Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Lorenz Mohn stellt fest, dass 40 Jahre ein gutes Alter ist, um aus dem Beruf eines Pornodarstellers auszusteigen. Er beschließt, sich selbstständig zu machen, und einer spontanen Idee folgend will er ein Strickwarengeschäft eröffnen. Obwohl alle ihn für verrückt halten, verfolgt er diese Idee mit großem Eifer und die zwielichtige Madame Claire Montbard stellt ihm das Kapital zur Verfügung mit einer äußerst ungewöhnlichen Bedingung: Er muss den Kredit in sieben Jahren, genau am 14. Juli 2015, zurückzahlen oder aber er muss ein Leben retten. Lorenz ist dies erst mal egal und 7 Jahre sind eine lange Zeit. Doch schon während der Renovierung des Ladens gerät Lorenz in Bedrängnis: In einem verschlossenen Raum seines neu gemieteten Geschäfts findet er eine Werkstatt und bald darauf auch noch die frische Leiche des Vormieters. Die Spur der Polizei führt zu Lorenz Mohn, aber auch zur Versteinerung eines Archäopterix und schließlich über Umwege zur Pluto-Mission der Nasa, die am 14. Juli 2015 starten soll, also genau an dem Tag, an dem Lorenz Mohn seinen Kredit zurückzahlen soll.
Ganz ohne Zweifel versteht Heinrich Steinfest sein Handwerk. Seine Protagonisten sind gut eingeführt und wirklich sehr lebendig, und das schließt alle Nebenfiguren mit ein. Die Geschichte, die im ersten Teil absolut keine phantastischen Bezug hat, gewinnt allmählich erst an Fahrt, aber das ist gut so, denn das Buch ist eigentlich kein Krimi, und während die Krimielemente im ersten Teil vorherrschen, dominieren Science-Fiction-Elemente den zweiten Teil. Das Buch ist also, wenn man so will, ein Bastard zweier Genres, die kaum zusammenpassen. Heinrich Steinfest selbst wollte wahrscheinlich weder das eine noch das andere schreiben, sondern eine Geschichte, die vor allem unterhaltsam ist, und dafür nimmt er sich Zeit und erzählt mit vielen tiefgründigen Gedanken. Ohne zu irgendeinem Zeitpunkt zu langweilen, erzählt der Autor ein verrückte Geschichte, die zum Ende hin immer absurder wird. Doch das macht alles nichts, denn Lorenz Mohn ist ein gelungener Protagonist, der auch noch dann interessant ist, wenn er Strickwaren verkauft oder jeden Tag im Museum immer dasselbe Bild betrachtet.
Gewitter über Pluto ist ein gelungener Roman, der den Leser neugierig auf andere Werke des Autors macht. Die Nominierung für den Deutschen Science Fiction Preis halte ich jedoch für übertrieben, denn trotz einiger Science-Fiction-Elemente stellt der Roman nicht wirklich eine SF-Geschichte dar.
8 von 10 Punkten