Titel: Goodbye Teddy: 15 abgründige Teddybärenstorys für Erwachsene Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Teddys als Gegenstand von - dem Cover nach - Horrorgeschichten? Nun, Kuscheltierhorror ist ja nichts Neues, insofern ist man auf alles gefasst. Selbst Stephen King hat dieses Thema schon zugrunde gerichtet. Womit sich jedoch Werner Geismar in dieser Kurzgeschichtensammlung befasst, ist doch etwas anderes. Der Teddy - das ist ein Sinnbild für Kuscheln, Sichfesthalten, Beschütztsein oder auch Beschützen. Was aber, wenn der Teddy wirklich Gefühle hat? Was denken Kuscheltiere, wenn ihr Besitzer alles andere als der nette Junge von nebenan ist oder wenn die Jahrzehnte vorübergehen? Geismar sucht Antworten auf diese nie gestellten Fragen und nach der Lektüre einiger der Geschichten ist das Bild des knuddeligen und plüschigen Teddys sehr beschädigt ...
Alle Kurzgeschichten aufzuführen ist hier nicht zielführend, doch einige will ich herausstellen. Geschichten wie gleich die erste in dem Büchlein: "Die Teddy-Klasse". Sie schildert das Leben eines Lehrers, der von Kindheit an an einem unstillbaren Redefluss leidet. Recht spät kommen hier die Teddybären in Spiel, sie wirken als Ersatzdrogen für den greisen Pensionär, dem niemand mehr zuhören will. Ähnlich erschütternd ist die Geschichte "Schuld und Sühne", in der ein Junge der strengen Erziehung seiner Mutter entgehen will und am Ende in jeglicher Hinsicht scheitert. In "Der Talisbär" erzählt Geismar von einem Auftragsmörder, welcher von einem Talisman in Bärenform beschützt wird - bis er sein Herz an eine Prostituierte verliert. Sehr gut gestaltet ist hier die Schlusspointe, in der Geismar gleich mehrmals auf den mittlerweile furchtsamen Leser eindrischt.
Im Allgemeinen nutzt Werner Geismar den Teddybär als Sinnbild menschlicher und seelischer Untiefen und nutzt ihn als Zeuge oder auch als Täter physischer Gewalt. Die Kurzgeschichtensammlung Goodbye Teddy, darauf weist der Titel folgerichtig hin, ist kein Werk für Kinder, jedoch ein schaurig entsetzliches Stück Abendliteratur für den Horrorfreund.
Gut gelungen, da mich viele Geschichten berührt haben, dafür gibt es 8 von 10 Punkten.