Reihe: Die Legende von Ayesha, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Marikani ist eine Heldin, ohne dass es ihr jemand gesagt hätte. Als Königin des Landes Harabec ist sie die einzige Hoffnung für ihr Türkisvolk. Das Volk mit blonden Haaren und türkisfarbenen Augen ist etwas ganz Besonderes. Das Götterorakel wurde befragt, was es mit diesen Menschen auf sich hat, ihrer bleichen Haut und der seltsamen Zeichnung auf dem Rücken. Die Antwort: Sie sind keine Menschen mehr, sie taugen nur noch als Sklaven. Und so kam es, dass das Volk versklavt wurde.
Es gibt eine Prophezeiung, die besagt, dass eines Tages die Wiedergeburt der Göttin Ayesha erscheinen wird, um das Volk in die Freiheit zu führen. Diese Prophezeiung ist so alt wie das Volk in Sklaverei lebt. Also mehr als 3000 Jahre. Und ausgerechnet Marikani soll nun die wiedergeborene Göttin sein. Ihr Volk erwartet, von ihr in die Freiheit geführt zu werden. Auf den zarten Schultern der jungen Frau liegt eine schwere Verantwortung. Marikani fühlt sich jedoch gar nicht als Göttin. Eine strahlende Führungspersönlichkeit ist sie nicht und Macht besitzt sie genauso wenig. Das Erste, was in dieser Lage ansteht, ist die Rückeroberung ihres eigenen Thrones. Erst dann könnte es ihr möglich sein, eine Revolution gegen die Unterdrücker auszurufen. Bis zu diesem Augenblick dauert es jedoch noch etliche Zeit.
Die Geschichte beginnt mit Arekh, der als Sklave auf einer Sträflingsgaleere dienen muss. Das Schiff, mit dem er durch Fesseln auf Gedeih und Verderb verbunden ist, wird angegriffen und sinkt während eines Gefechts. Durch die ‚innige’ Verbundenheit scheint sein Schicksal hier besiegelt zu sein. Es scheint unmöglich, dem sicheren Tod zu entkommen. Welch glückliche Fügung, dass ausgerechnet Marikani erscheint. Glücklicherweise ist Arekh einer der neuen Sträflinge und nur mit einem Seil an die Ruderbank gefesselt. Seine Fesseln und die einiger anderer durchschneidet sie und rettet ihnen somit das Leben, bevor das Schiff so weit abtaucht, dass man nicht mehr hinab tauchen kann. Die insgesamt vier Galeerensklaven können sich auf das kleine Boot von Marikani und ihrer Begleiterin, Freundin und Hofdame Lionor retten. Das kleine Schiff erreicht die nahe Küste und Arekh macht sich sofort auf den Weg. Anscheinend folgen ihm Marikani, ihre Begleiterin und ein weiterer Sklave, so dass er sich entschließt, in der Gruppe zu reisen. Vier Menschen geben sich gegenseitig besseren Halt und Schutz, als wenn man mittellos allein durch die Welt zöge. Dennoch sind sich die Schicksalsgefährten nicht ganz geheuer. Jeder misstraut jedem und sie tun recht daran.
Während ihrer Reise suchen sie in der Dunkelheit eine halb zerfallene Hütte auf, um für die Nacht etwas Schutz zu haben. Als sie von einem gezähmten Raubvogel angegriffen werden, fliehen sie tiefer in den Wald hinein. Dabei werden sie eine Zeit lang von Reitern verfolgt. Anderntags erreichen sie ein Nomadendorf, wo sie freundlich empfangen werden. Der Aufenthalt dort wird abrupt beendet, als wieder Verfolger auftauchen. Dabei ist nicht klar, wer warum hinter ihnen her ist. Den vier Menschen gelingt die Flucht in ein Höhlensystem, von dem der Häuptling des Dorfes berichtete. Die Flucht führt sie in ein fremdes Land, doch immer behalten sie das Ziel Harabec vor Augen.
Rune der Knechtschaft ist der erste Roman zur Trilogie Die Legende von Ayesha. Sehr bildhaft, aus der Sicht eines dem Sklaven Arekh nahestehenden Erzählers erzählen Anne und Gerard Guero unter dem gemeinsamen Pseudonym Ange Guero die Reise von Marikani und ihren Begleitern. Durch die Arekh-nahen Beschreibungen wirken die anderen Personen etwas blass. Zudem hätte ich erwartet, hier die Geschichte von Marikani zu lesen. Aber vielleicht kommt das noch in den anderen beiden Büchern. Der erste Teil hat mir eigentlich recht gut gefallen. Die Geschichte ist ansprechend geschrieben und hat keinerlei Längen. Die Spannung steigert sich langsam Stück für Stück und lässt den Lesern genug Zeit, ein fremdes, gut durchdachtes Land kennen zu lernen, wo die Götter überall lebendig gegenwärtig zu sein scheinen. Ein Nachteil ist der Titel Rune der Knechtschaft, wo doch im Buch selbst von der „Rune der Gefangenschaft“ die Rede ist. Als Titel ist der andere Begriff wohl ‚griffiger’.
Eine fesselnd geschriebene, schnelle Geschichte, in der viele Personen mit Geheimnissen herumlaufen und nicht das sind, was sie zu sein scheinen. Eine gut erzählte Geschichte wird zu einem ebenso guten Roman.
Rune der Knechtschaft - die Rezension von Jürgen Eglseer
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