Hans Christian Andersen

Vorgestellt von Wiebke Schiefelbein (ElvenArcher) und Erik Schreiber, Biographie von Erik Schreiber

Biographie

Am zweiten April 2005 hätte Hans Christian Andersen seinen 200sten Geburtstag gefeiert. Im Jahr 1805 auf der dänischen Insel Fünen in der Ortschaft Odense geboren, wuchs er in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater war ein Flickschuster, seine Mutter eine Wäscherin. In frühen Kinderjahren ging er bereits in die Fabrik, um sich am Unterhalt der Familie zu beteiligen. Im Alter von elf Jahren verlor er seinen Vater. Mit vierzehn Jahren ging er nach Kopenhagen. Sein Ziel war es, am königlichen Theater aufgenommen und als Sänger ausgebildet zu werden. Am Theater versuchte er sich im Laufe der Zeit als Statist, im Chor und im Ballett. Sein Stimmbruch setzte seinem Wunsch als Sänger zu arbeiten ein schnelle Ende. Seine Ungelenkigkeit liess ihn auch für das Ballett ungeeignet erscheinen.
Ein paar Gönner, unter anderem der Theaterdirektor und sogar König Friedrich VI förderten den Jungen und so konnte er in den Jahren 1822 bis 1828 eine Lateinschule in Slagelsen und die Universität besuchen. Andersen selbst lernte während seiner Zeit im Kopenhagener Hafen schwimmen. Sein Studium konnte er 1829 erfolgreich abschliessen. Noch im gleichen Jahr erschien sein Buch `Fussreise nach Amak’, in dem er auf humorige Weise seine eigenen Gefühle aufs Korn nahm. Das Buch wurde ein grosser Erfolg, denn schon kurze Zeit später wurde aus dem armen Flickschustersohn ein angesehener Schriftsteller. Praktisch über Nacht wurde er berühmt. Herr Andersen schrieb in seiner Autobiographie einmal davon, dass er sein Leben wie ein freundliches Märchen betrachte, aber sein krankes Gemüt durch Reisen heilen wollte. So gelangte er 1831, auf seiner ersten Auslandsreise, nach Hamburg, wo er im Hotel Bavière am Jungfernstieg abstieg.
Für ihn schien Hamburg eine der schönsten Städte zu sein, denn es zog ihn immer wieder dorthin, obwohl er fast dreissig Reisen durch Europa, Nordafrika und den Orient absolvierte. In Hamburg besuchte er den botanischen Garten und seine grosse Liebe, die Theater. Hier traf er auch auf Otto Speckter, der seine Erzählung `das hässliche Entlein’ stimmungsvoll zu Papier brachte. Als er den Zeichner 1845 noch einmal besuchte, war Herr Andersen bereits ein gemachter, erfolgreicher Schriftsteller. Seine 1831 begonnene Reise wurde eine Entdeckungsreise durch das literarische Deutschland der Romantiker. Sie beeinflussten ihn im folgenden auch bei seinen Erzählungen. Auf dieser Deutschlandreise traf er in Dresden Ludwig Tieck, mit Adelbert von Chamisso, der einige seiner Gedichte übersetzte und ihn in die Berliner literarische Gesellschaft einführte, war er befreundet. Seine häufigen Deutschlandreisen machten ihn zu einem Liebling der Kunstszene in Weimar und in Berlin. Von Beginn an knüpfte der dänische Dichter Kontakte zu deutschen Erzählern. In diesem Zusammenhang sind unter anderem Namen wie Friedrich Wilhelm Schelling der Begründer der Naturphilosophie, Amalie Winter, Bettina von Arnheim und die Gebrüder Grimm zu nennen. Er fand in Deutschland eine grössere Anerkennung als in seiner Heimat. Es bewahrheitet sich also die alte Volksweisheit, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt. 1835 erschienen die ersten beiden Hefte der `Märchen, erzählt für Kinder’. Die Herren Kritiker verrissen diese Ausgaben, die Leserinnen und Leser jedoch mochten die Erzählungen von Anfang an. Sie hielten etwas für die Zeit neues in den Händen. Das waren nicht mehr die altbackenen Geschichten, mit ihren erzieherischen Massnahmen.
Herr Andersen fand einen eigenen Ton und die Kinder waren nicht länger Erwachsene im Liliput-Format die sich der Welt anzupassen hatten. Neben seinem Schreibstil gelang es Hans Christian Andersen mit der Themenwahl die Literaturgattung Märchen neu zu beschreiben. er erzählte nicht nur von den allgemeinen Sehnsüchten und Ängsten, den Hoffnungen und Träumen, sondern verstand es ebenso religiöse Fragen, die Rolle des Menschen, die gesellschaftlichen Zustände und technischen Neuerungen jener Zeit mit einfliessen zu lassen. Herr Andersen schrieb grundsätzlich in seiner Muttersprache, doch 1846 wurde seine erste Selbstbiographie zuerst in Deutschland unter dem Titel `Das Märchen meines Lebens ohne Dichtung’ veröffentlicht. Mit dem Gedicht `das sterbende Kind’ im `Flensburger Wochenblatt’ erschien 1831 seine erste deutschsprachige Übersetzung. Das Interesse an seiner Lyrik in deutschen Zeitschriften wuchs in den folgenden Jahren.
Vier Jahre später, 1835, erschien sein erster Prosatext, `Jugendleben und Träume eines italienischen Dichters’. Literaturkritiker untersuchten seinen Stil. Sie waren sehr angetan und aus diesem Grund konnte Herr Andersen viele gute Besprechungen erhalten. Seine Reiseberichte durch Deutschland fanden wenig Gegenliebe. Erst sein Roman mit dem seltsamen Titel `O. T.’ weckt das Interesse wieder an ihm. 1837 war damit ein gespaltenes Jahr. Auf der einen Seite war man des Lobes voll, auf der anderen Seite hagelte es vernichtende Schelte ob seines Textes. Die ersten Übersetzungen seiner Märchen erschienen bereits 1839 in Deutschland. Leider nicht sehr erfolgreich, denn mit dem Titel wurden nur Kinder angesprochen. Sein erster Roman, `Der Improvisator’, erschien 1835 und wurde bald darauf ins Deutsche übertragen. Die meistgelesenste Geschichte von Herrn Andersen ist jedoch `Die kleine Meerjungfrau’. Das Märchen erschien als eine Fortsetzungsgeschichte und war durchdrungen vom Gedankengut des Herrn Schelling. In verschiedenen Zeitschriften folgten in den Jahren weitere Märchenübersetzungen von ihm. 1845 gelang ihm endgültig sein Durchbruch mit der dritten Märchensammlung `Neue Märchen und Erzählungen für Kinder’. Nur die wenigsten wissen der Schriftsteller schrieb insgesamt 168 Märchen, von denen die wenigsten wirklich bekannt wurden. Mit dem Erfolg der Märchen, rückten seine Gedichte auch wieder in den Mittelpunkt der Leser. 1860 erschien in Leipzig ein Band mit kleineren Prosaschriften unter dem Titel `Aus Herz und Welt’, die dänischen Originaltexte erschienen erst viel später.
Es überraschte Hans Christian Andersen immer wieder, wie gross der Erfolg seiner Werke in Deutschland war. Seit den ersten Veröffentlichungen erfolgten immer wieder Neuauflagen seiner Märchen. Seiner Oldenburger Brieffreundin Lina von Eisendecher schrieb er sehr erstaunt darüber. Er selbst war der Meinung, das Ausland überschätze ihn. Der Erfolg in Dänemark liess in der ganzen Zeit auf sich warten. In Dänemark fand er weitaus schlechtere Besprechungen. Die literarischen Zirkel in Deutschland, denen er bei Vorlesungen beiwohnte, gerieten zu einem grossen Erfolg für ihn. Etwas, dass er in Dänemark vermisste. Seine Liebe zur Heimat wurde dabei immer wieder auf einen Prüfstein gestellt.
In Leipzig 1840 lernte er Felix Mendelssohn-Bartholdy kennen, den er im Leipziger Gewandhaus aufsuchte. Im Juni 1844 lernte er in der Weimarer literarischen Gesellschaft Baron Oliver von Beaulieu-Marconnay kennen. Der Baron begeisterte sich schnell für die Erzählungen von Hans Christian Andersen. Ihm bot er daher an, einige Zeit auf seiner Residenz zu verbringen und bei ihm zu wohnen und zu arbeiten. Diese Nähe führte dazu, dass beide zusammen die Oper `Klein Karin’ ins Deutsche übertrugen. Ebenfalls im Juni des Jahres 1844 wurde er dem Grossherzogspaar von Sachsen-Weimar vorgestellt, die ihn tief beeindruckten und zu einer langen Freundschaft führte. Im Juli des gleichen Jahres lernte er Major Friedrich Anton Serre auf Gut Maxen kennen. Seine vielen Deutschlandreisen nutze er vor allem dafür, neue Leute zu treffen. Zwischen 1831 und 1873 besuchte er mehrmals das südliche Nachbarland Dänemarks. Er begrüsste es, Leute kennen zulernen und im Laufe der Zeit des öfteren wieder aufzusuchen. Seine letzte Deutschlandreise unternahm er zwei Jahre vor seinem Tod, um seinen Freund, den Maler Wilhelm von Kaulbach aufzusuchen. Er reiste unter anderem auch nach Italien und Frankreich. Hier traf er unter anderem auch auf die bekannten Schriftsteller Heinrich Heine und Victor Hugo. Seine Kunstmärchen sind angelehnt an europäische Sagen, dem Volksglauben und tatsächlichen Begebenheiten. Hinzu kam ein Schuss Inspiration und die allgemeine literarische Strömung der damaligen Zeit.
Friedrich Hebbel bezeichnete Hans Christian Andersen einmal als `lange, schlottrige Gestalt mit einem hässlichen Gesicht’. Auf der einen Seite soll er nie seine grosse Liebe gefunden haben, obwohl er doch so viele Damen umgarnte, auf der anderen Seite wird berichtet, der grosse Dichter sei homosexuell gewesen. Eine seiner eher negativen Eigenschaften war seine neurotische Angst um sein Vermögen und seinen Verstand. Der Hypochonder litt zudem auch unter Depressionen. Und Kritik an seinen Werken konnte er nicht vertragen.
Als Hans Christian Andersen am vierten August 1875 starb, galt er bereits als einer der Wegbereiter der modernen Märchenerzähler. Seine Märchenfiguren wie `das hässliche Entlein’, `das Mädchen mit den Schwefelhölzern’, `des Kaisers neue Kleider’ und vor allem `die kleine Meerjungfrau’, leben heute noch in den Kinderherzen weiter. `Die kleine Meerjungfrau’ ist die weltbekannte Figur, die in der Hauptstadt Dänemarks eine Heimat fand. Sie ist das kleinste Wahrzeichen der Welt, mit nur 175 Kilogramm auch das Leichteste und sitzt im Kopenhagener Hafen. Ihre Grundlagen sollen die Udinensage sein, gleichfalls aber die Muse für Anton Dvorzáks Oper `Rusalka’ als Vorbild gegolten haben.
Auch die Erwachsenen kennen diese Märchen, vergesssen aber selbst, dass diese Märchen ihnen erzählt wurden, als sie selbst jung waren. Dabei schrieb Dänemarks bekanntester Schriftsteller mehr als 150 Märchen und sogar sechs Romane. Von seinem Schaffensreichtum zeugen autobiographische Texte, Gedichte, Dramen Reiseberichte und anderes mehr. Sie führen aber ein Schattendasein in der Literatur. In der Gegenwart gilt Herr Andersen als ein Märchenerzähler der Moderne. Möglicherweise wird er in diesem Jahr, wenn ganz Dänemark ihren Dichter feiert, mit neuen Augen gesehen. Und vielleicht erkennt man mit Carl Alexander von Sachsen-Weimar in Herrn Andersen einen neuen Herrn Goethe.

Pseudonyme:

Keine bekannt

Bibliographie (Auswahl):
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Werke

Titel

Originaltitel

Entstehungsjahr

Märchen

Auflistung hier

Der Improvisator

1835

Autobiographien

Das Märchen meines Lebens ohne Dichtung

1846

-

Mit Lives Eventyr

1855

Hier gehts zu der Auflistung von Hans Christian Andersen

Themenbereich "Phantastik für Kinder und Jugendliche"
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