Reihe: Edgar Allan Poes phantastische Bibliothek, Band 7 |
Oscar Schmitz wurde 1873 geboren. Er studierte Jura, Philosophie, Kunstgeschichte und Germanistik. Später war er als Kulturjournalist tätig und reiste viel. Befreundet war er mit vielen Größen der damaligen 'Szene', wie etwa dem surrealen Künstler Alfred Kubin oder dem Schriftsteller und Zeichner Fritz von Herzmanovsky-Orlando sowie dem Psychologen C.G. Jung. Er starb 1931 in Frankfurt am Main.
Die deutschsprachige Phantastik hatte ihre Blüte zwischen den Jahren 1900 und 1930. In ihr spinnen sich die Ideen der französischen Dekadenzliteratur (wie z.B. von Frédéric Boutet oder Jules Barbey d’Aurevilly) weiter und vermischen sich mit den Ansätzen der Traumdeutung und Psychoanalyse. Außer Oscar Schmitz zählen u. a. noch Alexander Moritz Frey, Paul Busson, Gustav Meyrink oder auch Leo Perutz - und nicht zuletzt Franz Kafka - zu den wichtigsten Vertretern der deutschsprachigen Phantastik.
In seinem Werk verarbeitet Schmitz keine eigenen Drogenerfahrungen. Vielmehr soll der Rausch, welchen die einzelnen Geschichten vermitteln, an die Wirkung dieser Droge erinnern. So verschwimmen Gegenwart mit Vergangenheit, Realität mit Phantasie. Oscar Schmitz erzählt in seinem Buch von dem Grafen Vittorio Alta-Carrara, der in einer Nacht am Ende des 19. Jahrhunderts einen Gast in seinen Haschischklub einlädt, wo sich skurrile Herren sonderbare und teils bizarre Geschichten erzählen. Die Geschehnisse in diesem Klub bilden den Rahmen, in welchen die sechs Erzählungen eingebettet sind. Sie handeln von dekadenten Adligen kurz vor der französischen Revolution, von Nonnen, die von ihren Mitschwestern zur Sünde verführt werden, oder von grotesken Traumbildern, die typisch sind für die Phantastik im Deutschland der Jahrhundertwende. Dabei versucht Schmitz, an der damaligen Moral zu kratzen, indem er über freie Liebe schreibt oder sich über den Katholizismus lustig macht. Die einzelnen Novellen sind mit viel Witz und Ironie geschrieben, sie reißen den Leser mit und lassen ihn die wirren Phantasien hautnah miterleben. Ähnlich wie die Figuren in dem Buch, so strudelt auch der Leser durch diese erzählte Nacht voller Geschichten, in der sich Identitäten vermischen und die Zuhörer immer weitere, noch skurrilere Geschichten hören wollen.
Das Buch "Haschisch", das im Blitz Verlag in der lobenswerten Reihe "Edgar Allan Poes phantastische Bibliothek" erschienen ist, ist eine wahre Wiederentdeckung und ein Leckerbissen für jeden Freund phantastischer Literatur. Mit Sicherheit wird das Buch auch dazu beitragen, dass sich mancher Leser eingehender mit der deutschen bzw. der deutschsprachigen Phantastik beschäftigen möchte.