Titel: Galdäa - Der ungeschlagene Krieg Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Jana Hakon sitzt seit Jahren in einer psychiatrischen Klink fest. Tatsächlich ist sie Gefangene und ihre Häscher wollen erreichen, dass sie allmählich vergisst, wer sie ist. Doch sie würde nie vergessen, dass sie Ja’ana K'jonasoidt Hakon T’Arastoydt ist, eine Galdani, fern ihrer Heimat. Obwohl sie menschenähnlich sind, verfügen Galdani über erstaunliche Fähigkeiten, vor allem über eine perfekte Körperkontrolle und multiple Persönlichkeiten. Beides versetzt sie in die Lage, optimal auf alles zu reagieren, und als es Jana gelang, die Verabreichung all der Mittel zu verhindern, die ihre Kräfte dimmen sollten, ist die Flucht von der Anlage ein durchaus leichtes Unternehmen. Doch dann beginnen die Probleme erst. Wie soll sie mittellos nach Galdäa kommen - zumal eine ganze Welt nach ihr sucht. Ein Freund, der Musiker Markus Hataka, bietet Hilfe an, doch er lebt auf eine anderen Welt. Während dieser sich jedoch mit dem Problem beschäftigt, übernimmt der Student Michael Sanderstorm als Abschlussarbeit für sein Studium das Thema „Galdäaischer Krieg“ und tritt damit eine Lawine von Ereignissen los, die die ganze Galaxis erschüttern könnten.
Autor Karsten Kruschel konnte bereits im letzten Jahr mit Vilm begeistern und gewann zurecht den Deutschen Science Fiction Preis für den besten Roman des Jahres. Wie Vilm ist nun auch Galdäa das Resultat alter Manuskripte aus den späten 80ern und frühen 90ern. Man kann dem Wurdack Verlag gar nicht genug danken, dass diese Werke aus der Feder Kruschels nun doch einer bereiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden (wobei ich mir hier nicht ganz sicher bin, ob die teilweise Veröffentlichung von Galdäa Ende der 1980er Jahre vielleicht nicht sogar mehr Leute erreicht hat, wenn man bedenkt, zu was für einem Nischenmarkt die Science Fiction in den letzten 20 Jahren geschrumpft ist).
Wie schon in Vilm wartet Kruschel auch in Galdäa mit interessanten Idee auf und wieder ist es die fremde Kultur, die besonders zu faszinieren versteht. Mit drei Handlungsebenen wird die Geschichte erzählt und alle drei streben allmählich dem Höhepunkt entgegen. Das Tempo stimmt also und auch der Informationsfluss: Es ist schon sehr interessant, dass man über den Krieg, der die ganze Geschichte bestimmt, erst sehr, sehr spät etwas erfährt. Aber genau das machte den Reiz des Buches aus, denn hätte man tatsächlich alles von Beginn an gewusst, wäre sehr viel Spannung verloren gegangen. So aber geizt der Autor mit Informationen und erhöht so den Lesegenuss, denn ebenso wie die Protagonisten spekuliert der Leser nun über die Hintergründe und versucht sich einen Reim aus den Ereignissen zu machen. Einziger, kleiner Kritikpunkt ist vielleicht das ein wenig wirre Ende. Hier entschlüpft die Geschichte zu Beginn des letzten Viertels etwas der Kontrolle des Autors, aber vor dem Schluss wird alles wird in ein stimmiges Ende geführt - also nicht so schlimm.
Fazit: Karsten Kruschel erfüllte die nach Vilm sehr hohen Erwartungen und präsentiert erneut einen Roman, der sicherlich zu den besten deutschen SF-Romanen des Jahres gezählt werden muss. Das Buch hatte für eine Publikation des Wurdack Verlags einen recht großen Umfang, aber das ist sicherlich der bessere Weg, als das Buch wie bei Vilm zu trennen. Deutschen SF-Lesern sei dieses Buch auf jeden Fall wärmstens empfohlen.
8 von 10 Punkten.