Titel: Das Glaskuppelprinzip Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Ernst-Eberhard Manski - „Kalksteinträume“
Stefan Barth - „Die Formel“
Silke Schulz - „Die andere Seite“
Mike Gundlach - „Die Verschwörung“
Felix Mohring - „Die verlorenen Originaldokumente“
Karl-Heinz Mitzschke - „Die Andere“
Nina Horvath - „Das Glaskuppelprinzip“
Dieter König - „Terraformed“
Wiktor Guzinski - „Dementia“
Silvia Pfeffer - „Feuer und Rauch“
Karl-Heinz Mitzschke - „Der Kristall“
Als Freund von Kurzgeschichten bin ich immer gern bereit, die Sammlungen, die ich erhalte, in den Vordergrund zu stellen, zumindest aber etwas aus der großen Masse herauszuheben. Der vorliegende Band, Das Glaskuppelprinzip, mit insgesamt elf Geschichten erschien bereits im Jahr 2008. Die meisten Autoren sind mir nicht bekannt. Lediglich Nina Horvath ist ein Name, der in meiner Datenbank zu finden ist und deren Kurzgeschichten mir bereits positiv auffielen. Die Sammlung ist recht ausgeglichen, es gibt keine Ausreißer nach unten oder oben in der Qualität.
Ernst-Eberhard Manskis „Kalksteinträume“ erzählen von den Journalisten Edgar und Christian. Der Ich-Erzähler Edgar will Urlaub auf der Insel machen. Sein Kollege Christian soll sich um das Verschwinden von zwei Journalistenkollegen kümmern und über den alljährlichen Mittelaltermarkt und dessen Spiele berichten. Während der Spiele verschwanden nicht nur die beiden Journalisten, sondern auch andere Menschen.
Die Geschichte wird locker-leicht erzählt, trotzdem ist mir die Logik nicht ganz klar: Warum wartet man ein Jahr, um nach verschwundenen Kollegen zu suchen? Die Eröffnungsgeschichte halte ich für gelungen. Sie führt die Handlungsträger in einer nicht sehr ernsten Handlung in ein verrücktes Mittelalterszenario.
Die nächste Erzählung, von Stefan Barth, mit dem Titel „Die Formel“, handelt von einer ziemlich heruntergekommenen Erde. Die Menschheit bereitet sich darauf vor, den Planeten zu verlassen und wie Ungeziefer den nächsten Planeten heimzusuchen. Da entdecken Forscher, wie der Regenwald wiederhergestellt werden kann. Eine Erzählung um Machtgier und Despotismus.
Silke Schulz greift in „Die andere Seite“ ein ähnliches Konzept auf, indem sie von einer Weltregierung allen Menschen Gehirnchips implantieren lässt. Dies ist nicht ganz so weit hergeholt, denn mit den RFIG-Chips kann man bereits Ähnliches machen. Die Chips haben Nebenwirkungen, die darin bestehen, dass sie aus den Menschen willenlose Zombies machen und sie langsam töten.
In der Erzählung „Die Verschwörung“ von Mike Gundlach lagert auf der Mondbasis „Alpha“ die Vorabversion einer Waffe. Klar, dass Terroristen hinter der Waffe her sind. Leider ist die Geschichte sehr vorhersehbar.
Felix Mohrings „Die verlorenen Originaldokumente“ berichtet in einer Frauen- und einer Männer-Version vom Verlust der Dokumente der ersten Marslandung.
Karl-Heinz Mitschkes „Die Andere“ geht von der Idee aus, dass ein Mann seine Frau durch einen willfährigen, künstlichen Ersatz eintauschen will. Ziemlich abgedroschene Idee, der der Reiz des Neuen fehlt.
Die titelgebende Erzählung von Nina Horvath, „Das Glaskuppelprinzip“, berichtet von einer künstlichen Intelligenz, die auf einem Generationenschiff für alle Fälle an Bord ist und sich um alles kümmert, falls der Hauptcomputer ausfällt. Klar, dass der einzige wache Mensch (warum eigentlich) sich in die KI verliebt.
Der Herausgeber Dieter König hat mit „Terraformed“ eine neue Geschichte geschrieben, in der er sich der tentakelbewehrten Aliens, Neuschwabenland und einer beginnenden Invasion annimmt. Das Ende war mir zu moralisch.
Wiktor Guzinski legt mit seiner Erzählung „Dementia“ eine Nach-der-Katastrophe-Geschichte vor. Ein Bruder Alesius genannter Mensch lebt in einem Kloster und liest in verbotenen Schriften. Diese stammen aus der Zeit vor der großen Katastrophe. Sein Tun wird nicht gutgeheißen, so dass er das Kloster verlassen muss, um im anderen Extrem, einem ehemaligen NATO-Bunker, auf ähnlich gesinnte Menschen zu treffen.
„Feuer und Rauch“ von Silvia Pfeffer ist leider nicht ganz logisch: Warum erhält ein Neuling ein neues Raumschiff, das doch einen erfahrenen Piloten benötigt. Der Absturz auf dem Planeten der Bataniten ist zwar die Schlussfolgerung, aber der Rest wirkt seltsam aufgesetzt.
Karl-Heinz Mitschke präsentiert uns noch eine zweite Geschichte. „Der Kristall“ bietet leider auch nichts Neues, als Kommandant Kosolovski die Wasserknappheit nutzen und mit einem Eismeteoriten das große Geld machen will. Aber nicht nur andere Wesen sind hinter dem Meteoriten her, sondern diese Idee fand sich auch schon häufig von anderen Autoren niedergeschrieben.
Die Kurzgeschichtensammlung bietet ab und zu ein paar neue Ansätze zu Erzählungen, aber keine Geschichte, die wirklich neu wäre oder aber mit einem anderen, ungewöhnlichen Schluss endet. Statt dessen hebt sich ab und zu ein moralischer Zeigefinger, der mir dann doch nicht gefallen hat. Wer ein Faible für Science-Fiction-Geschichten besitzt, wird sich an den Geschichten erfreuen können. Wer sich aber mit den schon dagewesenen Ideen der einzelnen Erzählungen nicht anfreunden kann, wird keinen Spaß haben. Die Sammlung ist eher etwas für Einsteiger, die noch nicht so viel SF gelesen haben. Diese erhalten einen guten Überblick über mögliche Szenarien.