Titel: Grendl Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Max Merkel hat ein Problem. Eigentlich sind es zwei, wobei er eines akuter einstuft als das andere, was allerdings daran liegt, dass er die wahre Natur des zweiten Problemes falsch einschätzt. Wenden wir uns Problem Nummer 1 zu: Ein Unbekannter hat Max Merkels frisch erworbene Philosophie-Magister-Urkunde gestohlen, auf die Max Dutzende von Semester hingearbeitet hat. Max Merkel folgt dem Unbekannten, welcher in eine Kirche flüchtet. Dort stolpert er und stößt gegen einen Weihwasserbehälter - er flucht, als er von dem Wasser überschüttet wird. Was das mit dem zweiten Problem zu tun hat? An sich viel, denn was Tage vorher nur als vieldiskutierter Riss am Himmel zu sehen war, offenbart sich nun als das Ende des Universums. Aus.
Zusammen mit vielen Millionen anderer Katholiken findet sich Max Merkel nun im Himmelhafen, Halle 9, Buchstabe M wieder, um mittels einer Art Detektor aussortiert zu werden - ob man in den Himmel kommt oder in die Hölle muss. Dieses Schicksal bleibt Max erspart, denn just zu dem Zeitpunkt seines Todes hat er mit seinem Unfall (Weihwasser plus Fluchen) eine Art Neutralität geschaffen, welche die Teufel nun für sich nutzen wollen. Denn wie Max Merkel erfährt, ist das Verhältnis zwischen Himmel und Hölle etwas anders als er sich das bislang vorgestellt hat. Beide sind technisch sehr weit fortgeschritten und versuchen sich seit Äonen zu übertreffen. Dabei geht es weniger um irgendwelche menschliche Seelen als um das reine Gewinnen. Dass das Universum endete, verbuchen die Engel für sich, und so rekrutiert der Teuflische Geheimdienst TSD, vertreten durch den Teufel Lutherion VI, Max Merkel, um das Universum weiter existieren zu lassen. Dazu brauchen die Teufel nichts Geringeres als die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Hierfür haben sie Petrus' Handy gestohlen, welches nicht nur die Fähigkeit besitzt, den Besitzer durch Ort und Zeit reisen zu lassen (so eine Art TARDIS), sondern auch den Teufeln verraten hat, dass die Antwort irgendwo in der Zeitgeschichte bei einem Philosophen deponiert wurde. Was würde sich für die Suche mehr anbieten als ein Philosphiemagister?
Erst dachte ich, Frank Schweizer versucht eine Kopie des allzu bekannten, auf der grundsätzlich selben Suche aufbauenden "Per Anhalter durch die Galaxis" zu schreiben, jedoch weit gefehlt. Frank Schweizer bewahrt in seinem Roman seinen eigenen Stil und seinen eigenen Humor und windet den Leser durch allerlei Verrücktheiten, die nicht nur einmal ein breites Schmunzeln auf die Lippen zaubern. Respektlos vor dem Genre und mit dessen Stilmitteln spielend, präsentiert er dem Leser eine rasante Fahrt durch die Zeit und behandelt die wichtigsten Philosophen der Weltgeschichte. Das auch diese in das Schweizersche Schema gepresst werden und sich Max Merkel ganz anders darstellen, als er während seines Studiums gelernt hatte, versteht sich fast von selbst.
Einige etwas zögerliche Stellen im Roman, vor allem zu Beginn des Buches, mag man verschmerzen können, ist doch Schweizers Erstlingsroman in diesem Genre gespickt mit guten Einfällen und guter Umsetzung - einen guten Stil kann man ja von einem studierten Germanisten fast erwarten, oder? ;-)
Sehr empfehlenswert!