| Titel: H6 - Tagebuch eines Serienkillers Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Der Regisseur Martin Garrido Baron war 21 Jahre alt, als er mit der Regie zu seinem Film "H6" begann. Dass Baron eigentlich Maler ist, macht sich in einigen seiner Kameraperspektiven deutlich bemerkbar, die dem Film einen gewissen Charme verleihen.
Der Kommentar des Fantasy Film Festivals zu diesem Film lautet "verstörend und radikal", doch ist es passender, Barons Debüt als anspruchsvoll und künstlerisch ausgereift zu bezeichnen. Leute, die eine Splatterorgie erwarten, werden mit Sicherheit enttäuscht sein. Zuschauer, die jedoch einen Horrorfilm jenseits allen Teeny-Gekreisches sehen möchten, sind mit "H6" im wahrsten Sinne des Wortes bei der richtigen Adresse.
Die sehr düstere Geschichte ist angelehnt an einen wahren Fall aus dem Chicago des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Dort lebte 1893 ein Arzt mit Namen H. H. Holmes, der ein Hotel baute, das einzig und allein zur Ausführung seiner bestialischen Taten diente. Baupläne ergaben, dass das gesamte Gebäude eine einzige Todesfalle war. Wie viele Morde Dr. Holmes begangen hat, ist bis heute ungewiss.
Die Geschichte dieses Serienmörders verlegte Baron ins heutige Spanien. Ihm ist damit ein sehr interessanter Horrorfilm gelungen. Interessant deswegen, da Baron versucht, die literarische Form des Tagebuchs filmisch umzusetzen. Die Geschichte wird somit aus drei Perspektiven erzählt: der Sicht des Mörders, des Polizisten und der Frau des Mörders. Durch diesen originellen Einfall sorgt Baron für etwas Verwirrung, aber keinesfalls für Langeweile.
Die Brutalität und Abartigkeit der Morde ist lediglich angedeutet bzw. wird in Dialogen erwähnt. Auch dass der Mörder Teile seiner Opfer seiner Frau zum Abendessen serviert (und diese von seinen Kochkünsten mehr als nur begeistert ist) wird nicht als eklig, sondern vielmehr mit einer Prise schwarzen Humors dargestellt. Hinzu kommt ein exaktes Rezept zum Nachkochen.
Mit Sicherheit ist "H6" nichts für schwache Nerven, aber Filme wie "Saw" oder "Hostel" sind weitaus nervenaufreibender. Dennoch gelang Baron ein sehr guter europäischer Horrorfilm, und es ist zu hoffen, dass "H6" nicht sein einziger Ausflug in die Filmbranche bleibt.