Reihe: Leviathan Trilogie Eine Rezension von Ida Eisele |
Skeptisch nimmt die Besatzung der LEVIATHAN einen neuen Passagier auf: Tesla, ebenso genialer wie verschrobener Wissenschaftler und Schöpfer einer Waffe namens GOLIATH, mit der er den Krieg zwischen Mechanisten und Darwinisten beenden will. Doch auf welcher Seite steht Tesla wirklich? Auf dem Weg nach New York müssen Alek und Deryn jedoch nicht nur auf ihn achtgeben – auch Deryns Geheimnis wird gelüftet, und es liegt bei Alek, die richtigen Bündnisse einzugehen...
„Goliath“ ist der dritte und letzte Band der Steampunkreihe von Scott Westerfeld über den österreichischen Prinzen Alek und die britische Fliegerin Deryn, die sich während des ersten Weltkrieges auf dem Luftschiff Leviathan kennenlernen.
Das Jugendbuch entführt den Leser mit origineller Sprache in eine interessante Welt voller niedlicher Tierschöpfungen und bizarrer Maschinen. Die in Darwinisten und Mechanisten aufgeteilten Länder bekriegen sich recht geschichtsgetreu, allerdings mit fantastischen Waffen. Besonders präsent ist in dieser Hinsicht das Luftschiff Leviathan, ein riesiger, fliegender Wal.
Getrieben wird die Geschichte von Aleks Wunsch, den Krieg zu beenden, auf der einen Seite und die undurchsichtigen Pläne das wahnsinnigen Wissenschaftlers Tesla auf der anderen Seite, der zwar verspricht, mit der Drohung durch seine Massenvernichtungswaffe 'Goliath' den Krieg zu beenden. Allerdings sind seine Launen eher unberechenbar und lassen einen verantwortunglosen Einsatz von Goliath befürchten.
Die beiden Hauptcharaktere Alek und Deryn sind in mancherlei Hinsicht gegensätzlich und sorgen damit während des Lesens für eine angenehme Abwechslung. Alek ist ein österreichischer Prinz, gebildet und erzogen, und sucht in allen Dingen einen höheren Sinn. Deryn dagegen ist ein bürgerliches Mädchen, das sich als Junge verkleidet hat, um fliegen zu dürfen. Der Standesunterschied und der Vertrauensbruch durch Deryns Verkleidung sorgen für permanente Spannungen in ihrer Beziehung, deren Entwicklung neben den Handlungen um Tesla einen wichtigen Strang der Geschichte ausmacht. Besonders gefallen hat mir, verglichen mit gewöhnlicher phantastischer Literatur, die Nachdenklichkeit der Charaktere, wenn Feinde sterben. Das Bewusstsein, dass es ganz normale Menschen sind, die dort unten gerade in einem Kampfläufer verbrennen oder auf andere grausige Art ihr Leben verlieren, ist immer präsent und meiner Meinung nach gerade in einem Jugendbuch nicht fehl am Platz, sondern gibt den Charakteren Menschlichkeit.
Mein größter Kritikpunkt an das Buch ist die Handlung, der bisweilen der rote Faden und die Spannung fehlt. Natürlich haben Alek und Deryn ihr Schicksal nur begrenzt in der Hand, sind sie doch beide an Bord der Leviathan und durch die Pläne weit entfernter Entscheidungsinstanzen gebunden. Aber etwas wie einen Plan oder etwas, auf das man seine Hoffnungen setzen kann, hat mir während des Lesens doch gefehlt. Erst ganz am Ende verknüpfen sich diverse lose Stränge zu einem halbwegs sinnvollen Ganzen und eine Lösungsmöglichkeit kommt in Sicht. Das könnte ein Mittel zur Spannungserzeugung sein, aber dadurch, dass die Pläne und die persönliche Bedrohung der Hauptcharaktere nicht sonderlich präsent sind, wirkt die Geschichte lange wie eine zufällige Aneinanderreihung von Ereignissen.
Insgesamt ein gutes Buch, drei von fünf Sternen.