eigenartigen Zwischenfällen.
Mit "Henker - Blutvogt - Carnifex" legt Michael Kirchschlager erneut ein hochinteressantes und kurzweiliges Sachbuch vor, das der Bibliothek des Grauens alle Ehre macht. Bebildert mit zeitgenössischen Illustrationen, vermittelt es ein direktes Bild des "dunklen" Mittelalters sowie des damals herrschenden Aberglaubens.