Reihe: Gruselkabinett, Teil 65 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
In der Erzählung Gesellschafterin sucht die achtzehnjährige Bella Rolleston händeringend nach einer Aufgabe, denn sie muss sich um ihre Mutter kümmern. Eine Anstellung als Gesellschafterin erscheint ihr da sehr angebracht, denn in Ermangelung von Erfahrung in anderen Tätigkeiten findet sie sonst keine bezahlte Aufgabe. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an die Vermittlungsagentur von Miss Torpinter. Mit Glück wird Lady Ducayne auf sie aufmerksam. Die greise Aristokratin legt keinen Wert auf gute Referenzen. Dazu bezahlt sie gut, sodass Bellas Mutter gut leben kann. Sie selbst ist eher genügsam und kommt mit wenig Geld aus. Bella kann ihr Glück, diese Anstellung gefunden zu haben, gar nicht fassen. Ob sich dies als Glück für Bella ausdrückt, bleibt dahin gestellt. Sie erhält einen guten Lohn, im Ausgleich dafür jedoch schreckliche Alpträume die Bella nun Nacht für Nacht heimzusuchen. Vielleicht liegt es an Lady Ducayne, die auf Bella ein wenig bedrohlich und düster wirkt. Die Lady nimmt Bella mit auf eine Reise nach Italien. Ihr scheint jedoch das Klima nicht sonderlich gut zu tun, denn sie erkrankt. Ihr schlechter Gesundheitszustand fällt dem Geschwisterpaar Stafford auf, die dort ebenfalls weilen. Herbert ist ein junger Mediziner und versucht, der Sache auf den Grund zu gehen.
Die Reihe Gruselkabinett trägt ihren Namen nicht umsonst. Es geht nicht immer darum, mit übersinnlichen Wesen Schauer über den Rücken laufen zu lassen. Manchmal sind es Situationen, seltsame Begebenheiten oder einfach nur eine schaurig-schöne Beschreibung. Auch die neue Hörspiel CD aus dem Hause Titania wendet heute wieder mehr die Situation an. Aus Sicht eines Viellesers sehe ich die Autorin Mary Elizabeth Braddon eher als eine Vertreterin des romantischen Schauerromans oder Romantic-Thriller. Hat man als Hörer die Idee im Kopf, hier geht es um Vampirismus, so wird man zum späteren Zeitpunkt davon überrascht, dass es nicht der Fall ist. Die Sorge um die junge Bella wird dann nur grösser.
Das Hörspiel ist angenehm anzuhören. Musik, Geräusche und die Sprecher bilden ein harmonisches Ganzes. Dadurch entsteht eine düstere, spannungsgeladene Geschichte, deren Ende jedoch eher nüchtern ausfällt.
Wie üblich liegt die Hauptarbeit bei den Sprechern. Die Rollen sind allesamt wieder gut besetzt. Julia Stoepel gefällt mir als Bella Rolleston mit ihrer frischen unverbrauchten Stimme, Ingrid van Bergen als Lady Ducayne zeigt mit ihrer Stimme und ihrem Alter, dass sie passend besetzt ist. Wirkt doch gerade ihre Stimme besonders eindrucksvoll. Unterbrochen werden die Sprecher vom Erzähler Christian Wolff. Mit seiner angenehmen Erzählstimme sorgt er für Abwechslung. Alles in allem wieder eine gelungene Ausgabe des Gruselkabinett.