Serie: Hellblazer – Garth Ennis Collection, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Das zweite Hardcover der „Hellblazer“-“Garth Ennis“-Collection beginnt mit dem furiosen 50. Band der Reihe. Der König der Vampire, der Jäger der Nacht mit den tausend Namen, bittet Constantine zu einem nächtlichen Stelldichein, um ihm ein Angebot zu unterbreiten: der Hellblazer soll seine Verbindungen zu den magischen Zirkeln dieser Welt nutzen, um Informationen zu beschaffen. Zwar lehnt John letztlich seiner Natur gemäß ab, aber während des Dialoges mit dem Unheimlichen ist er gezwungen, sich seiner Schwächen zu stellen und auf einige Tief- und Wendepunkte seines Lebens zurückzublicken; doch auch für den Vampir bedeutet das Gespräch mit dem zutiefst zynischen Constantine harte Arbeit.
Im zweiten Storyarc, „Royal Blood“, bittet Sir Peter Marston, seines Zeichens Mitglied des britischen Oberhauses und Leiter eines Zirkels perversester Zeitgenossen, John, einen Dämon unschädlich zu machen, der in ein Mitglied des englischen Königshauses gefahren ist, nachdem ein Ritual der hedonistischen Perversen aus dem Ruder lief, und der nun für zahlreiche bestialische Morde verantwortlich zeichnet. Zusammen mit dem durchgeknallten, linksradikalen, magisch begabten Journalisten Nigel Archer gelingt es John nicht nur, den Namen des Dämons, Calibraxis, Herr der Kingen, zu erfahren, sondern er findet auch eine blutige Spur in die Vergangenheit. Während John versucht, das Unwesen erneut zu beschwören, um es dann zu bannen, lässt Marston sukzessive sämtliche Mitwissers des Rituals beseitigen.
Im anschließenden Zweiteiler trifft John seinen alten Freund Chas und kommt anlässlich des Todes eines nahen Anverwandten seines Kumpels einem Forscher auf die Spur, dessen Experimente und Waffentests an Leichen die Erlösung der Seelen der Toten verhindert.
In „Schwere Jungs und Leichte Mädchen“ bittet der Sukkubus Chantinelle John um Hilfe, da sie beim Teufel – nach Luzifer Morgensterns Fortgang (vgl. „Sandman: Die Zeit des Nebels“; dt. bei Panini) der neue Herrscher der Hölle – auf Grund ihrer Liebe zu einem Engel in Ungnade gefallen ist. Der Hellblazer gewährt der jungen Dämonin Unterschlupf und muss einmal mehr tief in die Trickkiste greifen, um gegen seinen höllischen Todfeind und seine Verbündete, Triskele, die Wyrm-Königin, zu bestehen.
Beginnen wir mit dem klaren Artwork, das schon gut 20 Jahre auf dem Buckel hat, 20 Jahre die man ihm letztlich zwar auch ansieht, die es jedoch nicht weniger ausdrucksstark und prägnant erscheinen lassen. Gemeinsam ist den unterschiedlichen Stilen eine zeichnerische und vor allem kolorative Zurückhaltung, welche die Massaker, das Häuten, Ausweiden und die Gewalt visuell erträglicher, wenn auch nicht weniger explizit macht, und die heutzutage, in Zeiten greller Effekte und computertechnischer Spielereien, in dieser Form eher eine wohltuende Seltenheit ist.
Handlungsseitig bietet das vorliegende Tradepaperback alles, was Hellblazer einst zu einem Publikumsliebling machte: intelligente, eindringliche Dialoge, eine vergleichsweise anspruchsvoll konzipierte, schnelle und mystische Story mit zeitgeschichtlichen Bezügen und kulturellen Referenzen, eine düstere, kalte Atmosphäre, die durchaus humoristische Schlaglichter aufweist, und last but not least einen Helden, der seinesgleichen sucht: zynisch, arrogant, hart, brutal, verschlagen und saucool mit Anflügen von Mitgefühl und Menschlichkeit, ein Hasadeur und Spieler, der nicht zögert, sein Leben, das seiner Freunde oder sogar das aller Menschen aufs Spiel zu setzen.
Fazit: Ennis in Hochform und Hellblazer at its best. Saucool, zynisch, mystisch und brutal! Für Fans ein MUSS!