Reihe: Die Saga vom Raumpiloten Grainger, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Grainger ist Raumpilot - und zwar angeblich der beste, der zu haben ist. Jedoch hilft ihm der ganze Ruhm, der ihm und seinem Partner vorauseilt, nichts, als er auf einen fremden Planeten nahe des Halcyon-Nebels abstürzt. Während sein Partner bei dem Absturz stirbt, muss Grainger zwei Jahre auf eine Rettung warten. Als die eintrifft, glaubt er seinen Augen nicht zu trauen, denn er wird in einen wilden Strudel juristischer Fallen gedrängt und sieht sich am Ende aufgrund der Rettungsaktion mit hohen Schulden konfrontiert. Zudem hat Grainger ein Souvenir aus seinem Exil mitgebracht - eine parasitäre Lebensform, die sich als Stimme in seinem Kopf bemerkbar macht und der zu jeder unpassenden Gelegenheit eine belehrende Phrase einfällt. Der ansonsten grundsätzlich mit Zynismus und Egozentrik angefüllten Persönlichkeit Graingers gefällt das natürlich überhaupt nicht. Nach einiger Zeit, nachdem Grainger auf der heruntergekommenen Erde angelangt ist, tritt Titus Charlot in sein Leben, der Leiter einer großen Unternehmung auf New Alexandria, die ein neuartiges Raumschiff entwickelt hat. Dieses ist nicht nur schneller als alles andere bisher, sondern vermag auch bei Überlichtgeschwindigkeit eine große Wendigkeit vorzuweisen. Charlot stellt eine Mannschaft um Grainger zusammen - aber nicht nur mit dem Ziel, die "Dronte" zu erproben, sondern auch, um im Halcyon-Nebel nach dem legendärem Schiff "Lost Star" zu suchen, das angeblich mit großen Schätzen auf seinen Finder wartet. Grainger geht notgedrungen auf das Geschäft ein, noch nicht wissend, dass er das Schicksal einer ganzen Rasse in den Händen hält ...
Stableford hat mit dem ersten Band der Grainger-Reihe eine klassische Space Opera vorgelegt, die alles enthält, was ein Science-Fiction-Fan benötigt: fremde Welten, eine handfeste Intrige, Raumschlachten, die Suche nach dem Unbekannten und sehr eigenwillige Charaktere. Die Geschichte wird aus der Sichtweise des Piloten Grainger erzählt. Da dieser mit zynischen Bemerkungen nicht spart und ansonsten auch nicht viel mit Menschen anfangen kann, ist das Lächeln im Gesicht des Zuhörers vorprogrammiert, wenn der Pilot einmal wieder lospoltert und sich einen Dreck um Umgangsformen schert. Dabei ist der Sprecher Gordon Piedesack gut gewählt, schenkt er Grainger doch eine recht rauhe Stimme, die fast an einen alten Seebären erinnern lässt. Dabei werden die anderen Charaktere leider etwas stiefmütterlich behandelt, hier wäre eine größere Differenzierung schon schöner gewesen. Ein Vergleich mit der Romanvorlage fehlt mir, hier soll der technisch-phantastische Bereich weitaus umfangreicher gestaltet sein. Jedoch fehlt demjenigen, der das Buch nicht kennt, keinesfalls etwas; technische Details verschwinden eher in den Hintergrund und werden von der Prominenz des Gefühlslebens des Piloten ersetzt.
Ein erster Band hat immer die Aufgabe, Personen und Begebenheiten zu erklären und den Leser bzw. Zuhörer in eine eigene Welt einzuführen. Das Hörbuch wird diesem Anspruch auch gerecht, verfällt aber nicht in den Fehler, dadurch langweilig zu sein, dafür gibt es zu viele interessante und auch überraschende Wendungen.
Der erste Teil der Hörbuch-Umsetzung der "Raumpilot Grainger"-Reihe ist eine ganz gelungene Wiederauflage eines Science-Fiction-Klassikers und beweist, dass auch älterer Stoff sich vor Neukonzeptionen keinesfalls verstecken muss. Auf die Fortsetzung ist man sehr gespannt!