Serie: Heiligtum, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
An Bord des Unterseebootes USS Nebraska, das antriebslos im Monroegraben gefangen ist, arbeitet die Besatzung unter Leitung Doktor Norths und Leutnant Kowaks fieberhaft an einem Rettungsplan. Allerdings stellt sich bald heraus, dass die Lage hoffnungslos ist, denn die Aussicht, ohne fremde Hilfe den Weg zurück durch das Tunnellabyrinth zu schaffen, ist gleich Null. Um die Stimmung, die durch die mysteriösen Vorkommnisse an Bord und während der Außenmissionen mehr als gespannt ist, nicht noch weiter zu belasten, entschließen sich die Verantwortlichen, die Mannschaft zunächst nicht an der düsteren Erkenntnis teilhaben zu lassen.
Stattdessen geht die Suche nach dem in den unheimlichen unterseeischen Ruinen verschwunden Alpha-Team weiter, wobei auch das Rettungsteam an seine psychischen und physischen Grenzen geführt wird, während es sich, von bizarren Visionen geplagt und unter den Blicken monströser Statuen, tiefer und tiefer in die Hallen, Räume und Grotten des versunkenen Heiligtums vorarbeitet.
An Bord der USS Nebraska kann man zwischenzeitlich zumindest einen Teil der historischen Aufzeichnungen, die man an Bord des havarierten russischen U-Bootes fand, in einen scheinbar korrekten Kontext setzen und so ein klein wenig mehr über die Mission der Sowjets und die Baumeister der düsteren Gebäude erfahren. Allerdings werden die Nachforschungen mit zunehmender Intensität durch unerklärliche Krankheitsfälle, einen mörderischen Wahnsinn, der von einigen Besatzungsmitgliedern Besitz ergriffen hat, sowie bedrückende Visionen der Entscheidungsträger North und Kowak überschattet.
Im Grunde brauche ich nicht viel Federlesen machen. Der zweite Teil setzt da fort, wo der erste endete: mit einer hochspannenden, atmosphärisch dichten und intensiven Story, bei der der Leser genau weiß, dass die Handlung auf eine Eskalation und einen Ausbruch von Gewalt zusteuert, man jedoch das "Wie" nicht einmal ansatzweise erahnen kann.
Geradezu grandios ist das Artwork Christophe Becs, dem es gelingt, einerseits eine geradezu klaustrophobische Stimmung, das Gefühl des Eingeschlossenseins zu erzeugen, der aber andererseits immer wieder in großformatigen, z.T. doppelseitigen Panels weite Räume und düstere Abgründe öffnet, vor denen sich die Protagonisten – und damit der Leser - winzig und verloren ausnehmen. Die visuell beklemmende Atmosphäre wird durch die kongeniale Koloration Reyes' verstärkt, der insbesondere die Dunkelheit mit wenigen Lichtreflexen und -führungen betont und vertieft.
Fazit: Mystery- und Survival-Horror vom Feinsten. Die Zeit bis zum Erscheinungstermin des dritten Teils kann gar nicht schnell genug vergehen.