| Serie / Zyklus: Monströse Welten 1/3 Besprechung / Rezension von Christian Plötz |
Im gesamten von Menschen bevölkerten Universum wütet die Pest, eine mysteriöse Virusinfektion gegen die es keine Heilung, keine Impfung und keine Chance auf Überleben gibt. Genauso gefährlich wie die Krankheit ist die "Heiligkeit", eine ommnipräsente Kirche, die alle Macht auf sich vereinigt hat und standhaft die Existenz der Seuche leugnet.
Im Geheimen wird dennoch eine Expedition losgeschickt, um auf dem einzigen Planeten, auf dem keine Pestfälle bekannt sind, nach einem Gegenmittel zu suchen. Auf Gras jedoch hat sich ein Adelsstand gebildet, der weder mit den Gemeinen des eigenen Planeten, noch mit Aussenweltlern in Kontakt treten möchte, sondern sich ganz der Fuchsjagd hingibt - einem bizarren, gefährlichen Ritual, bei dem die seltsamen halbintelligenten Reittiere, die Hippae, eine Schlüsselrolle zu spielen scheinen. Bei diesen Jagden verschwinden immer wieder junge, unverheiratete Töchter aus den Adelsfamilien spurlos, wobei diese Vorfälle mehr oder weniger fatalistisch zur Kenntnis genommen werden. Der Botschafter von "Heiligkeit" versucht deshalb, mitzureiten um so das Vertrauen der Adligen zu gewinnen. Als jedoch seine Tochter auch bei dieser Jagd gegen den Willen der Mutter mitreitet und verschwindet, beschließt Marjorie hinter das Geheimnis der Hippae zu kommen und ihre Tochter wiederzufinden, denn irgendwie scheint eine Verbindung zwischen diesen seltsamen Tieren und der Verbreitung der Pest zu bestehen. Und was steckt hinter den Ruinen einer ausgestorbenen Zivilisation von Außerirdischen?
Die Suche wird jedoch zu einem Wettlauf mit der Zeit, da eine Gruppe von Fanatikern versucht, Gras mit Pestviren zu verseuchen, da sie glauben, die Pest sei Gottes Wille, da die Menschheit vernichtet werden müsse, um sie von ihren Sünden zu erlösen und in ein Leben nach dem Tod zu überführen.
Urteil: Kein schlechtes Buch, wenngleich die Protagonistin sehr deutlich die Wunschvorstellung der Autorin widerspiegelt: Olympiasiegerin im Dressurreiten, verheiratet mit einem stinkreichem, fremdgehenden Ignoranten, den sie im Verlauf der Story in die Schranken weist, ihre Unabhängigkeit zurückgewinnt und die Menschheit rettet. Emanzipation in Ehren, hier wird aber zu dick aufgetragen. Ein paar kleine Macken hätten der Frau sicher gut zu Gesicht gestanden, hätten sie etwas menschlicher gemacht. Trotzdem ist das Buch gut; sehr episch angelegt, mit mehreren Handlungssträngen, einer Vielzahl von Nebencharakteren, überraschenden Wendungen und Perpektivenwechseln. So werden z. B. die Adligen für den Leser von etwas bornierten Zeitgenossen am Anfang zu willenlosen, viehischen Marionetten ihrer satanischen Reittiere.
Die ersten 200 Seiten sind etwas zäh zu lesen, die Atmosphäre erinnert entfernt an Vom Winde verweht - speziell die Lebensumstände auf den Estancias ähneln denen des Südstaatenadels. Gegen Ende entwickelt sich jedoch Spannung, die vielen Puzzelteile ergeben ein Bild und zu guter Letzt geht es richtig rund. Kein Klassiker - aber gute Unterhaltung.
Bewertung: 7 von 10 Punkte
Gras - die Rezension von Erik Schreiber