Titel: Hellfrost – Spielerhandbuch 2. Auflage
Eine Rezension von Martin Wagner |
Was Gurps vor einigen Jahren war, nämlich ein universelles Rollenspielsystem mit verschiedensten zusätzliche Büchern für die unterschiedlichsten Genres und Hintergründe, ist heute Savage Worlds. Einfache Grundregeln verbunden mit universeller Einsetzbarkeit, vielen offiziellen und vielen inoffiziellen, aber erlaubten, Produkten, für und von Spielern, die bekannte Hintergründe mit anderen Regeln - eben den Savage Worlds Regeln - spielen wollen.
Offizielle Produkte erscheinen in Deutschland bei Prometheus Games, die aktuell immer mehr direkt mit Fans zusammenarbeiten, um den eigenen Produktplan an die Wünsche ihrer Käufer anzupassen. Umfragen, Vorverkaufsaktionen und Crowdfounding-Projekte, damit betreibt man heute, so scheint es zumindest, einen Rollenspielverlag. Ein Produkt, das durch eine Vorverkaufsaktion, für Aufsehen sorgte, ist das „Hellfrost – Spielerhandbuch“ von Paul „Wiggy“ Wade-Williams in der 2. Auflage. Hellfrost ist, wie der Name schon sagt, ein Rollenspiel, das in einer sehr kalten Welt spielt. Rassilon ist diese kalte Welt und das Spielerhandbuch das Buch, das man lesen muss, um etwas über diese kalte Welt erfahren und sie bespielen zu können.
Der erste Blick auf das Buch ist vielversprechend, ein Hardcoverbuch in passender Farbe mit einem einladenden Cover, vollfarbigen Seiten und Lesebändchen. Auch der zweite Blick überzeugt, tolle Bilder und ein gelungenes Layout laden zum Lesen ein.
Den Anfang machen das Impressum und das Inhaltsverzeichnis. Letzteres verspricht mehr als 200 Seiten zum Setting und der Welt. Der inhaltliche Teil beginnt dann mit einem kurzen Kapitel zu Hellfrost, Rassilon und der Verwendung der Gentleman's Edition Revised.
Die folgenden Kapitel widmen sich der Charaktererschaffung für Hellfrost, also den Rassen, den Talenten, den Handicaps und auch den besonderen Ausrüstungsgegenständen. Hier fällt auf, dass man sich sehr viele Gedanken über das Setting gemacht hat und deshalb absolut passende Rassen und Gegenstände entwickelt wurden, die dem Setting mehr Flair verleihen.
Im Anschluss an diese regeltechnischen Dinge, werden die Magie und die Religion Rassilons näher beleuchtet. Die Magie ist, wenig überraschend, gerade bei den Elementen sehr abhängig von den Temperaturen und hier erfährt der Leser auch mehr zu dem Sog, der die Magie in Rassilon sehr schwächt. Die Götter Rassilons sind passend, aber nicht wirklich außergewöhnlich innovativ. Das selbe gilt für die Zaubersprüche, passend aber nicht innovativ.
Zwei Kapitel widmen sich schließlich noch Rassilon im Detail. Das erste, „Leben in Rassilon“ widmet sich dem Alltag und dem Land selbst. Das zweite „Organisationen“ beschreibt die wichtigsten Fraktionen in Rassilon. Beim Lesen fällt auf, dass Rassilon eigentlich nichts anderes ist, als eine Verbindung von nordischer Mythologie, anderen Fantasysettings und jeder Menge George R.R. Martin. Das ist nicht schlecht, passt aber zum bereits erwähnten wenig innovativem Inhalt bei der Religion und den Zaubern.
Das gelungenste Kapitel ist das letzte, mit den allgemeinen Settingregeln, die sind nämlich wirklich wichtig und nützlich für das Spielen von Hellfrost. Neben den Regeln zu Temperaturen und deren Auswirkungen finden sich auch Regeln zu anderen Dingen, die mit den Elementen und dem Wetter zu tun haben. Das kann man sicher auch in anderen Settings gut gebrauchen.
Auch nach der Lektüre des Buches bleibt meine Meinung zu den Bildern und dem Layout bestehen. Beides ist absolut überzeugend und stimmig. Das Lektorat hätte aber noch etwas intensiver sein können, denn einige Fehler wurden übersehen. Störend sind die aber nur für pingelige Leser, weitaus störender finde ich da schon die wenig innovativen Ideen zum Setting, das, wie bereits erwähnt, eher wie eine Mischung aus nordischer Mythologie, George R.R. Martin und vielen anderen Settings wirkt. Schlecht muss das ja nicht sein und ist es auch nicht, aber es ist eben zu wenig etwas Eigenes und zu viel Zusammengewürfeltes. Kurzum, viel Potential – man darf sich ja inspirieren lassen – sollte dann aber nicht allzu deutlich diese Quellen auftauchen lassen. Spaß kann man mit dem Setting auf alle Fälle haben, denn hier naht der Winter nicht mehr, hier hat er die Kontrolle übernommen.
Fazit: Rassilon ist eine düstere und kalte Welt, die im „Hellfrost – Spielerhandbuch“ zum Leben erweckt wird. Tolle Bilder und ein tolles Layout laden ein, in dieser Welt, die eine Mischung aus nordischer Mythologie und George R. R. Martins Welt zu sein scheint und in der der Winter die Kontrolle übernommen hat, Abenteuer zu erleben und gegen den Frost zu bestehen.Wer Savage Worlds und die beiden Inspirationsquellen mag, der macht mit dem Kauf nichts falsch.