| Serie / Zyklus: Barrayar Band 6 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Das Buch ist eine Sammlung von drei Erzählungen um Miles Vorkosigan, den barrayanischen Adligen, die mit einer Rahmenhandlung verbunden werden, in der Miles, nach einem chirurgischen Eingriff bettlägerig, eine Verschwörung gegen seinen Vater verhindert. Im Zuge der Neuauflage der Barrayar-Romane wurden die drei Erzählungen den neuen Sammelbänden thematisch zugeordnet:
Die Berge der Trauer
Auf dem Landgut der Vorkosigans erscheint eine Frau und fordert von ihrem Lord Gerechtigkeit. Ihr Kind wurde ermordet, weil es an einer Deformierung litt, die allerdings mit der inzwischen verfügbaren Technik zu beheben gewesen wäre. So kommt es, dass Lord Aral Vorkosigan seinen Sohn Miles beauftragt, für ihn Untersuchungen anzustellen. So macht sich Miles auf in ein Dorf in den Bergen, in dem die Entwicklung der letzten Jahre, die Barrayar vom Feudalplaneten zu einer Sternenmacht hat aufsteigen lassen, noch nicht erkennbar ist. Miles muss gegen uralte Vorurteile kämpfen und seine Gestalt ist gewiss nicht von Vorteil.
Die Novelle ist der beste Teil dieses Bands. Die Geschichte ist ernst und hat Tiefgang. Es wird viel Hintergrundwissen zu Barrayar gegeben, ohne dass jedoch Spannungsbogen oder Handlung vernachlässigt würden. Insgesamt ist die Erzählung also eine sehr gelungene Geschichte, die nahezu alles zu bieten hat, was einen Text lesenswert macht. 9 von 10 Punkten.
Labyrinth
Miles erhält den Geheimauftrag, einen Genetiker aus den Händen eines Syndikats zu befreien. Er schlüpft wieder in die Geheimidentität von Admiral Naismith und dringt so in den Wurmloch-Knotenpunkt Jackson’s Whole ein. Es scheint, als habe sich alle kriminelle Energie auf diesen Sektor des Universums konzentriert, und Miles muss sich mit größter Vorsicht in der Schlangengrube bewegen, in der man alles bekommt, ganz gleich, ob Sklaven, Waffen oder Geheimnisse. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel mit hohem Einsatz.
Die Geschichte vermittelt zwar tieferen Einblick in die dunklen Seiten des Barrayar-Universums, ist aber streckenweise ein wenig unglaubwürdig (ein verkrüppelter 1,45-m-Mensch hat Sex mit einer Supersoldatin von 3 m, zwischen deren Reißzähnen noch die Reste einer lebendig verspeisten Ratte kleben), aber nichtsdestotrotz ist die Geschichte spannend und routiniert verfasst. 7 von 10 Punkten.
Die Grenzen der Unendlichkeit
Miles Vorkosigan hat wieder seine Geheimidentität als General Naismith angenommen, doch die Mission ist heikel. Er muss auf Dagoola IV ein Gefängnis infiltrieren und den Anführer einer Widerstandsbewegung befreien, die auf einer besetzten Kolonie den Cetaganern Probleme bereiten - frei nach dem Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Doch Miles merkt recht schnell, dass der Auftrag schwieriger ist als gedacht, denn die Person, die er hätte befreien sollen, ist nur noch ein Wrack - zermürbt durch die Zustände in dem Gefängnis. Das Lager ist alles andere als menschfreundlich und die Cetaganer quälen die Gefangenen, soweit dies innerhalb der internationalen Abkommen möglich ist. Schnell erkennt Miles, dass er den Teufelkreis der menschlichen Verrohung durchbrechen muss, wenn er eine Chance haben will, das Lager irgendwann wieder verlassen zu können.
Die Geschichte ist gut geschrieben, wirkt aber ein wenig überzogen. Die 10000 Gefangenen schienen nur auf das Auftauchen von Miles gewartet zu haben, und sofort schafft er es, alle hinter sich zu versammeln und die Zustände im Lager zu verbessern. Obwohl die Geschichte spannend ist, muss man doch sagen, dass Lois McMaster Bujold den Bogen ein wenig überspannt hat. 6 von 10 Punkten.
Übersicht über die Neuauflagen der Geschichten:
Titel Orginaltitel | Neuauflage in: Orginaltitel Neuauflage |
Die Berge der Trauer The Mountains of Mourning | Barrayar: Der junge Miles Barrayar: Young Miles |
Labyrinth Labyrinth | Barrayar: Gefährliche Mission Barrayar: Miles, Mystery and Mayhem |
Die Grenzen der Unendlichkeit The Borders of Infinity | Barrayar: Der Doppelgänger Barrayar: Miles Errant |
Barrayar - Übersicht