Titel: Greg und die Traumfänger Eine Besprechung / Rezension von Joanna Lenc |
Greg liebt es, an seinem Computer die unterschiedlichsten Spiele zu spielen, und streitet sich immer wieder mit seiner Stiefschwester Sophie. Nichts Außergewöhnliches für einen zehnjährigen Jungen. Doch in der Nacht taucht er im Schlaf in eine Welt hinein, die alles andere als gewöhnlich ist. Immer wieder, von einem Wolf begleitet, träumt er einen Alptraum nach dem anderen und wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich wieder wach zu werden. Eines Tages jedoch träumt er davon, wie er sich sein Knie an einem Ast stößt, und tatsächlich, am nächsten Morgen hat er an genau der Stelle Schmerzen. Doch nicht nur dies, um ihn herum passieren lauter merkwürdige Dinge, die er jedoch ignoriert und überhaupt nicht wahrhaben will. Der Wolf in seinen Träumen behauptet durchgehend, dass er ein Schamane sei und sich seinem Schicksal hingeben müsse; Greg hingegen glaubt nicht daran und ärgert sich immer mehr darüber, dass seine Träume nie so verlaufen, wie er es gern hätte. Dies führt soweit, dass seine Mutter keinen Ausweg mehr weiß und den Rat ihrer besten Freundin annimmt: Sie geht mit Greg zum Psychologen.
Als seine Mutter schließlich eine Einladung zu einem Treffen der Verzückten eingeladen wird und nicht allein, sondern mit der ganzen Familie, kommen soll, bleibt Greg keine andere Wahl, als sich dem Spuk zu stellen. Zunächst will er wieder alles als Unsinn abstempeln, doch als die Welt der Verzückten von dunklen Mächten angegriffen wird, beginnt er zu verstehen, dass Traumwelt und Wirklichkeit nah beieinander liegen.
"Greg und die Traumfänger" kommt, auch wenn man das zunächst durch den Namen des Autors Julius Bessermann glauben will, nicht aus Deutschland. Tatsächlich stammt der im Rollstuhl sitzende Autor aus Ungarn und hat dort auch den Roman geschrieben. Man trifft nicht häufig auf Bücher, die aus dem Osten kommen und ins Deutsche übersetzt werden. Sicherlich, besonderes russische Literatur wird immer populärer und Sergej Lukianenko hat bewiesen, dass sich auch das Genre der Fantasy aus seinem Land durchsetzen kann, doch solche Werke bleiben Einzelfälle. Julius Bessermann hingegen wird in seiner Heimat gefeiert und Greg wird dort als der Harry Potter Ungarns bezeichnet - dabei hat die Geschichte gar nichts mit unserem zaubernden Freund aus England gemein.
Der Roman darf auch nicht als Fantasy abgestempelt werden, denn er ist weit mehr: eine liebevoll erzählte Kindergeschichte, die sich sowohl für Kinder, Jugendliche als auch gleichermaßen für Erwachsene als spannend und fesselnd erweist. Von der ersten Seite an macht die Geschichte neugierig, und auch wenn der Schreibstil einfach gehalten ist, so hat der Roman viel Charme. Man wechselt fast unmerklich zwischen der Welt der Wachen und der Verzückten hin und her und jeder Charakter ist in sich so liebevoll beschrieben, dass es eine wahre Freude ist, das Buch zu lesen. Zusätzlich findet man zahlreiche Mythen, welche der Autor mit der heutigen Zeit vermischt.
Es ist schön zu sehen, dass auch solche Romane ihren Weg in den deutschen Buchhandel finden. Sie sind eine Bereicherung für jeden Leser, egal welchen Geschlechts oder Alters. Julius Bessermann hat wahres Talent bewiesen, das nicht nur von seinen Landsleuten erkannt wurde. Es gibt noch weitere Werke des Autors, die bisher jedoch leider noch nicht ins Deutsche übersetzt wurden. Wollen wir hoffen, dass sich das bald ändert.