Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Eine Seuche rafft auf der ganzen Welt die Männer im geschlechtsreifen Alter dahin und zerstört die bestehende Weltordnung. Der Italiener Ralph Martinelli erkannte die Gefahr, doch selbst sein hoher Posten im Gesundheitsamt der amerikanischen Administration half ihm nichts. Die Regierung war gerade in der heißen Phase des Wahlkampfes und wollte solch negative Presse vermeiden. Als die ganze Sache dann offenbar wurde, war es zu spät. Ralph Martinelli wird mit einer Reihe weiterer Wissenschaftler in ein Camp gebracht, wo er, vor der Seuche geschützt, nach einem Gegenmittel suchen soll. Doch die Geschützten Männer wissen bald nicht mehr, ob sie zu ihrem Schutz in diesem Camp untergebracht sind oder ob sie nicht sogar Gefangene sind. Die Welt hat sich schnell verändert: Nachdem die männlichen Regierungsmitglieder gestorben waren, übernahmen die Frauen das Ruder und die frigide Präsidentin Bedfort errichtet in Amerika ein totalitäres, matriarchalisches Regime. Davon bekommt Ralph Martinelli allerdings erst etwas mit, als er Kontakt zur Widerstandsbewegung hat. Sein Serum ist der Schlüssel zur Entmachtung der Diktatorin, die selbst keinerlei Interesse an einem Mittel gegen die Seuche hat.
Der Roman ist höchst eigenwillig und kann eindeutig als böser Seitenhieb gegen die Frauenbewegungen der 70er Jahre gesehen werden. Doch auch das männliche Geschlecht wird in diesem zwischen Farce und Utopie gelagerten Roman mit Spott bedacht. Autor Robert Merle hält den Geschlechtern in seinem zynischen Roman den Spiegel vor und beschreibt bis ins Detail eine Dystopie, die den Wechsel von Patriarchat zum Matriarchat zeigt. Die Geschichte ist bewegend formuliert und der männliche Leser hat mit Ralph Martinelli eine wunderbare Identifikationsfigur. Die Geschichte selbst aber pendelt zwischen ernsthafter Dystopie und Farce. Darauf muss man sich schon einlassen, denn sonst wird man an dem Roman wenig Freude haben.
Das Hörbuch stellt mit einer Laufzeit von 70 Minuten ein gelungenes „Destillat“ eines durchaus umfangreichen Romans dar. Die Geschichte lässt in komprimierter Form und mit gleicher Intensität die Ereignisse des Romans aufleben und führt den Leser in einer guten Stunde in eine fremdartige Welt. Sowohl die Sprecher als auch der Verlauf der Geschichte sind gut gewählt, und so gelingt es, trotz all der Kürzungen eine durchaus überzeugende Umsetzung des Stoffes von Robert Merle zu präsentieren. Natürlich bleibt bei einer so kurzen Fassung der Generalvorwurf bestehen, dass die Umsetzung einfach zu kurz ist, so manches Detail außen vor bleiben musste. Trotzdem ist dies eine durchaus ansprechende Produktion.
8 von 10 Punkten.