Reihe: The Wolf Gift Chronicles, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber
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Der gutaussehende Journalist Reuben Golding soll für die Zeitschrift, für die er arbeitet, einen Artikel über das Anwesen Kap Nideck schreiben. Das abgelegene Haus an der nordkalifornischen Küste soll verkauft werden. Das alte Herrenhaus steht bereits längere Zeit leer, der Besitzer Felix Nideck verschwand spurlos. Die Nichte des Hausherrn, Marchant, möchte ihr Erbe aber in guten Händen wissen. Daher gibt es eine Bedingung beim Verkauf, es soll nur an wahre Liebhaber des Hauses und Grundstücks verkauft werden. Marchant zeigt Reuben das interessante Haus und den düsteren Wald, zu dem auch gleich eine düstere Legende mitgeliefert wird. Kap Nideck zieht den Journalisten Reuben in seinen Bann und er überlegt schon, ob er das Anwesen nicht selber kaufen soll.
Das Haus wirkt sofort auf ihn. Es besitzt eine eigene Aura, gemütliche, geschmackvoll eingerichtete Räume und steckt, trotz der Abwesenheit des Besitzers voller Leben mit den alten Büchern, Antiquitäten und Sammlergegenständen. Doch die Besichtigung endet unerfreulich und vorschnell. Einbrecher sind im Haus. Merchant wird getötet, Reuben schwer verletzt, aber nicht durch die Einbrecher. Die Einbrecher selbst wurden bestialisch umgebracht. Reuben meint, ein großer Hund hätte ihn angefallen, aber unverständlicher Weise verschont. Reubens Wunden verheilen erstaunlich schnell und verändert sich. Die Veränderung geht jedoch viel weiter, als er glaubte, denn Reuben wird zum Wolfsmensch. Seine erste Verwandlung von Reuben in den Werwolf war für ihn äusserst erstaunlich.
Der Schreibstil ist typisch Anne Rice. Nach dem Interview mit einem Vampir ist die Autorin das Synonym für spannungsgeladenen Mystery-Thriller. Die Leser können sich also sicher sein, keine kuschelige und romantische Werwolf Geschichte in der Hand zu halten. Reuben als wölfische Kreatur handelt nicht zimperlich, aber doch irgendwie ehrenhaft. Für zartbesaitete Menschen ist der Roman nicht geeignet, denn manche Szenen sind brutal und blutig. Zur Abwechslung finden sich in diesem Buch viele erotische Stellen. Dennoch ist es keine Romantik-Fantasy, wie sie lange Jahre in Deutschland gefragt war. Andererseits finden sich aber viele religiöse Sichtweisen, die nicht unbedingt meinen Geschmack finden. In einem Unterhaltungsroman finde ich dies überflüssig und kontraproduktiv. Anne Rice steht für imposante und aussergewöhnliche Geschichten kann mit Worten umgehen wie keine Zweite. Die dazugehörige Übersetzerin ist demnach auch eine Fachkraft auf ihrem Gebiet. Der Autorin schrieb einen sehr gefühl- und stimmungsvollen Roman, der es gelingt das sogenannte Kopfkino einzuschalten.