Reihe: God’s End, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Die wenigen Überlebenden der fortschreitenden Apokalypse versammeln sich am Großen Salzsee bei Salt Lake City. Eine große Felsformation am Meer bietet ihnen Unterschlupf und Schutz. Unter den Flüchtlingen findet sich neben den bekannten Charakteren auch der Politiker Richard Robinson. Dieser sieht die Chance seines Lebens gekommen und zieht durch sein rhetorisches Talent den Großteil der Flüchtlinge auf seine Seite. Während die Gruppe um Adam nach und nach entdeckt, welche uralte Schätze sich in den Höhlen unter dem Felsen verbergen, drängt Robinson die Menschen dazu, den Felsen zu verlassen und in der nahen Großstadt auf den angekündigten Angriff des Schwarms zu warten. Dieser Schwarm, eine große Masse aus mutierten und tödlichen Wesen, wird sowohl von der ehemaligen Studentin Jill als auch von Jack, einem Jungen, der mit seiner Mutter den Salzsee erreichen konnte, vorausgesagt.
Und es kommt, wie es kommen muss: Zwischen beiden menschlichen Gruppen bahnt sich Streit an, sie trennen sich. Jedoch erkennt Robinson den Wert Jacks und überredet seine Mutter, mit ihm zu kommen. Doch in Salt Lake City offenbart sich der wahre Charakter des machtbesessenen Politikers und der Junge kann zusammen mit einem Mann zum Felsen fliehen. Richard Robinson schwört Rache, und obwohl der Angriff des Schwarms unmittelbar bevorsteht, bricht er zusammen mit einigen Mitstreitern auf, um seine vermeintlichen Gegner um Adam anzugreifen.
Es zeigt sich, dass die Gruppe am Felsen die richtige Wahl getroffen hat. Tief im Inneren des Berges finden sie Werkzeuge und Hinweise, die ihnen bei ihrem bevorstehenden Kampf helfen sollen. Phoenix scheint sich als zentrales Element des Kampfes gegen die vier Reiter der Apokalypse zu erweisen, wobei nicht klar ist, wie dieser Kampf vonstatten gehen soll. Tod wurde zusammen mit seinen Helfern von Gott auf die Erde geschickt, um das Menschengeschlecht zu vernichten. Jetzt jedoch scheint Gott seinen Entschluss zu bereuen und er greift der Gruppe mit manchen Taten unter die Arme. Tod jedoch erkennt das falsche Spiel seines Herrn und beugt sich fortan nicht mehr seinem Willen. Der Anführer der Reiter beschließt, sich gegen Gott aufzulehnen und sich die Erde untertan zu machen.
Michael McBride holt mit diesem Roman genau das nach, was ich im ersten Teil kritisierte: die Charakterentwicklung. Zwar nutzt er den bei manchen Autoren beliebten, aber auch gemeinen Kunstgriff, während der Geschichte Personen detailliert aufzubauen, um sie dann am Ende zum Entsetzen des Lesers abzuschlachten. Das passt jedoch trotz aller Tragik in den Gesamtkontext des Romanes. Mit der Figur Richard Robinson wird die Gruppe der Überlebenden geteilt und sozusagen die Spreu vom Weizen getrennt. Hier kann sich McBride wieder mit diversen Splatterszenen austoben, die jedoch nicht so derart überbordend ausfallen wie im ersten Buch.
Konsequenter, als ich erwartet hätte, folgt McBride den einzelnen Visionen der "Offenbarung des Johannes" und erzeugt zugleich in seinem Roman das Gefühl, die Apokalypse sei ein immer wiederkehrendes, vielleicht auch reinigendes Ereignis. Vor vielen tausend Jahren wurden schon die Grundlagen geschaffen, damit die Gruppe um Adam und Phoenix ihren richtigen Weg gehen kann.
Atemberaubend wird es ab Beginn des Showdowns, als alle Gruppen aufeinander treffen und sich eine Vielzahl von Weissagungen nacheinander erfüllt. Das von McBride aufgebaute mystische Konstrukt kommt hier voll zum Tragen.
Leider stören einige logische Fehler, bei denen nicht ganz klar ist, ob sie dem Autor oder, wie ich eher vermute, dem Übersetzer zuzuschreiben sind. Grundsätzlich sollten sie von einem guten Lektor erkannt und ausgebessert werden können.
Auch der Fortsetzungscharakter wird in diesem Band immer noch nicht gewürdigt. Zumal ohne die Lektüre des Vorgängerbandes wenig Verständnis beim Leser entstehen dürfte und der Satz "Weitere Bände sind in Vorbereitung" angesichts nur noch eines einzigen Nachfolgeromans etwas deplatziert wirkt. Wird man bei Blanvalet schlampig?
Band zwei der Trilogie hat mir durchaus gefallen, er war meist spannend, strukturierter geschrieben als "Die Reiter der Apokalypse" und besaß eine Charakterentwicklung, die diesem Wort gerecht wird. Ab Mitte des Romanes fällt es zudem immer schwerer, ihn aus der Hand zu legen - er fesselt zunehmend. Meine Bewertung: gute 7,5 von 10 Punkten.
Sturm der Seelen - die Rezension von Erik Schreiber