Titel: Hansel und Gretel Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Hänsel und Gretel ist wohl eines der berühmtesten Märchen. Sogar in Südkorea ist die Geschichte über die beiden Kinder und die Hexe im Knusperhaus nicht unbekannt. Regisseur Yim Phil-Sung brachte dies auf die Idee, einen Film zu drehen, der auf diesem Märchen basiert. Daraus resultierte eine Mischung aus Mystery, Thriller und Fantasy.
Der Film erzählt von Eun-Soo, der nach einem Autounfall in einem Wald wieder zu sich kommt. Er gelangt zu einem Haus, das wie aus einem Märchen zu stammen scheint. Drei Kinder leben dort zusammen mit ihren Eltern. Überall liegt Spielzeug herum und ein Weihnachtsbaum leuchtet in allen Farben. Zu Essen gibt es nur Süßigkeiten. Was Eun-Soo zunächst als wunderbar erscheint, entpuppt sich allerdings zunehmend als ein Alptraum. Denn irgendetwas scheint in dem Haus und mit den Kindern nicht zu stimmen. Alle Wege, die Eun-Soo einschlägt, um sich von dem Gebäude zu entfernen, führen wieder dahin zurück. Als er schließlich beginnt, in dem Haus nach der Lösung dieses Geheimnisses zu suchen, gerät die Situation zunehmend außer Kontrolle.
Yim Phil-Sung hat bereits internationales Ansehen durch seinen Mystery-Thriller „Antarctic Journal“ (2005) gewonnen. In Korea selbst floppen allerdings seine Filme. Ihre Ästhetik wird zwar hoch gelobt, doch vom Publikum nicht honoriert. Mit „Hansel und Gretel“ (dies ist übrigens auch der Originaltitel) wandelt Yim auf den Spuren von „A Tale of Two Sisters“. In einem ähnlichen Farbenrausch, einer beeindruckenden Optik und detailfreudigen Kulissen lässt er seine Figuren in einer Mischung aus Traum und Alptraum agieren. Ein großes Lob gebührt dabei den jungen Darstellern, welche die Rollen der drei seltsamen Geschwister einnehmen. Ihre Mimik und Gestik unterstreichen das Merkwürdige und Schreckliche, das zwischen den vier Wänden lauert.
Yim Phil-Sung kombiniert klassische Geistermär mit Horror und Psychothriller. Durch die Aneinanderreihung kurzer Szenen, in denen Fragen aufgeworfen werden oder unheimliche Dinge geschehen, entwickelt er eine intensive Dichte, die den ganzen Film über anhält. Hier steht er im vollen Gegensatz zu seinem Film „Antarctic Journal“, in dem er durch lang anhaltende Szenen eine zunehmende Atmosphäre des Übernatürlichen entwickelt. In „Hansel und Gretel“ entwirft er ein bizarres Kammerspiel, das zunächst mit grellem Kitsch irritiert, um gleich darauf finstere Abgründe zu offenbaren. - Grausam schön.