Serie/Zyklus: Takeshi Kovacs - Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Schwer verletzt wird Takeshi Kovacs von den Schlachtfeldern eines gnadenlos geführten Kriegs geborgen. Bevor er das Bewusstsein verliert, bekommt er Kontakt zu einem Kameraden mit Namen Jan Schneider. Dieser erzählt ihm von einem unglaublichen Fund, der sie beide, wenn sie es richtig anstellten, zu gemachten Männern machen würde. Takeshi hört das gerne, denn obwohl er ein so genannter Envoy Elitesoldat war, hat er von diesem Krieg endgültig die Nase voll und greift die Gelegenheit am Schopf. Es geht um ein uraltes Artefakt, genauer gesagt um zwei, denn durch den Torbogen kann man einen fremden Sektor des Alls betreten und darin ist ein Raumschiff einer längst untergegangenen Kultur zu sehen. Dieses Schiff ist ein Vermögen wert, doch Takeshi weiß, er könnte es niemals ohne die Hilfe einer der Konzerne in der Galaxis bergen. So lässt er sich in einem gefährlichen Spiel mit einem fragwürdigen Konzern ein. Doch in diesem Spiel gibt es weit mehr als zwei Mitspieler und ein Katz und Maus Spiel beginnt.
Hatte sich Richard Morgen bei seinem Erstlingsroman noch bei den Detektivgeschichten des Film Noir bedient, so dominiert dieses mal das Westerngenre. Auch dort würde dieses Plot funktionieren: Im mexikanischen Krieg desertieren zwei Söldner um einen sagenumwobenen Schatz zu heben. Sie engagieren einen Reihe Leute, den sie nicht richtig trauen können und haben eine ganze Reihe von Gegenspielern. Und dann ist da ja noch der Krieg. Was kommt einem in den Sinn, wenn man so ein Plot liest? Richtig, es gibt sehr viele Schießereien. Nun, das ist im Buch auch kein bisschen anders, aber wenn Morgan versucht das ruchlose Wesen des Krieges in allen Facetten darzustellen. Dadurch, dass jeder einen Stack, einen Bewusstseinsspeicher, implantiert hat, ist die Angst vor dem Tod nicht mehr ganz so groß und ebenso die Angst vor Vergeltungsmaßnahmen. Es werden viel rücksichtslosere Waffen eingesetzt und drohen, den ganzen Planeten zu verwüsten. Zu Beginn ist das noch recht beeindruckend, aber gegen Ende überspannt der Autor den Bogen. Anstatt dem Leser mehr von dem Raumschiff zu zeigen und über die Hintergründe des untergegangenen Volks zu schreiben, wendet er sich voll dem Westernplot zu und lässt Takeshi metaphorisch gesehen durch Blut waten.
Trotz all dem Blut ist aber gefallene Engel ein durchaus gelungener Roman mit vielen frischen Ideen, die die Science Fiction bereichern. Obwohl also das Grundplot eher abgedroschen ist, hat Richard Morgan durch die Transformation in das SF Genre etwas Neues geschaffen. Sein Stil, durchgehend in der Ich-Form, ist gut und routiniert. Man versteht all die, teilweise unfassbaren, Handlungen eines Takeshi Kovacs. 7 von 10 Punkten.