| Reihe: Das Buch der Vampire, 1. Band / The Gardella Chronicles 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Dies ist der Anfang der Geschichte von Lady Victoria Gardella Grantworth. Es ist aber auch gleichzeitig die Weiterführung der Geschichte einer Dynastie. Die Bestimmung der Familie Grantworth besteht darin, seit Generationen als Vampirjäger, die sogenannten Venatoren, aufzutreten. Nicht öffentlich, sondern im Geheimen.
Vorerst ist Victoria jedoch recht nervös. Ihr erster Ball steht bevor und mit ihm ihre Einführung in die Londoner Gesellschaft. Ihre Mutter ist sehr dafür, dass die junge Dame möglichst häufig Bälle besucht und ihren gesellschaftlichen Pflichten nachgeht. Im Vordergrund für die Mutter steht, dass Victoria eine gute Partie macht, einen jungen, gutbetuchten Kavalier findet, der sie heiratet. Und ihre Mutter Melisandes leugnet so etwas Schreckliches wie Vampire. Die gibt es nicht und Punkt. Lady Victoria ist anderer Ansicht, absolvierte sie doch bei ihrer Tante Eustacia ein entsprechend hartes Training. Victoria tritt als Letzte in direkter Linie der Familie Gardella ein schweres Familienerbe an. Daher ist sie nicht nur nervös in Bezug auf ihren ersten Ball, sondern macht sich entsprechend Gedanken, wo sie einen Holzpflock verstecken kann. Letztlich steht ihr noch ein Debüt bevor, das Töten ihres ersten Vampirs. Als Letzte der direkten Linie der Gardellas ist sie die Hoffnung ihrer Tante, der Vorsitzenden der Venatoren. Victoria soll vor allem die Vampirkönigin Lilith vernichten. Eine Aufgabe, die nicht leicht ist, denn ihre Tante scheiterte bereits daran. Und es soll da noch ein Buch geben, das Victoria behilflich sein könnte. Es beginnt also nicht nur eine Jagd auf Vampire, sondern auch auf das geheimnisvolle Buch.
Zum Glück für Victoria ist sie nicht die einzige Venatorin in London. Im Kampf gegen die Vampire, deren genaue Population in London nicht bekannt ist, stehen ihr ihre Zofe bei und Maximilian. Maximilian ist ein Venator, der nicht der direkten Linie der Familie Gardella angehört. Er ist gar nicht begeistert, als er davon erfährt, dass Victoria zur Vampirjägerin ernannt wird. Max ist der Meinung, Victoria sei mehr daran Gelegen, auf den Bällen ihre Tanzkarte zu füllen, statt den Pflock zu führen. Weitere Handlungsträger sind Sebastian, der eine Bar betreibt, die vor allem von Vampiren besucht wird, und aus dunklen Gründen, die nur er kennt, Victoria mit Wissenswertem über die Vampire versorgt.
Das viktorianische Jahrhundert ist ein beliebtes Jahrhundert, um unheimliche Geschichten zu erzählen. Colleen Gleason wählt für ihre Erzählung ebenfalls diese Zeit, vielleicht auch deshalb, weil sie die Kleidung sehr mag. Denn die Beschreibungen sind sehr ausführlich. Die Autorin schafft es, die damalige Atmosphäre gut zu treffen, oder immerhin so gut zu treffen, wie ich sie mir vorstelle. Die Figuren sind glaubwürdig und abwechslungsreich gestaltet, tragen mit ihrem Humor, ihrer Liebe und all den anderen menschlichen Eigenschaften dazu bei, einen fesselnden Roman zu gestalten. Einer der besseren Vampirromane in der letzten Zeit.