Serie / Zyklus: ~ Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Wenn im Heyne-Verlag ein SF-Roman eines bislang unbekannten deutschen Autors erscheint und dieses Werk zudem über eine stattliche Seitenzahl verfügt, dann muß es sich um einen qualitativ hochwertigen Roman handeln. In den Rezensionen zu diesem Buch wird dies größtenteils auch bestätigt, wenn auch der ganz große Wurf nicht gelungen zu sein scheint.
Die Seitenzahl hat mich lange abgeschreckt mir GOOGOL zuzulegen. Den Kauf und vor allem die Lektüre dieses Werkes habe ich nicht bereut.
GOOGOL spielt im Jahres 2045. Die Staaten der Erde sind zumeist auseinandergefallen und Großkonzerne sind an ihre Stelle getreten. Diesen ist es gelungen die erdnahen Planeten, Monde und Asteroiden zu erreichen und wirtschaftlich nutzbar zu machen. Die Raumfahrt ist seit Jahren etabliert und Garant für den Rohstoffnachschub.
Eher durch Zufall wird ein Objekt weit außerhalb der Planetenbahnen entdeckt, welches einer riesigen Pyramide gleicht und die Planetenbahnen kurz hinter Mars schneiden wird. Ein Mitarbeiter des Konzern Space Cargo machte diese sensationelle Entdeckung und natürlich wird eine Expedition entsandt. John Nurminen, die Hauptfigur dieses Romans, soll mit der NOSTRADAMUS, einer Raumschiffsneukonstruktion, die zudem mit einem neuen Magnetfeldtriebwerk ausgestattet ist, die Pyramide untersuchen. Natürlich wird dieses Projekt im Geheimen durchgeführt, denn den wirtschaftlichen Nutzen, wenn es denn einen geben sollte, will Space Cargo allein verwerten. Aber ganz so geheim scheint das Ziel von Anfang an nicht zu sein. John Nurminen stellt sehr bald fest, dass verschiedene Interessengruppen bereits seit längerem von dem Auftauchen der Pyramide wussten und er mehr oder weniger zum Spielball dieser Interessengruppen wird.
Die NOSTRADAMUS macht sich jedenfalls mit einer sehr zusammengewürfelt erscheinenden Mannschaft auf die lange Reise, die bei weitem nicht so unproblematisch verläuft, wie sie es eigentlich hätte sollen. Am Ziel ihrer Reise muß vor allem John erkennen, dass die Menschheit noch nicht reif genug für die Wahrheit.
Natürlich kann ich in einigen Sätzen nicht eine solch umfangreiche Handlung zusammenfassen wie GOOGOL sie bietet. Die ersten Kapitel lesen sich wirklich gut. Der Autor entwirft eine durchaus vorstellbare Zukunft und baut einen spannenden Handlungshintergrund auf. Großen Raum nimmt dann die Darstellung der Reise der NOSTRADAMUS zur Pyramide ein, die mit etlichen Schwierigkeiten durchsetzt ist. Hier hätte ich mir zumindest gewünscht, wenn der Autor seine Handlung straffer verfasst und die ein oder andere Schwierigkeit weggelassen hätte. Die Reise des Raumschiffes ist um einiges zu lange geraten. Die entscheidenden Kapitel am Ende des Romans sind vom Umfang her bei weitem nicht so ausführlich geraten.
Insgesamt gesehen war aber kein Durchhänger drin, wo ich dann einfach weitergeblättert hätte. Klein versteht es spannend zu erzählen und nimmt sich aber auch den Raum für ausführliche Schilderungen und Darstellungen seiner Figuren. Das Tempo der Handlung wird gerade im Mittelteil dadurch gedrosselt, was mich aber nicht großartig gestört hat. Klein ist sehr ausführlich in seinen Schilderungen, aber auch in der Ausarbeitung seiner Figuren, was nur zu begrüßen ist.
Mit GOOGOL hat der Heyne Verlag jedenfalls einen Roman publiziert, der wieder einmal deutlich aufzeigt, dass hiesige Autoren keineswegs schlechter schreiben können wie ihre amerikanischen oder englischen Kollegen.
Auch wenn der Roman sehr umfangreich ist, so lohnt sich die Lektüre für all diejenigen, die Hard-SF aus deutscher Feder abseits der bekannten Heftchenserien und ihrer Nachfolger lesen möchten.
Blade Runner - Rezensionsübersicht