Titel: Hellfrost – Rassilon
Eine Rezension von Martin Wagner |
Für einige Rollenspieler sind Quellenbücher unnötiger Ballast, der die eigenen innovativen Ideen für die Welt, in der das Spielen eines Rollenspiels stattfindet, einschränkt. Für andere sind Quellenbücher und der darin enthaltene Fluff ein wichtiges Hilfsmittel um die dargebotene Welt besser beschreiben und nutzen zu können. Ich gehöre zu letzterem und lese Quellenbände sehr gerne.
Umso mehr habe ich mich auf das Quellenbuch „Rassilon“ für das Savage Worlds Fantasy-Setting Hellfrost aus dem Hause Prometheus Games gefreut, denn es verspricht viele Hintergrundinformationen zur Welt des Rollenspiels und keine Regeln. Regeln gab es ja auch schon genug im Spielerhandbuch und die kalte Welt benötigt davon auch nicht mehr wirklich viele. Hintergründe, Orte und Gruppen sind da wichtiger und genau das bietet das Buch zur Genüge.
Doch zunächst der Blick auf die allgemeine Ausstattung, denn das finden sich schon die ersten überzeugenden Merkmale. Neben der stabilen Bindung des Buches im B5 Format und dem Leseband ist das vor allen Dingen die Entscheidung ein vollfarbiges Buch mit vielen tollen Bildern zu veröffentlichen. All das macht wirklich viel her und vor allen Dingen Lust auch den textlichen Inhalt anzugehen.
Das Inhaltsverzeichnis verspricht dahingehend eine knappe Einleitung, ein dickes Kapitel über die Reiche von Rassilon und ein Kapitel über Böse Organisationen. Auf den ersten Blick also genug Material für viele Spielabende. Der Blick in die Einleitung liefert dann einen Überblick über den Aufbau der Folgekapitel inklusive Erklärung der Eigenschaftsblöcke, sprich, es wird erklärt, was einen zum Beispiel bei den Begriffen Religion, Export und Aktuelle Ereignisse erwartet. Ob das so unbedingt nötig war bezweifle ich, da sich die Begriffe selbst erklären oder dann zumindest mit den Inhalten Sinn ergeben.
Davon kann man sich dann auf etwas mehr als 150 Seiten, die sich mit den Reichen und deren Städten, Ortschaften und Herrschern beschäftigen, überzeugen. Dabei fällt auf, dass Rassilon trotz vieler Gemeinsamkeiten doch eine sehr heterogene Bevölkerung und vor allen Dingen viele unterschiedliche Regierungs- und Herrschertypen mit noch mehr verborgenen Ziele zu bieten hat. Auffällig, und vor allen Dingen tolle Plotaufhänger, sind dabei nicht nur verborgene Intrigen sondern auch die aktuellen Ereignisse, die durchaus einen roten Faden zu haben scheinen, der die Geschichte Hellfrosts fortzuführen scheint.
Dies offenbart sich auch im zweiten Kapitel, dem Kapitel über die Bösen Organisationen. Wobei die Überschrift nicht unbedingt korrekt ist, denn neben vielen Organisationen die das Prädikat Böse durchaus verdienen finden sich auch einige, die doch eher Gutes im Sinn haben, auch wenn die Mittel eher grau als weiß sind. Auch hier finden sich viele Plotideen und so kann man mit dem Buch viele Spielabende lang Spaß haben und nicht nur ein paar Stunden.
Bevor das Buch dann endet, kommt noch ein Index und eine englische Karte Rassilons, was dem Umstand geschuldet ist, dass die Karte schlichtweg nur uneditierbar zur Verfügung stand. Schlimm ist das aber nicht, so wurden wenigstens keine Namen ins Deutsche übersetzt.
Viele Stunden Spaß mit vielen Plotideen und rein optisch ein tolles Buch, wenn das alles wäre, dann wäre ein Kaufempfehlung wohl nicht weiter schwer zu geben. Allerdings ist das noch nicht alles, denn es kommt natürlich auch noch auf andere Dinge an, zum Beispiel auf das Lektorat und die Frage, ob das Buch weniger bereits vorhandene Ideen beinhaltet wie der erste Band der Reihe, der doch eher an eine Mischung aus George R. R. Martin und anderen Fantasyelementen erinnerte als an ein innovatives Buch. Um es kurz zu machen, dieses Buch ist in dieser Hinsicht besser. Zwar finden sich einige Dinge, die man aus anderen Fantasyrollenspielen kennt, aber selbst die haben die Ideen dann irgendwoher und manchmal muss man eben auf Altbewährtes zurückgreifen, um etwas Gutes zu schaffen. Etwas weniger gut ist abermals das Lektorat, dem einmal mehr einige Fehler, aber nichts gravierendes, durch die Lappen ging. Vielleicht sollte man sich hier einfach etwas mehr Zeit nehmen. Insgesamt überwiegen die positiven Elemente und spannenden Abenteuern in Rassilon steht nichts im Weg, außer der Gang in den Rollenspielladen oder der Besuch einer passenden Internetpräsenz.
Fazit:
Das Hellfrost-Quellenbuch „Rassilon“ für Savage Worlds kann trotz einiger kleiner Schwächen überzeugen und sollte bei keiner Runde, die diese Kalte Welt bereist und Abenteuer besteht fehlen. Das Buch bietet zum einen viele Abenteuerideen, zum anderen liefert es aber auch die Weltbeschreibung und die Beschreibung vieler Gruppen, die als Gegner auftauchen könnten. Kurzum, „Rassilon“ ist das Buch, auf das man bei Hellfrost nicht verzichten sollte.