Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Man könnte Richard Laymon durchaus als Hardcore-Vertreter des Horrorgenres bezeichnen. Den Autor allein auf diese Bezeichnung zu beschränken, wird ihm allerdings keineswegs gerecht. Dies zeigt der Erzählband „Furien“, in dem sich Geschichten aus den 80ern und 90ern befinden. Anhand einer Novelle sowie zwölf Kurzgeschichten beweist der Autor, mit welchen verschiedenen Stilmitteln er hantiert.
Den Anfang macht eine typische Laymon-Story mit dem Titel „Furien“. Darin beschreibt er, wie Marty von ihrem früheren Vergewaltiger erneut heimgesucht und gepeinigt wird. Auch hier stehen exzessive Gewalt und Sex im Vordergund. Doch zugleich kreiert Laymon eine ungeheure Spannung, die die gesamten 140 Seiten anhält. Die Story erscheint zudem wie ein Blick hinter die Kulissen der Kleinstädter und damit wie eine Satire auf oberflächliche Moral. Speziell der moralische Aspekt schleicht sich auch in die übrigen Geschichten ein. Laymon macht sich im Grunde genommen lustig über die Gesellschaft und dies auf wunderbar ironische und gemeine Art und Weise.
In seinen Geschichten begegnen wir u. a. einem nervenden, schlecht erzogenen Mädchen, das seine gerechte Strafe bekommt, einem sadomasochistischen Bibliotheksangestellten, einem Anhalter, der auf einsamen Landtraßen sein Unwesen treibt, oder um ehemalige Serienmörder, in deren Gärten jemand anderer seine Opfer ablegt. Auch ist da der Privatdetektiv, der als Vorkoster engagiert wird, sowie Hinterwäldler, die harmlosen Menschen nachstellen.
Zwischendurch zeigt sich auch Laymons quasi-romantische Seite. In „Die Maske“ erzählt er von einem Lehrer, der nachts einer seltsam verschleierten Frau begegnet und sich unsterblich in sie verliebt.
Insgesamt zeigt sich in den Erzählungen eine große Bandbreite von Richard Laymons Können. Manche davon erinnern an Ray Bradbury, andere erweisen sich als rasend und wiederum andere liefern surrealen Horror. Ihre Gemeinsamkeit liegt darin, dass sie sehr spannend und dicht sind. Laymons Erzählband ist daher gute und vielseitige Horrorunterhaltung. Wer sich einen Überblick über sein Schaffen machen möchte, kann ohne weiteres nach diesem Band greifen.